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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sich zur Zeit des Affenmenschenfeldzuges noch nicht in militärischen Diensten befunden und somit solche Bestattungsriten noch nie miterlebt hatten. Sie standen neben der Zweiten Kompanie in Reih und Glied, und zwar draußen vor der Kapelle, weil in dem kleinen Andachtsgebäude nur Platz für wenige war – die Priesterin, Hauptmann Gollberg, Oberst Jenko, Gollbergs Korporäle und die fünf engsten Freunde der Gefallenen aus der Ersten Kompanie.
    Alman Behnk weinte leise, von Jovid Jonis und Ildeon Ekhanner getröstet. Garsid war bleich, hoch aufgerichtet und feierlich. Breff Adirony Teppels Lippen zitterten; wahrscheinlich dachte er an seine beiden Söhne, die ebenfalls als Soldaten der Königin den Tod gefunden hatten. Fergran von den Holtzenauens Augen schimmerten feucht. Gerris Resea gähnte nicht, wie Fenna insgeheim befürchtet hatte, sondern war ebenfalls angespannt, wie sich das für einen anständigen Korporal gehörte.
    In Ermangelung echter Überreste wurden die Ausgehuniformen der beiden Toten auf dem kleinen Friedhof im ewigen Schatten der Ostklippe zur Ruhe gebettet.
    Zwei Tage später erfuhr Fenna durch eine nebenbei fallen gelassene Äußerung des Schreibers Lement, dass Korporal Resea sich am Tag der Beisetzung bereits um eine Versetzung in die Erste Kompanie beworben hatte.
    Unverzüglich stellte Fenna seinen Korporal zur Rede. Die beiden befanden sich beinahe zufällig von allen anderen entfernt in unmittelbarer Nähe der Stallungen, wo Resea sich in seinen freien Stunden öfters aufhielt.
    »Das ist doch wohl ein schlechter Scherz, Korporal?«
    »Was denn, Leutnant?«
    »Wir haben dich vor fünf Tagen erst zum Korporal befördert – und jetzt willst du die Kompanie wechseln, du krummer Hund?«
    Resea bewahrte die Fassung. Fenna schien es nichts auszumachen, dass sich die ersten Umstehenden schon zu dem schreienden Leutnant umblickten. »Ich habe nicht darum gebeten, befördert zu werden, Leutnant Fenna. Ich kann es nicht ändern und nicht rückgängig machen.«
    »Und glaubst du im Ernst, du wirst in der Ersten als Korporal weitermachen können? Die werden dich zurückstufen, bis dir Hören und Sehen vergeht.«
    »Das ist mir klar, Leutnant. Ich bin lieber einfacher Soldat unter Hauptmann Gollberg als ein Korporal unter Fenna und Gyffs.«
    Fenna spürte, wie der Zorn ihn zu übermannen drohte. Er wollte sich auf Resea stürzen und ihn verprügeln, bis er winselte. Aber Resea würde nicht winseln. Er hatte zweimal gut abgeschnitten im Ritterturnier von Endailon. Mit einem Schaudern erinnerte Fenna sich an den furchtbaren Würgegriff, der im nachtfinsteren Waschhaus beinahe das Leben aus ihm herausgepresst hatte. Hilflos drohte er Resea mit dem Finger. »Das wird Konsequenzen haben! Das ist Verrat! Das lasse ich nicht mit mir machen!«
    Fenna wandte sich ab und stiefelte auf die F & L zu. Er ärgerte sich unverzüglich über sein Verhalten. »Verrat« zu schreien passierte eigentlich nur sehr unfähigen, aufbrausenden Offizieren. Reseas glatte, geschmeidige Art brachte etwas in Fenna zum Vorschein, das er selbst verabscheute. Vielleicht war es das Beste, diesen ständigen Störenfried endlich los zu sein. Aber was würde dann aus der Kompanie werden?
    Zu seiner Überraschung war Leutnant Gyffs bereits beim Oberst. Sie hatte den klügeren, offizielleren Weg gewählt, sich zu erkundigen. »Ah, da seid Ihr ja, Leutnant Fenna, tadellos, ich wollte Euch gerade rufen lassen. Also, ich erkläre es noch einmal. Hauptmann Gollberg hat darum ersucht, dass seine Verluste ausgeglichen werden. Ich habe dem zugestimmt. So ist das. Man kann eine Kompanie wie die Erste nicht mit Neurekruten befüllen, das ergibt keinen Sinn. Hobock & Sells geben freiwillig einen der Ihren her, und an die Dritte hatte ich noch gar nicht gedacht – als mir vorgestern unvermutet eine schriftliche Bewerbung Korporal Reseas auf den Schreibtisch flatterte.«
    »Wieso, Herr Oberst, hat Resea von Gollbergs Verlustenausgleich erfahren können und nicht wir Leutnants?«, hakte Fenna nach.
    Jenko zuckte die Achseln. »Das weiß ich auch nicht. Der Vorgang war noch nicht wirklich offiziell. Ich wollte ihn eigentlich erst nächste Woche entscheiden.«
    »Gollberg hat Resea persönlich angesprochen. Er hatte schon seit dem Manöver ein Auge auf ihn geworfen.«
    »Vorsicht, Leutnant, das ist nichts weiter als eine Vermutung! Und selbst wenn es so wäre: Ein Hauptmann hat jederzeit das Recht, sich die besten Leute seines Regiments in seine

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