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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Kompanie angreifen?«, fragte Fenna.
    »Eine halbe Kompanie wie diese? Warum nicht? Ich kann mir ehrlich gesagt kaum etwas vorstellen, was ein paar Panzerlöwen nicht angreifen würden.«
    »Na wunderbar«, ächzte Fenna. »Ich brauche ja wohl nicht extra zu erwähnen, dass diese Spuren ziemlich frisch aussehen. Ich erwarte Wachsamkeit in alle Richtungen, Männer. Wer eine Bewegung sieht, ruft diese aus. Besser einmal wegen einer Kleinigkeit in Unruhe versetzt, als zu spät reagiert.«
    In der folgenden Stunde riefen die Männer mehrere Arten von Bewegungen aus, sodass die Kompanie sich beständig selbst erschreckte. Einmal war es ein karger Gewürzbusch, der im Wind rüttelte. Einmal ein dunkler Waran, der zwischen zwei Steinen hindurchlugte und dabei wie zögernd vor- und zurückschwankte. Einmal war es ein Echsengeier in großer Entfernung. Einmal eine Wolke, die einen Schatten warf. Fenna ermahnte die Männer nun doch wieder zu mehr Ruhe, sonst würden sie – das konnte er spüren – sich bald in grundlose Panik hineinsteigern.
    Am späten Nachmittag, als die Sonne bereits tief im Westen stand und die Schatten lang und länger wurden, kamen endlich die zwei Säulen in Sicht, jene Felsformation, die auch am morgigen Tag noch zur Orientierung dienen sollte. Die Säulen bestanden aus nacktem, vom Wind schmal geschliffenem Sandstein und mochten an die dreißig Schritt hoch sein. Wenn die Kompanie von hier aus zurückblickte nach Süden, konnte sie sehen, dass die nördliche Seite des Felsenwüstengebirges eine ganz andere Farbe hatte als die südliche. Nach Süden, auf die hesselysche Ebene hin war das Gebirge grau und grün, weil durchsetzt mit Bäumen, Sträuchern und Moos. Nach Norden, zu den Affenmenschen, sah es beinahe gelb aus, an einigen Stellen auch dunkelrot. Wie ein blutender Schwamm.
    Mit Einbruch der Dunkelheit wurde es empfindlich kühler, ein deutlicher Unterschied zur Ummantelung Carlyrs. Nelat und Jonis begannen sogar, mit den Zähnen zu klappern. Fenna und Gyffs ließen noch weitermarschieren, bis der Himmel so finster geworden war, dass die zwei Säulen sich nicht mehr abzeichneten. Dann richtete der Trupp ein Nachtlager ein, mit dem Planwagen als Mittelpunkt. Auf Feuer verzichteten sie, da sie keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich lenken wollten.
    Die Wachen wurden nicht nach Zügen, sondern nach Quartierszugehörigkeit eingeteilt. Fenna und Gyffs gingen davon aus, dass Männer, die es gewohnt waren, sich einen Raum zu teilen, eher aufeinander eingespielt und auch über die Müdigkeitsanzeichen der anderen besser unterrichtet waren als solche, die einfach nur tagsüber zusammen ausgebildet wurden.
    So gab es also vier Wachgruppen: Leutnant Gyffs, Kindem, Kertz und Stodaert übernahmen die erste Schicht. Korporal Deleven, Teppel, Ekhanner und Emara die zweite. Leutnant Fenna, MerDilli, Jonis und von den Holtzenauen die dritte, und Korporal Garsid, Nelat und Behnk die letzte. Jede dieser vier Gruppen sollte zwei Stunden lang Wache halten, sodass die Nachtruhe insgesamt acht Stunden dauern würde und jeder sechs Stunden Schlaf bekam. Die drei Zivilisten wurden nicht ins Wachehalten eingebunden, obwohl Emjen Raubiel mehrfach versicherte, dass er einen sehr leichten Schlaf habe, solange seine Ware noch nicht »in trockenen Tüchern« sei.
    Die nicht an der ersten Wachschicht Beteiligten hatten sich gerade auf dem trockenen Boden in ihre Decken gewickelt, als Leutnant Fenna seine Decke von sich schleuderte und zu Korporal Garsid hinüberhuschte. In der Finsternis sahen fast alle Soldaten gleich aus, aber Garsids Glatze schien gestreutes Sternenlicht zu spiegeln.
    »Korporal, sind diese Echsengeier eigentlich auch nachts auf Beute aus?«
    »Ähhh, das weiß ich nicht mit Sicherheit, Leutnant. Ich habe noch nie einen in der Nacht kreisen gesehen, aber in der Dunkelheit sieht man ja sowieso nicht viel.«
    »Danke, Korporal.« Fenna ging geduckt zu Gyffs hinüber, die gerade mit Kindem, Kertz und Stodaert absprach, wo sich die einzelnen Wachtposten aufstellen sollten. »Loa? Ich bin’s nur. Achtet auch auf den Himmel, auf die Echsengeier. Ich habe sie bis in die Dämmerung hinein immer noch kreisen gesehen. Nicht, dass sie versuchen, sich einen zu greifen, der im Lager ganz außen liegt.«
    »Wir achten auf alles. Jetzt leg dich schlafen«, sagte Gyffs, die ein bisschen verärgert war, dass Fenna ihr solche Überlegungen nicht selbst zutraute.
    »Und sag auch der zweiten Schicht Bescheid, wenn ihr sie

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