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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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räumte Fenna ein. »Aber wenn ich eines Tages von einem Affenmenschen von hinten erschlagen werde, sagt ihr dann: In Ordnung, jetzt lassen wir uns ebenfalls erschlagen, denn unser Leutnant war auch nicht besser? Ich muss euch in dieser Hinsicht leider eine unangenehme Neuigkeit unterbreiten: Wenn ihr hier oben in der Festung Carlyr und jenseits der Felsenwüste bestehen wollt, müsst ihr besser werden. Besser auch als ich. Und ihr müsst vor allem lernen, zwischen Freunden und Feinden zu unterscheiden. Gollbergs Erste Kompanie sind nicht unsere Feinde, sondern sie sind genau die Männer und Frauen, die uns, wenn es ernst wird, das Leben retten werden. Weil wir Seite an Seite mit ihnen gegen die Affenmenschen stehen. Dennoch werden wir beim Manöver mit ihnen den Boden aufwischen. Dennoch werde ich nicht einfach so hinnehmen können, wenn Hauptmann Gollberg mich ins Gesicht schlägt. Dennoch werden wir uns bei unseren Übungen nicht mehr provozieren lassen. Aber nichtsdestotrotz sind das unsere Kameraden, die dieselbe Uniform tragen wie wir und für dieselbe Sache streiten.«
    »Vielleicht könnten wir sie zurückprovozieren, indem wir einfach nur unerhört freundlich zu ihnen sind«, schlug Fergran von den Holtzenauen vor.
    Fenna deutete auf ihn. »Zum Beispiel. Sagt ihnen doch einfach: Ihr werdet schon sehen. Beim Manöver erweist sich, wer wirklich etwas auf dem Kasten hat. «
    »Leutnant, was hat es mit diesem Manöver auf sich?«, fragte Mails Emara.
    »Ganz einfach: Wir treten in einer simulierten Kampfsituation gegen die vierzehn besten Leute aus Hauptmann Gollbergs Kompanie an und werden dabei von einem leibhaftigen General begutachtet. Wir blamieren uns entweder bis auf die Knochen, oder wir feiern unsere Feuertaufe als Kompanie.«
    »Wir werden unsere Feuertaufe als Kompanie feiern, Leutnant«, sagte Ellister Gilker Kindem zuversichtlich.
    »Aber ein Manöver ist normalerweise mehr als ein Kampfspiel«, bemerkte Garsid. »Werden wir zu Musik in Formation am General vorbeimarschieren müssen oder andere Kunststücke aufführen?«
    Fenna musste zugeben, dass er sich über den genauen Ablauf noch gar nicht schlaugemacht hatte.
    Er ging heute in der Offiziersmesse speisen, um sich bei Hobock & Sells nach dem Manöver zu erkundigen.
    Sells plauderte mit vollem Mund. »Das wird eine lustige Sache. Unsere Leute bilden das Rahmenprogramm. Wir machen zuerst eine Schwertkampfdemonstration zehn gegen zehn, und abschließend spielen wir noch einen hübschen Marsch. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft unsere Leute die Festung verlassen haben, um zu üben, auf den Hörnern, die das Bataillon von Hauptmann Veels uns … na ja, sozusagen vererbt hat. Dazwischen, also zwischen den Schwertern und der Musik, werdet ihr aber das eigentliche Hauptprogramm sein. Die Dritte Zweite gegen vierzehn Ausgesuchte aus Gollbergs Erster Zweite. Das Spiel heißt Die Flagge erobern und wird auf zwei Punkte gespielt, wer also zuerst zweimal gewonnen hat, ist Sieger.«
    »Ich kenne das Spiel«, nickte Fenna. »Hat man alle Freiheiten beim Einteilen seiner Männer?«
    »Alle Freiheiten.«
    »Und gespielt wird im Inneren der Festung?«
    »Ja, auf dem Hof.«
    »Das begrenzt das Feld, gut. Und der General und Oberst Jenko schauen zu von wo?«
    »Äh, bei Regen aus dem Büro des Obersts heraus, bei schönem Wetter kann jedoch das Dach der F & L mit einer Balustrade gesichert und wie eine hohe Terrasse genutzt werden.«
    »Das ist gut«, sagte Fenna lächelnd. »Dann kann niemand verletzt werden, falls es unten wild zugeht.«
    »Ihr werdet alles geben, oder?«, fragte Leutnant Hobock.
    »Selbstverständlich. Ich habe Gollberg gegenüber noch eine Ehrenschuld zu begleichen.«
    Am nächsten Tag vertiefte Fenna die Lektionen des Vortages. Die Männer lernten weiterhin, sich mit ihren Holzwaffen zu bewegen. Sie bekamen zusätzlich die Schilde zum Üben. Sie lernten, die Schilde nicht nur zum Blocken gegnerischer Angriffe, sondern auch zum Wegschieben gegnerischer Leiber zu benutzen.
    An diesem Tag musste Fenna erstmals drastische Strafen verhängen.
    Da »Scheusal« Kertz nun bereits zum zweiten Mal ein Holzschwert zerbrach, verdonnerte Fenna ihn dazu, zwanzig Runden entlang der Innenmauer der Festung zu laufen und anschließend ohne Abendbrot ins Bett zu gehen.
    Und da Gerris Resea sich lauthals über diese »peinlich kindische Bestrafung« lustig machte, stellte Fenna sich vor ihn hin und sagte: »Soldat Resea, mir geht die Art und Weise, mit

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