Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
mit Rollen und rissigem Kunstlederpolster. Neben dem provisorischen Arbeitsplatz stand ein klappriges, blaugestrichenes Bücherregal mit einer Sammlung von kaufmännischer Literatur, Zeitschriften und gestapelten Mappen.
Ty drückte auf einen Knopf am Monitor, und der Bildschirm leuchtete auf. »Der Drucker ist hier«, sagte er und wies auf einen kleinen Tisch, der gleichzeitig als Beistelltisch und Druckeruntersatz diente. »Wenn ihr noch was braucht, bedient euch einfach.«
»Danke«, sagte Madison, zog den Schreibtischstuhl hervor und setzte sich darauf.
Ellis ging mit Ty auf die Terrasse.
»Warte!« Er flitzte noch einmal hinein. Als er zurückkam, hatte er einen Schlüssel in der Hand.
»Schließ einfach zu, wenn ihr geht. Und behalt ihn, wenn du willst.«
Ellis hob eine Augenbraue.
»Ich hab ja auch einen Schlüssel für dein Haus«, sagte er mit seinem typischen Grinsen. »Aber den würde ich nicht ohne dein Einverständnis benutzen.« Er wies mit dem Kinn in Richtung seiner Wohnung. »Was ist mit euch los? Ich dachte, du hättest gesagt, Madison wäre so abweisend?«
»War sie auch«, erwiderte Ellis. »Aber Madison hat großen Ärger. Ihr Mann in Jersey ist ein Verbrecher und … ach, das ist zu kompliziert, um es jetzt zu erzählen. Sie will etwas herausbekommen, und ich versuche, ihr dabei zu helfen.«
»Das ist nett«, sagte Ty geistesabwesend. »Hör mal zu! Wann kann ich dich wiedersehen? Heute Nacht? Hast du vielleicht Lust, auf mich zu warten, bis ich von der Arbeit zurück bin?«
»Vielleicht ja.« Ellis freute sich. »Schreib mir eine SMS, wenn du losfährst. Und vielleicht sehen wir uns im Caddie’s, je nachdem wie Madisons Lage aussieht.«
»Mit uns ist alles gut, oder?«, fragte er und griff nach ihrer Hand.
»Sehr gut«, gab Ellis zurück. »Bis später!«
Als sie sich wieder zu Madison gesellte, starrte die ratlos auf den Computermonitor. »Ich hab es geschafft, den Internetbrowser zu öffnen, und jetzt?«, fragte sie.
Ellis sah sie verwundert an.
»Ich kann nicht gut mit Computern umgehen. Ich meine, auf der Arbeit hatte ich natürlich einen, aber da gab es ganz viele Vorschriften, dass man ihn nicht für private Zwecke benutzen darf. Und mein Laptop zu Hause, den brauche ich eigentlich nur, um im Internet Blackjack zu spielen.«
»Na gut. Gehen wir mal zur Website des Philadelphia Inquirer «, schlug Ellis vor. Sie beugte sich über Madisons Schulter und tippte Buchstaben in die Browserzeile.
Madison erhob sich und überließ Ellis den Stuhl. Gespannt beugte sie sich über Ellis’ Schulter und sah zu, wie die über die Website der Zeitung surfte. »Wie schreibt man den Nachnamen deines Mannes?«
»A-R-S-C-H«, buchstabierte Madison und kicherte, dann verriet sie schnell die korrekte Schreibweise. Ellis tippte den Namen in die Suchmaske der Zeitung und wartete.
»Da ist er«, sagte sie und wies auf den Bildschirm.
Die Überschrift lautete:
GESCHÄFTSMANN AUS CHERRY HILL GESUCHT – VERDACHT AUF UNTERSCHLAGUNG.
»Ach, du meine Güte!«, flüsterte Madison, als sie es las. Die Meldung war über eine Woche alt.
Aus nicht näher genannten Quellen der örtlichen Polizei wurde bekannt, dass der Investmentberater Donald Shackleford aus Cherry Hill bei verschiedenen Mandanten Gelder unterschlagen haben soll. Möglicherweise handelt es sich um mehrere Millionen Dollar. Eines der Opfer ist die Versicherungsfirma R. G. Prescott, ebenfalls ansässig in Cherry Hill.
»Du hattest also recht«, sagte Ellis. »Die Versicherung war nicht die einzige Firma, die er abgezockt hat.«
Es war nicht möglich, einen Kommentar von Shackleford zu erhalten. Nachbarn der exklusiven Stadtvilla, in der Shackleford mit seiner zweiten Ehefrau Maryn lebt, behaupten, sie hätten in den letzten Tagen keinen der beiden gesehen. Laut Shacklefords Homepage wickelt seine Firma Buchhaltung und Investmentdienstleistungen für eine Vielzahl von Unternehmen im gesamten Bundesstaat ab. Die Ermittler sprechen nun auch andere Firmen aus dem Mandantenstamm von Shackleford an, um festzustellen, inwiefern sie von dem mutmaßlichen Betrug ebenfalls betroffen sind.
Der Rest des Zeitungsartikels widmete sich Don Shacklefords gesellschaftlichen Verbindungen und endete mit einer Stellungnahme seines Anwalts, der sich zuversichtlich zeigte, dass die Ermittlungen beweisen würden, wie haltlos und unwürdig die Anschuldigungen gegen seinen Mandanten seien.
Madison fuhr sich mit den Händen durch die Haare und starrte
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