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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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schien schon wenige Hundert Schritt jenseits des zivilisierten Kontinents eine andere, rötlichere, feindseligere Färbung anzunehmen.
    Die Füße der Männer, die Hufe der Pferde und die Räder des schwer beladenen Planwagens wirbelten erstaunlich viel Staub auf. Fenna fragte sich, wie Gollbergs Mannen beim zügigen Reiten damit klarkamen und ob sie sich schon jetzt die Schutztücher vor die Gesichter binden sollten. Aber Gyffs marschierte ungerührt, also wollte auch er sich keine Blöße geben.
    Der erste Streckenabschnitt war durch eine Art Weg gekennzeichnet, der von Gollbergs Erster Kompanie kontinuierlich breit geritten worden war. Bis die Sonne hoch im Zenit stand, folgte die Dritte nun diesem gerade nach Norden führenden Weg; dann erlaubten die Leutnants den Männern die erste Rast.
    Rötlicher Staub klebte an allen verschwitzten Gesichtern. Die weißen Zähne der Männer leuchteten deshalb beim Scherzen und Plaudern umso heller. Der Schreiber Lement sprang hinten vom Wagen und vertrat sich ein wenig die Beine. In der Ferne konnte Fenna mehrere Echsengeier kreisen sehen.
    »Meinst du, dass die sich auf einen marschierenden Trupp stürzen?«, fragte er Garsid, dessen Glatze ganz mit feinem Staub überzogen war.
    »Unwahrscheinlich, Leutnant. Ich kann nur vier Geier zählen, und wir sind zweiundzwanzig bewegliche Objekte. Vielleicht würden sie uns angreifen, wenn sie zu fünfzehnt wären. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Delevens Zug sollte ein Auge auf die Viecher halten.«
    Fenna gab diese Informationen an Korporal Deleven weiter. Der nickte nur.
    Bislang hielten alle Männer das Tempo gut durch, die Belastungsmärsche in Unwetter und mörderischer Hitze hatten Resultate erzielt. Der Blättermond war ohnehin für eine solche Aktion ein verhältnismäßig guter Mond. Es war nicht mehr quälend heiß, aber auch noch nicht klirrend kalt. Der Oberst und der Hauptmann hatten den Grünhörnern wohl nur Bewältigbares zumuten wollen.
    Die Männer tranken Wasser, das der Planwagen reichlich in Fässern transportierte, und aßen zu Mittag Brot und nur mild gesalzene Brühwurst. Lement entfernte sich ein wenig weiter vom Lager, als es Fenna lieb war, aber gerade als er sich aufraffte, um den Schreiber zurückzuholen, begann dieser schon wieder Richtung Planwagen zu schlendern. Die Männer schwatzten verhältnismäßig wenig. Sie nutzten die Zeit zum Verschnaufen, Trinken und Essen.
    Dann ging es weiter. Raschelnd und klappernd schnürten alle sich ihre Ausrüstung auf. Behnks hölzerner Glückslöffel wurde mit Blicken bedacht wie eine Kompaniestandarte, wie ein Symbol, das nicht verloren gehen durfte.
    Sie marschierten. Der Himmel hing tief und bleifarben, von Windböen bewegt, die den Boden nie erreichten. Lebewesen waren kaum zu sehen. Die Echsengeier, die in der Ferne kreisten. Ein Lurch mit sechs Beinen. Eine ölig glänzende Schlange, die über einen Felsbrocken glitt und deren Berührung sicherlich giftig war. Ansonsten schien es hier nicht einmal Insekten zu geben – in der Luft summte oder schwirrte nichts, und es war auch kein Vogelgezwitscher zu hören. Die Füße der Soldaten und die Räder des Wagens rührten beständig Staub auf, die Kompanie erzeugte ihren eigenen Dunstschleier.
    Das Land war offen in jeglicher Richtung. Selbst das, was unter dem Boden lauern mochte, war unbekannt. Nach der schützenden Ummauerung der Festung und ihrer darüber noch hinausgehenden Einfassung zwischen zwei Klippen rief die Weite des Landes ein Gefühl der Schutzlosigkeit hervor. Als ob alle Kräfte, die hier wirken mochten, ungehinderten Zugriff hatten auf die Dritte Kompanie.
    Am Nachmittag stießen sie auf eine seltsame Spur. Sie kreuzte den Reitweg im rechten Winkel. Garsid erkannte Pfoten, die mit ausgeprägten, breiten Krallen besetzt waren.
    »Ein Drache«, hauchte Ildeon Ekhanner.
    Doch Onida Raubiel wusste es besser. »Panzerlöwen«, sagte sie. »Wahrscheinlich zwei. Eigentlich sind sie Einzelgänger, aber in Paarungslaune finden sich zwei oder sogar mehrere zusammen.«
    Das Wort »Paarungslaune« verharrte eigentümlich in der Luft. »Wie groß sind diese Panzerlöwen eigentlich?«, erkundigte sich Gyffs.
    »Beinahe so groß wie ein Rind«, sagte jetzt Onidas Vater. »Ich habe mal eine Gruppe von Großwildjägern begleitet, als ich noch jünger war. Sie waren zu sechst, und sie haben alle mitgekämpft, um einen Einzigen dieser Löwen zu überwältigen.«
    »Würden zwei oder drei dieser Tiere eine

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