Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Scheidung von Don einreichen. Als ob das so einfach wäre!«
»Darf ich dich was fragen?«, sagte Ellis. »Du sagst, du willst nicht zurück. Was ist mit der Versicherung, für die du gearbeitet hast? Die Firma, die Don betrogen hat. Ist die dir egal?«
»Natürlich nicht!«, entgegnete Madison. »Aber ich habe keine Beweise. Die Akten, die ich in seinem Büro gefunden habe, sind inzwischen mit Sicherheit verschwunden.«
»Was ist mit seinem Laptop? Den hast doch du, oder? Vielleicht ist da belastendes Material drauf.«
»Ich kenne das Passwort nicht.«
»Und du hast keine Ahnung, ob die Rechnungsprüfer die Unterschlagung bemerkt haben und die Versicherung deinen Mann angezeigt hat oder nicht?«
»Nein«, sagte Madison. »Ich bin mit dem Fahrrad zur Bücherei gefahren, weil ich dachte, ich könnte da vielleicht ins Internet und nachsehen, ob irgendwas in der Zeitung steht, aber man darf nur ins Internet, wenn man einen Mitgliedsausweis hat. Und ich hatte nicht vor, einen zu beantragen, weil ich dafür persönliche Daten rausgeben muss.«
»Hm.« Ellis schaute aus dem Fenster. Man konnte so gerade die Terrasse von Tys Garagenwohnung sehen.
»Ich kenne jemanden mit Internetzugang«, sagte sie. »Und ich glaube, er wäre bereit, dich seinen Computer benutzen zu lassen. Das heißt, wenn du unsere Hilfe willst.«
Madison zögerte. »Nein danke, ist schon okay.«
»Wie du willst«, sagte Ellis und schüttelte den Kopf. »Ich hab’s versucht, aber du lässt wirklich niemanden an dich ran, nicht?«
Sie erhob sich vom Bett und ging zur Tür. »Ich sag den Mädels … ja, was? Dass du morgen oder übermorgen fährst, wenn dein Freund hier ist? Dorie wird traurig sein. Sie dachte wirklich, sie würde an dich rankommen.«
Als Ellis schon im Flur war, rief Madison nach ihr.
»Ellis?«
Sie machte kehrt und schob den Kopf in Madisons Zimmer.
»Was soll’s«, sagte Madison. »Hab mich eh schon gefragt, wie die Garagenwohnung von innen aussieht.«
»Ich auch«, lachte Ellis.
35
Ellis hastete die Treppe hinunter, Madison folgte ihr. Julia und Dorie saßen im Esszimmer und taten, als spielten sie Karten.
»Wir gehen rüber zu Ty und gucken was im Internet nach«, erklärte Ellis.
»Wissen wir«, gab Julia zurück.
»Was?«, rief Madison, blieb stehen und kniff die Augen zusammen. »Hast du mein Zimmer auch noch verwanzt, als du da oben rumgewühlt hast?«
»Tut uns leid«, sagte Dorie kleinlaut. »Wir wollten wirklich nicht lauschen. Wir waren in meinem Zimmer, und da stellte sich raus, dass der Luftschacht von Madisons Zimmer direkt durch meinen Wandschrank geht. Wir haben so gut wie jedes Wort verstanden, das ihr oben gewechselt habt.«
Jetzt mussten alle vier lachen.
Ty öffnete die Tür, noch bevor sie klopfen konnten. Sein Haar war nass vom Duschen, er trug eine kurze khakifarbene Cargohose und das schwarze T-Shirt von Cadillac Jack.
»Hi!«, sagte er. Sein Gesicht leuchtete auf, als er Ellis sah. Er beugte sich vor und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, so als hätten sie das schon immer so gemacht.
»Du bist Madison, nicht?«, sagte er und hielt ihr die Hand hin. »Die Neue. Freut mich.«
»Mich auch«, sagte sie etwas steif.
Benommen vom Geruch von Tys Seife und Shampoo, errötete Ellis glücklich. »Willst du gerade los?«
»Ja. Denen fehlt wieder ein Barkeeper, und ich kann das Geld weiß Gott gebrauchen, deshalb habe ich gesagt, ich komm rüber, mach den Mittag und bleib bis zum Schluss. Hey, vielleicht habt ihr Mädels ja Lust, später vorbeizukommen. Heute läuft irgendeine Aktion für einen neuen Zitruswodka. Schmeckt wahrscheinlich scheiße, aber kostet dafür so gut wie nichts.«
»Vielleicht«, sagte Ellis. »Wir haben nur überlegt, ob wir vielleicht deinen Computer benutzen dürfen. Zur Recherche.«
»Klar«, Ty machte ein fragendes Gesicht. »Kommt rein.«
Das Apartment war noch kleiner, als es von außen wirkte. Die Wände waren aus Kiefernholz, der Lack war stark nachgedunkelt. Abgenutztes, grün-weiß kariertes Linoleum bedeckte den Boden des Raumes, der im Grunde genommen Wohnzimmer, Esszimmer und Küche in einem war. Die Kochecke bestand aus einem alten, weißgestrichenen Küchenbüfett, in dem eine bunte Sammlung von Plastikgeschirr stand, dazu ein Herd mit zwei Platten und ein kleiner Kühlschrank voller Rostflecken.
»Willkommen in meinem Büro«, sagte Ty und wies auf einen Küchentisch aus stabiler Eiche. Ein Computer stand darauf, davor war ein Bürostuhl
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