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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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entblößte einen blutigen Verband über dem Bauch. »Das hat mir der Drecksack angetan. In Kibera. Aufgespießt hat er mich und zum Krepieren liegen lassen wie einen Hund.«
    »Sollten Sie nicht im Krankenhaus sein?«, fragte Jim.
    Er warf einen Blick auf Sarah, die mit dem Stäbchen in ihrem Glas spielte. Sie kratzte sich an der Wange und sah den beiden ungerührt zu.
    Jerome steckte das Hemd in die Hose zurück. Er verzog das Gesicht. »Dazu ist keine Zeit. Sarah meint, Sie könnten mir bei meinem Artikel über Harry helfen.« Er holte eine Packung Schmerztabletten aus der Tasche und drückte sich einige in die Hand.
    »Hängt davon ab, was Sie wissen wollen«, sagte Jim.
    »Was Harry in Ihrem Beisein gesagt hat. Was Sie ihn haben tun sehen. Was immer ihn belastet.«
    »Für wen schreiben Sie? AFP?«
    »
Le Monde
«, sagte Jerome. Mit einem Schluck Orangensaft schluckte er eine Handvoll Pillen.
    Wieder sah Jim Sarah an. Konnte man Jerome trauen? Sarah schien davon überzeugt, sonst hätte sie ihn nicht hergebracht. Zum rechten Zeitpunkt in den Medien bloßgestellt zu werden, könnte Harry zu einem Fehler verleiten.
Le Monde
war eine respektable französische Zeitung mit internationaler Reichweite. Den Versuch war es wert.
    Jim atmete tief durch und gab Jerome einen Überblick über die Ereignisse der vergangenen Tage. Einige wichtige Details wie etwa, dass Maxine ihn hatte umbringen wollen, ließ er geflissentlich aus. Jerome unterbrach ihn nicht ein einziges Mal. Er nickte nur immer wieder und nippte an seinem Orangensaft, bis das Glas leer war. Als Jim geendet hatte, schlug Jerome mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser klirrten.
    »Damit habe ich den Schweinehund«, sagte er. »Jetzt wird er bezahlen.«
    »Die Information ist fürs erste inoffiziell. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn Sie sie benutzen können. Wir sind mitten in den Ermittlungen. Die wollen wir nicht kompromittieren.«
    »Das ist Ihr Problem. Die Story gehört mir. Sagen Sie mir nicht, was ich tun soll.«
    Jim hob zu einer geharnischten Antwort an, aber Sarah legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Jungs, uns läuft die Zeit davon«, sagte sie. »Jim und ich haben in einer Stunde ein Meeting im Ministerium für Internationale Entwicklung.«
    »Mit wem?«, fragte Jerome.
    »Victor.«
    »Victor? Warum?«
    »Er ist Chefberater der britischen UNO-Delegation«, sagte Sarah. »Die verhandeln über UAs Antrag auf eigene Streitkräfte.«
    »Warum hat UA sich nicht an die Amerikaner gewandt?«
    »Weil die Harry bereits aus der Hand fressen. Wegen der Kriegsherren, Terroristen und der anderen Spinner in der Region hat UA sie davon überzeugen können, dass das in Bushs Krieg gegen den Terror passt. Wie auch immer, Victor will aussteigen. Er ist bereit zu reden.«
    »Sehr gut.« Jeromes Lächeln zeigte eine Reihe gebrochener Zähne. »Während ihr im Ministerium seid, treffe ich mich mit Anne. Sie kommt aus Paris.«
    »Anne?«, fragte Jim.
    »Anne Gaillac, Sciences Po. Sie hat Verbindungen zu Interpol.«
    »Nie von ihr gehört. Du, Sarah?«
    »Sie hat uns in Paris über Harry informiert.« Sarah wandte sich an Jerome. »Was halten Sie von Jims Bericht?«
    »Es passt alles zusammen. Damit kriege ich Harry dran.«
    »Durch Ihren Artikel in
Le Monde?
«, fragte Jim.
    »Genau«, sagte Jerome. »Aber zuerst muss ich noch ein wichtiges Treffen arrangieren.«
    »Mit wem denn?«, fragte Sarah. Es hörte sich wie ein Echo auf Jims Frage von früher an.
    »Kann ich jetzt nicht sagen. Aber es ist die Mühe wert.«
    »Kommen Sie schon. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß«, sagte Jim, der wieder einen Streit kommen sah.
    »Sorry, ein Journalist kann seine Quellen nicht preisgeben.«
    Jim wollte nachhaken, aber er bemerkte, dass Sarah mit großen Augen auf den Fernseher starrte, der in der hinteren Ecke des Pubs von der Decke hing. BBC News zeigte Bilder eines IDP-Lagers in Somaliland. Im Hintergrund waren große Lkw mit dem UA-Symbol zu sehen, während die Kamera sich auf verwüstete Hütten und Reihen von in Tücher gehüllten Leichen konzentrierte. Ein Junge mit einem Gesicht wie ein Totenkopf und mit von Ausschlägen übersäter Haut starrte mit einem Auge in die Ferne, während sich am anderen ein Schwarm Fliegen gütlich tat. Marie, wie immer in sauberer weißer Bluse, interviewte einen kleinen dicken UA-Sprecher mit wachen Augen und verschwitztem Gesicht.
    »Das ist George Stephens, UAs Direktor für Ostafrika«, sagte Jerome. »Ein Schwachkopf.«
    Der

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