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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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dass es jemand merken würde. Er packte mich, warf mich gegen die Wand und teilte mir ruhig mit, wenn ich jemandem von meinem Verdacht erzählte, würde er mich umbringen und irgendwo verscharren, wo mich niemals jemand finden würde.«
    Ellis studierte Madisons Gesicht. »Meinst du, er wäre zu so was fähig? Zu Mord?«
    »Jetzt ja«, sagte Madison sachlich. »Und noch zu viel Schlimmerem.«
    »Deshalb bist du geflohen?«
    »Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich hatte Panik. Mir wurde so einiges klar über Don – seine Gefühlskälte, seine Unehrlichkeit, aber ich hätte wirklich nicht gedacht, dass er zu so etwas in der Lage wäre. Erst als ich es mit eigenen Augen sah. Sobald er aus dem Haus war, wusste ich, dass ich verschwinden musste.«
    »Konntest du niemanden anrufen? Einen Verwandten vielleicht?«
    Madisons Stimme war flach. »Das kannst du nicht verstehen. Ich habe nicht viele Verwandte, nur meine Mutter und meine Tante, und die sind mir nicht gerade sehr nahe. Weder emotional noch geographisch.«
    »Hast du keine Freundin? Keine Arbeitskollegin?«
    »Als wir heirateten, verlangte Don, dass ich aufhöre zu arbeiten, aber ich war eh nicht besonders eng mit den Kolleginnen im Büro befreundet. Adam war mein einziger Freund dort. Er kommt morgen her. Ihm kann ich vertrauen.«
    »Und uns nicht?«
    Madison zuckte mit den Schultern. »In mein Zimmer einzubrechen war echt mies von euch. Freunde würden so was nicht tun.«
    »Du hast sehr deutlich gemacht, dass du keine Freundinnen willst«, erinnerte Ellis sie. »Aber du hast recht, es war wirklich mies. Irgendwann wird Julia das auch einsehen, wenn sie mal richtig drüber nachdenkt.«
    »Ist jetzt ja auch egal«, sagte Madison.
    »Du hast das mit dem Geld immer noch nicht erklärt«, hakte Ellis nach. »Du musst doch zugeben, dass es schon fragwürdig wirkt, so viel Geld im Schrank zu verstecken.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Madison. »Geh jetzt einfach, ja? Sag den anderen, sie brauchen sich keine Sorgen um mich machen.«
    »Ich würde es trotzdem gerne wissen, wenn es dich nicht stört«, beharrte Ellis.
    »Na, gut«, gab Madison nach. Sie hatte das Packen unterbrochen und lehnte sich an die Wand gegenüber dem Bett, auf dem Ellis saß.
    »Nachdem Don mir gedroht hatte, haute er einfach ab«, sagte Madison. »Er wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich ihm nicht gehorchen würde. Oder sogar verschwinden könnte. Doch sobald er aus dem Haus war, wusste ich, dass ich wegmusste. Ich packte ein paar Klamotten ein. Ich hatte keinen Plan. Ich meine, ich hatte nur ein bisschen Geld zur Seite gelegt.« Wieder lachte sie. »Meine Mutter nannte so eine eiserne Reserve immer ›Geld zum Durchbrennen‹ – wie recht sie damit hatte! Es waren etwas mehr als sechstausend Dollar. Ich packte sie ein, und auf dem Weg nach draußen fiel mir mein Computer ein. Mein Laptop. Don hatte uns beiden vor wenigen Monaten neue gekauft. Sie wurden in identischen Taschen geliefert. Ich nahm meinen Laptop, warf ihn hinten in den Wagen und fuhr los.«
    »Bis du nach Nag’s Head kamst«, sagte Ellis. »Wieso gerade hierher?«
    Der Geist eines Lächelns umspielte Madisons Lippen. »Ich hab mir eingeredet, es wäre Zufall. Ich fuhr gen Süden, sah ein Plakat mit Werbung für Nag’s Head und schlug die Richtung ein. Doch auf den langen Fahrradtouren hatte ich Zeit, ein wenig über mich nachzudenken. Nag’s Head war kein Zufall.«
    »Du warst schon mal hier?«
    »Als Kind mit meinen Eltern. Es war der einzige Urlaub, den wir je zusammen gemacht haben. Wir wohnten in einem kleinen Motel, spielten im Schwimmbecken, fuhren mit dem Autoscooter, aßen Eis, all das, was eine glückliche normale Familie auch macht. Ich hatte mein Taschengeld gespart und kaufte davon ein kleines Schmuckkästchen mit aufgeklebten Muscheln. Auf dem Deckel stand Nag’s Head . Es war das Erste, was ich mir von meinem eigenen Geld gekauft habe.«
    »Ich glaube, ich hatte auch so eins«, sagte Ellis. »Nur stand auf meinem Tybee Island . Das habe ich immer noch.«
    »Meins habe ich schon lang verloren«, sagte Madison trübsinnig. »Meine Eltern trennten sich, als ich dreizehn war. Wir lebten damals in Fayetteville, North Carolina. Kaum hatten die Sommerferien begonnen, packte mich meine Mutter ins Auto und fuhr nach Ohio, wo wir bei meiner Tante Patsy wohnten. Wir fuhren einfach los, hatten die Klamotten in ein paar Kartons geworfen. Alles andere blieb im Haus.«
    »Ach, du meine Güte«,

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