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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der du dich erdreistest, jede meine Äußerungen ungefragt zu kommentieren, schon seit geraumer Zeit auf die Nerven. Wird das irgendwann mal besser, oder soll das so weitergehen?«
    »Das könnte besser werden, wenn Eure Anordnungen besser würden, Leutnant Fenna«, entgegnete Resea frech.
    »Soldat Resea?«
    »Was denn?«
    »24 Stunden Gefängnis.«
    »Was? Das ist doch wohl ein Witz! Ich werde ins Gefängnis gesteckt? Wofür denn? Ihr habt einem Offizier Prügel angedroht und auch nur Stubenarrest erhalten!«
    »Soldat Resea?«
    »Was denn noch?«
    »48 Stunden Gefängnis. Und bevor du erneut die Schnauze aufreißt, solltest du dir darüber im Klaren sein, dass ich in der Lage bin, die Zahl 24 bis hoch zur 1000 aufzuaddieren, ohne in allzu große Schwierigkeiten zu geraten.«
    Resea schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sein Gesicht wechselte die Farbe und wurde bleicher und bleicher. Dann ging er wortlos ab Richtung Festungskerker.
    »Na bitte, geht doch«, rief Fenna ihm hinterher. »Bei guter, das heißt: wortloser Führung lasse ich dich vielleicht schon nach 24 Stunden wieder raus. Es liegt ganz allein bei dir, Soldat Resea.«
    Auch die übrigen Männer waren bleich geworden. Nur »Scheusal« Kertz nicht, der prustete mit hochrotem Gesicht die Mauern entlang.
    Als Fenna in die bangen Gesichter von Jonis, Nelat, Stodaert, Emara und Behnk blickte, fühlte er sich doch noch bemüßigt zu sagen: »Mit mir kann man ein leichtes Leben haben, wenn man sich anstrengt und seine Pflicht tut. Aber Unverschämtheiten werde ich jetzt und in Zukunft nicht dulden, ist das verstanden worden?«
    »Jawohl, Herr Leutnant!« Ein vieldeutiges Brummen.
    In der Abenddämmerung machte Fenna mit seinen Leuten – inklusive »Scheusal« Kertz, der inzwischen auf dem letzten Loch pfiff – einen Dauerlauf durch die südliche Umgegend der Festung. Der Himmel war bewölkt und zeichnete sich über den Umrissen der rennenden Soldaten in zartestem Orange.
    Hinterher waren alle zu Tode erschöpft, auch Fenna. Er überzeugte sich noch davon, dass Gerris Resea sicher in einer Zelle saß und dass Yinn Hanitz sich auf dem Weg der Besserung befand. Dann ging Fenna sich waschen und abschrubben und warf sich anschließend auf sein Bett.
    Der immer noch am Ausreiten gehinderte Hauptmann Gollberg sorgte im Hof für Unruhe, weil er mit seinen Reitern Pferdedressuren einstudierte.
    Fenna dachte nach über seine Männer. Resea war neben Deleven und Garsid einer von nur dreien in seiner Kompanie, denen ein oder zwei Tage Übungsrückstand nicht schaden würden, weil sie ohnehin immer zu den Besten und Fähigsten gehörten.
    Vier der Grünhörner jedoch waren inzwischen an ihren Grenzen angelangt. Bei Alman Behnk, Ildeon Ekhanner, »Scheusal« Kertz und Mails Emara mochte es sich nur noch um Tage oder sogar nur Stunden handeln, bis sie zusammenklappten. Behnk verlor schon deutlich an Gewicht, was gut für ihn war, aber dass dies auf Verdauungsprobleme zurückzuführen war, die durch eine andauernde Furcht ausgelöst wurden, war weniger gut. Ildeon Ekhanner verbrachte den größten Teil seiner freien Zeit inzwischen in der Kapelle mit Beten. »Scheusal« Kertz schien von Tag zu Tag ungeschickter zu werden, was sicherlich in einer großen körperlichen und seelischen Erschöpfung begründet lag. Mails Emara schließlich wurde zusehends weinerlicher. Dem einstmals trachtentragenden Bürschlein schien erst jetzt so langsam zu dämmern, dass die Armee ein Leben war, in dem einem andauernd etwas wehtat.
    Dagegen bewährten sich vier der anderen ursprünglich von Fenna als eher problematisch bewerteten Rekruten. Teppel schien sowohl sein Alter als auch seine aufreizende Langsamkeit allmählich in den Griff zu bekommen und sich körperlich in die gestellten Aufgaben hineinzufinden. Jovid Jonis und Tadao Nelat waren beide deutlich belastbarer, als Fenna zu Anfang gedacht hätte. Tapfer hielten sie durch und waren besonders in den Laufübungen immer unter den Behändesten. Auch der junge Adelige, Fergran von den Holtzenauen, gab sich redlich Mühe, seine womöglich anerzogene körperliche Schwächlichkeit zu überwinden.
    Blieben noch drei im Gesamtüberblick: MerDilli, Kindem und Stodaert. MerDilli war körperlich ein Phänomen aus Kraft und Wucht, allerdings dabei ungezügelt bis zur Fahrlässigkeit. Kindem war guter Durchschnitt, aber es gelang ihm nicht, aus seiner außergewöhnlichen Körpergröße Vorteile zu schöpfen. Und Stodaert war ein so

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