Die Soldaten
Hälfte unserer Kompanie war nicht zur Stelle.«
»Ich weiß. Komm jetzt! Was ist mit Behnk?«
»Nur ein Schock.«
»Und Teppel?«
»Keine Ahnung. Ist von ganz alleine umgefallen.«
»Verfluchter Mist!«
»Eremith, wenn …« – Gyffs musste schlucken – »… wenn Lement das alles ordnungsgemäß meldet, sind wir als Offiziere erledigt.«
»Wir werden nichts vertuschen. Das sind wir Garsid schuldig.«
»Ist er wirklich …?«
»Sieh ihn dir doch an. Ihr Götter! Warum konnte es nicht mich erwischen – ich bin so eine verfluchte Schlafmütze, ich hasse mich selbst!« Die beiden Leutnants gingen zu dem vielen Blut hinüber. Das der Raubkatze war mit Garsids ineinandergeflossen. Garsids Leib war eine Ruine, der Brustkasten eingedrückt, das halbe Gesicht von Zähnen weggerissen. Der rechte Arm war glattweg durchgebissen, da hatte sich der Korporal wohl schon nicht mehr wehren können.
Jovid Jonis ging es verhältnismäßig gut. Der Leib der Löwin, gut dreimal so schwer wie Jonis’ eigener, hatte ihn zwar gehörig gestaucht, ihm aber immerhin nichts gebrochen. Mails Emara schluchzte haltlos und ließ sich einfach nicht beruhigen. Er hatte seinen Korporal aus nächster Nähe sterben sehen.
Alle kümmerten sich nun um Kindem. Von den Holtzenauen hatte den Arm schon versorgt, aber Kindem schlotterte mit kreideweißem Gesicht vor sich hin. »Der Unterarm ist nicht zu retten, Leutnants«, raunte von den Holtzenauen den beiden Offizieren zu. »Aber das kann ich hier in diesem Staubdreck nicht machen. Wir müssen zur Festung, so schnell wie möglich, die Heilerin hat alles da, was man braucht.«
»Wir legen ihn auf den Wagen«, schlug Gyffs vor. »Zwei Mann noch dazu, dann soll Raubiel den Pferden die Peitsche geben, und in ein paar Stunden sind sie in der Festung.«
»Das geht nicht«, widersprach Fenna. »Unser Auftrag lautet, die Raubiels und ihren Wagen zu eskortieren. Wir haben schon genug Scheiße gebaut, wir können jetzt nicht auch noch unseren Auftrag außer Acht lassen.«
»Es geht um Kindems Leben!«
»Im Sinne des Auftrags ist Kindems Leben vernachlässigbar, das weißt du selbst, so ist die Armee. Es geht nicht anders. Wenn wir alle auf den Wagen steigen, ist das für die Pferde eine zu große Belastung, dann ist der Wagen einfach zu langsam. Wir legen also Kindem rauf, den Leichnam von Garsid sowie MerDilli und Jonis, die beiden haben unter Umständen innere Verletzungen, das wird erst Ilintu richtig feststellen können. Für uns andere heißt es: Eilmarsch, bis gar nichts mehr geht. Wir brauchen uns ja nichts mehr aufzusparen. In der Festung ist die Mission zu Ende.«
»Sehr witzig. Was ist mit dir? Du kannst doch kaum laufen!«
Der Schmerz ist meine Strafe für dieses ganze Desaster , dachte Fenna. Laut sagte er: »Das ist nichts. Mir geht es gut. Was zur Hölle ist eigentlich mit Teppel los?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte von den Holtzenauen. »Ich bekomme ihn einfach nicht wach. Aber zu fehlen scheint ihm nichts. Eine tiefe Ohnmacht oder so was.«
»Mann, das kann man ja kaum glauben! Lement, dass du mir alles mitschreibst, jede Einzelheit, verstanden?«
»Leutnant Fenna, ich möchte, dass Ihr wisst, dass es mir schwerfällt …«, versuchte der Schreiber sich zu erklären, doch Fenna ließ ihn gar nicht ausreden.
»Du hast deine Aufgabe. Erfülle sie!«
»Sehr wohl, Leutnant!«
»Teppel kommt also auch auf den Wagen. Nelat, lauf los und hol die Raubiels und ihr Gespann her! Sie scheinen dem Frieden immer noch nicht recht zu trauen. Sag ihnen, wir müssen uns jetzt alle sehr beeilen. Deleven, du bist vorübergehend der einzige Korporal der Kompanie. Du bist weiterhin für deinen Zug verantwortlich, Leutnant Gyffs und ich übernehmen so lange den Infanteriezug. Was gibt es, Behnk?«
Alman Behnk stand mit Tränen in den Augen hinter Fenna und Gyffs. »Leutnants, ich möchte mich formell entschuldigen. Es gab da vorhin … einen Moment der Schwäche … ich war nicht gleich auf meinem Posten …«
»Behnk, was soll der Unfug?«, fragte Fenna streng. »Ich habe dich neben Leutnants Gyffs stehen und kämpfen sehen. Wenn hier jemand einen Moment der Schwäche hatte, dann bin ich das, denn ich war überhaupt nicht auf meinem Posten. Weitermachen, Soldat!«
Rührung trieb Behnk dicke Tränen über die Wangen. »Ich danke Euch, Leutnant! Danke, vielen Dank.«
Fenna fühlte sich eigenartig isoliert. Bei vielem, worüber gesprochen wurde, wusste er gar nicht, worum es
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