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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Korporal Garsids Tod. Der Riss, der noch unterwegs den Infanterie- vom Fernwaffenzug getrennt hatte, wuchs langsam wieder zu. Alle Infanteristen hatten mitbekommen, wie immerhin der Fernwaffenkorporal Deleven mit seinen Pfeilen zur Stelle gewesen war und ganze Arbeit geleistet hatte.
    Leutnant Fenna ließ sich nicht blicken, den ganzen 12. Blättermond über. Er wurde wohl wegen seines Beines behandelt. Leutnant Gyffs tauchte ebenfalls nicht auf. Also tat man nichts, schlief viel, kurierte die vom Marschieren strapazierten Füße und genoss die Verpflegung, die das Leben in der Armee einem bot.
    Am 13. Blättermond wurde Fenna im Lazarett von Hauptmann Gollberg aufgesucht. Unwillkürlich versuchte der Leutnant, im Bett Haltung anzunehmen, woraufhin Gollberg ihm ein »Liegt bequem« gestattete. Er wollte Fenna lediglich darüber in Kenntnis setzen, dass die Erste Kompanie nun aufbrach, um das neu angelegte Proviantlager zu nutzen.
    »Und das Donnerwetter?«, hakte Fenna nach.
    »Welches Donnerwetter?«
    »Unsere Mission. Das Missgeschick, das uns unterlaufen ist. Wann bekommen wir dafür den Kopf gewaschen?«
    »Es gibt Wichtigeres, Leutnant. Eure Mission war kein Misserfolg. Der Proviant wurde vergraben, die Raubiels und ihr Wagen beschützt. Dass Ihr Verluste hattet – wer könnte darüber weniger verwundert sein als ich? Ich habe bei einem meiner letzten Vorstöße sogar zwei Männer eingebüßt. Immerhin kennt Ihr jetzt das Land dort draußen. Und, was haltet Ihr davon?«
    »Es ist … gefährlicher, als ich mit Worten auszudrücken vermag.«
    Der Hauptmann nickte, brach in schallendes Gelächter aus und verließ das Lazarett lachend, bevor Ilintu schimpfen konnte. Die Heilerin mochte es gar nicht, wenn jemand, der nicht behandelt wurde, im Krankenbereich Krach machte.
    Am Nachmittag besuchte Leutnant Gyffs das Lazarett. Sie sah schmal aus, eingefallen. Elender als Fenna.
    Sie unterhielt sich mit Kindem und Jonis. Jonis wollte aus dem Lazarett entlassen werden, fühlte sich schon längst wieder dienstfähig. Und auch Kindem war verhältnismäßig guter Dinge. »Ich bin als Soldat nicht erledigt«, beteuerte er dreimal. »So, wie Ihr uns das Kämpfen beigebracht habt, Leutnant, ist der linke Arm sowieso nur zum Halten des Schildes da. Man könnte mir den Schild fest an den Oberarm binden. Dann kann ich mit rechts weiterhin ganz normal den Säbel führen.«
    »Kindem, willst du den anderen Arm auch noch verlieren?«
    »N – nein!«
    »Aber genau das wirst du dich nun bei jedem Kampf fragen müssen. Werde ich den anderen Arm auch noch verlieren? «
    »Aber … aber was soll ich denn sonst machen? In der Armee habe ich wenigstens Kameraden, die um mich herum sind. Welchen … normalen Beruf kann ich ausüben … mit nur noch einem Arm?«
    Er erhielt keine Antwort. Leutnant Gyffs war überfragt. Mit dem Versuch eines aufmunternden Vorgesetztenlächelns eiste sie sich von dem Versehrten los und kam hinüber zu Fennas Bett. Dort musste sie sich am Gestell regelrecht festhalten.
    »Und? Wie lange sollst du noch hier liegen?«, erkundigte sie sich schwer atmend.
    »Genau genommen kann ich jederzeit aufstehen«, gab Fenna Auskunft. Er widerstand dem Wunsch, aufzuspringen und sie zu stützen. »Aber was wollen wir denn machen? Sollen wir die Männer schon wieder durch die Gegend scheuchen? Zwei bis drei Tage Auszeit nach einer solchen Strapaze sind doch angemessen.«
    »Das mag sein. Aber wir müssen dennoch arbeiten. Zwei Dinge gibt es zu klären. Wir müssen einen neuen Korporal für den Infanteristenzug ernennen. Und ich habe mich mit Lement zusammengesetzt und seinen Bericht studiert. Soldat Teppel ist angesichts eines Angriffes in Ohnmacht gefallen. So etwas nennt man Feigheit vor dem Feind.«
    »Er ist immerhin nicht desertiert.«
    »Nein. Aber wahrscheinlich nur deshalb nicht, weil seine Beine nachgegeben haben. Wir können ihm das nicht durchgehen lassen. Das wäre alleine schon denjenigen gegenüber nicht gerecht, die alles gegeben haben.«
    »Also, was schlägst du vor?«
    »Drei Tage und Nächte Kerker bei Wasser und Brot.«
    »Ich bin einverstanden.«
    »Gut. Und der neue Korporal?«
    »Ich weiß nicht. Jonis wäre eine gute Wahl. Emara wahrscheinlich auch. Aber ich finde, Kindem hat eine Auszeichnung verdient. Wenn er wirklich in der Armee bleiben kann.«
    Gyffs beugte sich zu Fenna hinunter. »Ein einarmiger Korporal? Ist das dein Ernst?«
    »Er hat gegen eine Panzerlöwin standgehalten. Das soll ihm erst

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