Die Soldaten
Leib in etwas Weiches, das selbst der Routine jahrelanger Übungseinheiten nicht mehr gehorchen wollte.
Korporal Garsid stellte sich zum Kampf. Hinter ihm formierten sich Emara, Jonis, Kindem und MerDilli. Kertz stand etwas abseits und schrie etwas. Er sah begeistert aus. Behnk und Teppel jedoch funktionierten nicht. Die Todesangst ihres Leutnants sprang auf sie über wie eine ansteckende Krankheit. Behnk weinte schon wieder. Teppels Hosenbeine wurden nass.
»Angriff!« war das Wort, das »Scheusal« Kertz widersinnigerweise schrie.
Korporal Garsid nahm es auf. »Angriff!«
Loa Gyffs wandte sich nach hinten um. Dort sprang Korporal Deleven vom davonrasenden Wagen, rollte sich ab, kam völlig außer Balance hoch, fing sich im Rennen, zückte seinen Kurzbogen. Ihm folgte Leutnant Fenna, der weitaus ungeschickter als Deleven auf den Boden prallte, sich mehrmals überschlug und erst mal benommen liegen blieb. Der Rest des Fernwaffenzuges war ein Tumult unentschlossener Leiber in der hinteren Öffnung der Wagenplane. Einer gab aus lauter Hilflosigkeit einen Schuss ab. Der Pfeil trudelte ziemlich genau auf Leutnant Gyffs zu und zog dann hoch über ihren Kopf. Sie folgte der Flugbahn mit den Augen in die Wüste, bis sie die Panzerlöwen wieder im Blick hatte.
Es waren riesige Raubkatzen mit gefletschten Zähnen, ihre Schultern auf gleicher Höhe mit Behnks Gesicht. Allein von ihrer Masse her konnten sie auch einzeln eine ganze Gruppe von Menschen umreißen, und sie befanden sich im gestreckten Jagdsprint. Es waren Weibchen; ihnen fehlten die charakteristischen Hornkronenkragen der Männchen. Gyffs hatte einmal gelesen, dass bei den meisten Raubkatzen die Weibchen für das Jagen im Rudel zuständig waren. Sie hetzten ihre Beute oder sprangen sie einfach an. So wie jetzt.
Gyffs schrie und zog endlich ihren Armeesäbel.
Die vorderste Löwin stieg hoch und warf sich von schräg oben auf Garsid, Emara und Jonis. Garsid schien ihr entgegenzusteigen, rammte ihr seinen Säbel in den weichen Unterleib. Ihre Krallentatzen dröhnten auf die Schilde. Alles ging zu Boden. Alles brüllte und fauchte.
Die zweite Löwin sprang ganz gezielt Ellister Gilker Kindem an. Er war der Größte von allen, vielleicht die größte Gefahr oder die ertragreichste Beute. Kindem plärrte unter dem Ansturm wie ein Neugeborenes. Sensa Merdilli eilte ihm zur Seite und hieb wie ein Irrer auf das abgebremste Tier ein.
Die dritte Löwin schlenzte an den Kämpfen vorüber, wollte weiter, vielleicht dem Wagen und den köstlichen Pferden hinterher, doch »Scheusal« Kertz stellte sich ihr in den Weg. Er war ein toter Mann – Loa Gyffs sah ihn zerfetzt im Grab, immer noch grinsend, während seine Augengläser Löcher in die Welt brannten. Sie musste ihm beistehen. Sie musste Kindem und MerDilli beistehen. Sie musste Garsid, Emara und Jonis beistehen.
Die Bestien hatten sandfarbenes Fell. Ihr Rücken und ihre Flanken waren bedeckt mit fischschuppenartig angeordneten Hornplatten, die ihnen den Namen Panzerlöwen eingebracht hatten. MerDillis Hiebe klangen, als würde jemand auf Dachschindeln eindreschen. Die Muskeln der Katzen ließen ihr Fell in immer neuen Konturen schimmern. Kertz und die Löwin standen sich jetzt gegenüber. Vielleicht irritierten sie seine gläsernen Augen. Loa Gyffs rannte dorthin, wobei ihr die Distanz unglaublich weit vorkam und ihre Beine absurd kurz. Sie rempelte gegen Breff Adirony Teppel, der einfach umkippte. Vielleicht war er vor Angst gestorben. Dafür war aber plötzlich Alman Behnk neben ihr. Flennend rannte er in einer Art übertriebenem Gleichschritt an ihrer Seite.
Die Löwin, die Garsid, Emara und Jonis umgerissen hatte, richtete sich wieder auf. Ihr Maul und ihre Zähne trieften von Blut. Emara und Jonis versuchten, unter ihren Tatzen wegzukommen. Beide schrien sie vor Entsetzen. Ein Pfeil sirrte herbei und traf die Löwin an der gepanzerten Schulter. Klackend wurde der Pfeil abgelenkt in den zerwühlten Sand. Deleven schoss abermals. Die Einöde um ihn herum bockte wie ein ungezähmtes Pferd, denn er schoss im Rennen. Der zweite Pfeil ging knapp daneben.
Kindem lag plärrend am Boden, während die Löwin seinen Schildarm mitsamt dem Schild zerkaute. MerDilli rackerte sich an ihrer Panzerung ab wie ein Diamandaner Sklave in einem Bergwerk der Silbernen Krone. Seine Hiebe schienen aber erste Wirkungen zu entfalten, denn Hornsplitter sirrten um ihn herum wie aufgebrachte Wespen.
Kertz griff seine Löwin an. Der
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