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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Sarah.«
    »Ich sage doch, wirst schon sehen.«
    Jim setzte zu einem Einwand an, ließ es aber dann bleiben. Sarah hörte nicht zu. Sie checkte ihre E-Mails auf ihrem Blackberry. Kopfschüttelnd sah er wieder nach draußen. Eine große Reklamewand erregte seine Aufmerksamkeit. Sie zeigte ein Foto eines halb verhungerten afrikanischen Mädchens, das über die Erde kroch, eine Hand ausgestreckt, als würde es betteln. Hinter ihr nichts als Wüste. Darunter hieß es in fetten Lettern: »Millionen von Kindern in Somalia verhungern. Universal Action braucht Ihre Spende.« Gleich daneben sah er ein Poster eines Hollywoodstars mit einem ausgezehrten afrikanischen Baby im Arm und der Überschrift: »Feeding Somaliland. Sehen wir uns beim Konzert?«
    »Das Wohltätigkeitsmarketing ist auch übergeschnappt«, sagte Sarah, ihre Stimme direkt neben seinem Ohr. Er fuhr herum. Um ein Haar hätten sich ihre Nasen berührt. »Der Triumph der Meinungsmache«, schob sie nach. Ihre leicht geöffneten Lippen kamen näher.
    Zu nahe. Jim zuckte.
    Sie zog sich zurück.
    Er rieb sich die Stirn. Das war nun wirklich nicht der Zeitpunkt, sich mit seiner Chefin einzulassen.
    Sarah widmete sich wieder ihrem Blackberry und begann zu texten, als wäre nicht das Geringste passiert. Vielleicht hatte er sich das Ganze nur eingebildet.

Kapitel 35
    London, England
26. September 2003
    Das Taxi setzte sie vor der Waterloo Station ab. Sarah betrat vor Jim den modernen Eurostar-Terminal des Hochgeschwindigkeitszugs nach Paris. Nichts von alledem hatte gestanden, als Jim vor Jahren nach seiner Zeit beim Militär für kurze Zeit in London gelebt hatte.
    Sarah trat in einen Zeitungsshop und ging rasch von einem Buchständer zum anderen. Dabei blieb sie immer wieder stehen und sah sich um.
    »So macht man das nicht«, sagte Jim und legte ihr eine Hand auf den Arm. Bei all ihren Stärken als Manager bei Interpol, der Außendienst war nicht ihre Stärke. »Du bist viel zu auffällig. Wo müssen wir denn hin?«
    »In ein Pub. Am Cambridge Circus.«
    »Folge mir. Immer schön natürlich.«
    Er führte sie in die U-Bahn und hielt dabei ihre Hand, als würden sie sich zusammen als Touristen London ansehen. Er erhaschte ihren Blick. Sie lächelte. Sie sprangen in einen überfüllten Zug der Northern Line. Jim stand direkt an der Schiebetür, eine Hand am Haltegriff, in der anderen Sarahs. Er sah sich die Fahrgäste an. Die meisten von ihnen lasen in der einen oder anderen der kostenlosen Zeitungen, die es überall gab. Keiner achtete weiter auf sie. An der Haltestelle Leicester Square sprangen sie raus. Ein gemächlicher Spaziergang, und zehn Minuten später saßen sie in einer dunklen Ecke eines gemütlichen, mit Teppich ausgelegten Pubs am Cambridge Circus. Jim prägte sich die Ausgänge ein für den Fall, dass sie es eilig haben sollten.
    Sarah stand auf. »Ich muss was trinken.«
    Sie kam mit einem Glas Bier zurück, das sie Jim reichte, und für sich etwas, was ihm nach Gin and Tonic aussah. An einem Tisch nebenan saß ein altes Paar. Der Mann nippte an seinem Bier und starrte ins Nichts, während seine Gefährtin sich die Nägel machte. Hinter ihnen saß eine Gruppe junger Leute, wahrscheinlich Studenten, die darüber diskutierten, welcher wohl Londons bester Club war. An einem kleinen Tisch zu ihrer Rechten saß ein Mann mittleren Alters mit müdem Gesicht, Fünftagebart und langer Nase. Er war allein. In einem schwarzen Hemd saß er über seinen Orangensaft gebeugt, als versuche er ihn zu schützen. Er blickte immer wieder in ihre Richtung.
    Sarah beugte sich vor. »Wir treffen uns mit Jerome Sablon, einem Journalisten von Agence France Presse. Harry ist hinter ihm her.«
    »Ich dachte, du magst Journalisten nicht.«
    »Der Knabe ist anders. Er ist einer der wenigen, die bereit sind, sich gegen Universal Action zu stellen.«
    »Ist das der Typ in dem schwarzen Hemd da drüben?«
    »Du kennst ihn?«
    »Nie gesehen. Aber er schaut immer wieder herüber.«
    Sie nickte dem Mann im schwarzen Hemd zu. Der nahm seinen Saft und rückte seinen Hocker lautstark an ihren Tisch.
    »Jerome, Jim. Jim, Jerome«, sagte Sarah mit den entsprechenden Gesten.
    Jerome legte die Ellbogen auf den Tisch. Er hatte tiefe Furchen in seinem blassen Gesicht und dunkle Ringe unter den Augen. Er starrte Jim an.
    »Was wissen Sie über Harry Steeler?«
    »Dass er gefährlich ist«, sagte Jim. »Warum?«
    »Deshalb.« Zu Jims Überraschung zog Jerome das schwarze Hemd aus der Hose und

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