Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
als Zivilist Ihre Bücher schreiben.“
Cletus schaute ihn ungerührt an. „Ich habe meinen Abschied bei der Allianz bereits eingereicht“, sagte er. „Ich habe auch auf meine Erdenbürgerschaft verzichtet. Dafür habe ich mich um die Staatsbürgerschaft bei den Dorsai beworben, und meinem Antrag wurde stattgegeben.“
Fledermaus zog die Augenbrauen hoch. Sein hartes, kompetentes Gesicht sah für einen Augenblick fast dümmlich aus. „Sie wollen“, fragte er, „aus der Allianz austreten?“
„Ich will nur emigrieren, das ist alles“, sagte Cletus und schenkte dem General ein kleines Lächeln. „Machen Sie sich nichts draus, General. Mir liegt ebensowenig daran wie Ihnen, aller Welt zu erzählen, daß ich Sie für ein Wochenende in meinem Büro eingesperrt habe. Man wird annehmen, daß es sich um einen Spion der Neuländer gehandelt hat, der in mein Büro eingedrungen ist, dort eingeschlossen wurde und es schließlich fertigbrachte zu entkommen.“
Ihre Blicke kreuzten sich für einen Augenblick, dann schüttelte Fledermaus den Kopf. „Wie auch immer“, sagte er. „Wir werden uns nicht mehr wiedersehen.“
Er drehte sich um und verließ das Zimmer. Cletus starrte an die Decke, bis er einschlief.
Mondar kam erst am nächsten Nachmittag und entschuldigte sich, daß er nicht früher kommen konnte.
„Die Nachricht, daß Sie mich sprechen möchten, wurde mit der gewöhnlichen Post zugestellt“, sagte er und nahm in einem Sessel neben Cletus’ Bett Platz. „Offensichtlich hielt es der gute Doktor nicht für eilig, mir Ihre Botschaft zukommen zu lassen.“
„Nein“, sagte Cletus. „Er kennt die Zusammenhänge nicht.“
„Er dachte wohl, ich würde Ihnen sagen, daß ich – oder besser wir Exoten – Ihnen sowieso nicht helfen können“, sagte Mondar langsam. „Ich fürchte, er dürfte recht haben. Nachdem ich Ihre Nachricht erhielt, habe ich einen Bekannten hier im Krankenhaus angerufen. Man sagte mir, daß Ihr Körper aus psychischen Gründen jedes fremde Organ abstößt.“
„Das stimmt“, bestätigte Cletus.
„Er sagte mir, Sie glauben, daß vielleicht ich – oder auch irgendein anderer Exote, der mit Ihnen arbeitet – in der Lage wäre, eine solche psychische Reaktion zu überwinden, bis die Transplantation eines Beines geglückt ist.“
„Ist so was nicht möglich?“ Während er dies sagte, beobachtete Cletus den Exoten aufmerksam.
Mondar schaute vor sich hin und glättete das blaue Gewand, das seine gekreuzten Knie bedeckte. Dann hob er den Blick und schaute Cletus an.
„Unmöglich ist es nicht“, sagte er. „Nicht bei jemandem wie mir, der ich von Kindesbeinen an in der geistigen und physischen Selbstbeherrschung geschult wurde. Ich kann den Schmerz ausschalten und selbst mein Herz stillstehen lassen, wenn ich will.
Ich könnte, wenn ich wollte, sogar meine Immunreaktionen unterdrücken – selbst bei jener Art psychologischer Abwehr, die bei Ihnen vorliegt … Cletus, Sie verfügen über eine ganze Menge natürlicher Begabung, doch Ihnen fehlen all die Jahre der unausgesetzten Übung. Selbst mit meiner Hilfe wären Sie nicht in der Lage, den Abwehrmechanismus Ihres Körpers zu steuern.“
„Sie sind nicht der einzige, der den Schmerz ignorieren kann“, meinte Cletus. „Ich kann es auch, und das wissen Sie genau.“
„Können Sie das wirklich?“ Mondar wirkte interessiert. „Natürlich können Sie das, wenn ich’s mir recht überlege. Damals beim Etter-Paß und auch diesmal bei Zweistrom, als Sie wieder einmal Ihr Knie verletzten, haben Sie ihr Bein über Gebühr strapaziert, wobei Sie eigentlich unerträgliche Schmerzen hätten haben müssen.“
Seine Augen wurden schmal, und ein nachdenklicher Ausdruck trat in sein Gesicht. „Sagen Sie – bekämpfen Sie eigentlich den Schmerz? Ich meine, wollen Sie einfach nicht zugeben, daß Sie Schmerzen haben? Oder ignorieren Sie den Schmerz – das heißt, daß Sie sich des Schmerzgefühls voll bewußt sind, aber nicht zulassen, daß der Schmerz Sie berührt?“
„Ich ignoriere ihn“, erwiderte Cletus. „Ich fange damit an, daß ich mich entspanne, bis ich das Gefühl habe zu schweben. Schon allein durch diese Entspannung läßt der Schmerz deutlich nach. Dann arbeite ich weiter an mir und versuche, den restlichen Schmerz zu vertreiben, bis nichts weiter mehr übrigbleibt als eine Art Druckgefühl. Ich weiß genau, wann es wieder zunimmt oder abnimmt oder ob es ganz verschwindet, aber es bereitet mir weiter keine
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