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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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mal jemand nachmachen.«
    Gyffs lächelte. »Weißt du, wer noch vollkommen furchtlos war? Wen ich sogar zurückpfeifen musste, damit er nicht die Verfolgung aufnimmt?«
    »Ich kann es mir denken.«
    »Aber als Korporal …?«
    »Nein. Das wäre zu gefährlich für seinen Zug.«
    »Ja. Vielleicht hast du recht. Kindem. Weil er so ziemlich das Schlimmste schon hinter sich hat. Und sich davon nicht unterkriegen lässt.«
    »Eben.«
    »Soll ich Teppels Bestrafung alleine anordnen?«
    »Nein. Ich habe jetzt lange genug herumgelegen. Ich komme mit.«
    Der Soldat Breff Adirony Teppel trug seine formelle Rüge vor versammelter Mannschaft mit Fassung. Aber als Leutnant Gyffs ihn fragte, ob er noch etwas dazu zu bemerken habe, senkte er den Kopf und sagte: »Es tut mir leid, Leutnants. Ich weiß selbst nicht, was da mit mir los war. Aber ich glaube, dass mir das gegen Affenmenschen nicht passiert wäre. Es ist passiert … weil es so große, wilde Bestien waren. Das hat mir Angst gemacht!«
    »Das nehmen wir zur Kenntnis«, nickte Gyffs streng. »Und wir gehen davon aus, dass du noch Gelegenheit bekommen wirst, diese Behauptung gegen Affenmenschen zu beweisen, Soldat Teppel.«
    Teppel nickte und ging seine Strafe antreten. Sein alter Freund Ekhanner klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und wurde für diese kleine Missachtung der militärischen Haltung von seinen Leutnants nicht zurechtgewiesen.
    Am 14. Blättermond kam die Priesterin Secesti erneut nach Carlyr, um das Totengebet zu sprechen. Korporal Garsid war so lange in der Kapelle aufbewahrt worden, in einfaches, helles Tuch gewickelt. Die Nächte waren kalt genug für einen Leichnam; sämtliche Soldaten von Garsids Kompanie hatten sich zur einen oder anderen Stunde eingefunden, um ein Gebet zu sprechen oder still ihres Kameraden zu gedenken.
    Der Grablegungsritus der Priesterin Secesti, so eindrucksvoll er beim ersten Mal noch gewesen war, erwies sich nun als reine Routine. »Im Glanze der Krone bist du zu den Schatten gefallen, aus den Reihen deiner Kameraden hat dich dein Geschick herausgebrochen, aus den Augen der Königin hat dich ein Sturmwind gerissen, das Alter und die Ruhe bleiben dir verwehrt. Garsid, der du ein Korporal gewesen bist der überdauernden Familie Carlyr – Senchak wird dich nicht vergessen, und wir werden dich ebenfalls nicht vergessen. Du bist gefallen als Korporal, deinem Zug vorausgehend, hast deinen letzten Atemzug getan als Korporal, bist dem Tod entgegenmarschiert als Korporal der Infanterie und wirst in Ewigkeit weitermarschieren in den Reihen der Helden, die vor dir gegangen sind und dir nachfolgen werden. Senchak empfängt deinen Geist, gürtet dich neu in Waffen aus silbernem Licht und erfrischendem Tau und führt dich jener Bestimmung zu, die zu erfassen allein den Göttern vorbehalten ist.« Beinahe genau dieselben Worte hatte die Priesterin auch bei der Beerdigung der beiden Kavalleristen gesprochen.
    Garsids Leichnam wurde auf dem Schattenfriedhof in die Erde gesenkt. Es gab dort nun dreiundzwanzig schmucklose Grabstellen, für etwa dreißig weitere war noch Platz.
    Die Grünhörner waren unruhig. Besonders die Formulierung » du bist gefallen als Korporal, deinem Zug vorausgehend « stieß ihnen sauer auf. »Das klingt ja, als würden wir bald alle draufgehen«, murrte Sensa MerDilli, und niemand widersprach ihm. Auch dass die Priesterin nichts Persönliches über Garsid zu sagen hatte, enttäuschte. Aber die Soldaten der Dritten mussten sich eingestehen, dass auch niemand von ihnen mehr über Garsid wusste, als dass er aus Galliko stammte und einer von ihnen gewesen war. Selbst seine beiden Zimmergenossen aus Raum I, Nelat und Behnk, hatten keinerlei Kenntnisse von Angehörigen, Vorleben, Besitztümern, Interessen.
    Leutnant Fenna beschloss, sich bei Oberst Jenko in dessen Büro erkundigen zu gehen. »Besitzt die Armee eigentlich Unterlagen über die Angehörigen ihrer Soldaten?«
    »Ihr fragt wegen Korporal Garsid, nehme ich an? Nun. Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe hier zum Beispiel eine Leutnant Gyffs, über die weiß ich eine ganze Menge. Vater, Mutter, sechs Geschwister, eine Heimatadresse und eine Stationierungsadresse auf der Akademie Uderun. Und dann habe ich hier einen Leutnant Fenna. Nichts. Keine Eltern, keine Frau, keine Kinder. Wie vom Himmel gefallen, der Mann.«
    Fenna lächelte. »Zu meinen Eltern habe ich keinerlei Kontakt mehr. Sie waren … dagegen, dass ich zum Militär gehe.«
    »Aber wie kann man

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