Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
bauschte sich schlaff in der schwachen Brise.
»Kann ich mich hinsetzen?«, fragte sie.
»Ist doch euer Haus«, sagte Madison verbittert. »Ich bin hier nur Untermieter. Ohne eigene Rechte.«
»Was das angeht«, sagte Ellis, räusperte sich und hockte sich auf den Rand des schmalen Betts. »Wir müssen uns bei dir entschuldigen. Wir alle. Nur Dorie vielleicht nicht. Sie war absolut gegen das, was Julia vorhatte, aber wir haben sie bedrängt, Ausschau zu halten, und irgendwann ist sie eingeknickt.«
»Schön zu wissen«, sagte Madison. Sie leerte die Schubladen der Kommode, faltete Kleidungsstücke zusammen und legte sie in eine Reisetasche.
»Wir würden dir wirklich gerne helfen«, sagte Ellis. »Wenn du uns nur lassen würdest.«
Madison wirbelte herum und funkelte sie feurig an. »Warum sollte ich eine von euch an mich heranlassen? Warum sollte ich einer von euch vertrauen?«
»Weiß ich nicht«, sagte Ellis aufrichtig. »Vielleicht solltest du uns vertrauen, weil wir dir auch trauen. Wir haben dir ein Zimmer allein auf Grundlage dessen vermietet, was du uns erzählt hast, und das hat sich als Lüge erwiesen. Wir wissen, dass du in irgendwas … Kompliziertes verwickelt bist. Und dass du Angst hast vor deinem … ist er dein Exmann?«
»Noch nicht«, sagte Madison grimmig.
»Was hat er getan?«, fragte Ellis. »Warum bist du geflohen? Du kommst mir nicht gerade wie ein Duckmäuschen vor.«
»Wenn ich es dir sage, lasst ihr mich dann endlich in Ruhe?«, fragte Madison. »Und mischt euch nicht mehr in meine Angelegenheiten ein?«
»Ich versuch’s«, sagte Ellis. »Aber für Julia kann ich nicht sprechen – das kann niemand. Sie lässt sich nichts vorschreiben.«
»Mein Mann …«, begann Madison, »ist Steuerberater in Philly. Er machte die Buchführung für die Versicherung, bei der ich gearbeitet habe. Dort lernten wir uns kennen. Er lud mich zum Essen ein, ich ging mit ihm aus, und es dauerte nicht lange, da wohnten wir zusammen.«
»Und?«, fragte Ellis vorsichtig.
»Don war noch verheiratet, als ich ihn kennenlernte«, gestand Madison. »Das wusste ich natürlich nicht, er hielt es nicht für nötig, mir zu erzählen, dass er eine Frau und zwei Kinder im Jugendalter hatte. Sie lebten getrennt, und er ließ sich wirklich scheiden, aber er war auf jeden Fall noch verheiratet, als wir miteinander gingen.«
»Wärst du mit ihm ausgegangen, wenn du gewusst hättest, dass er verheiratet ist?«, fragte Ellis mit erhobener Augenbraue.
»Nie im Leben!«, sagte Madison. »Aber ich hätte es mir denken können. Es gab eine Menge, das ich mir zu Don Shackleford hätte denken können, bevor wir zusammenzogen.«
»Du hast Julia gesagt, er sei in etwas Schlimmes verwickelt«, fragte Ellis. »Was meintest du damit?«
Madison biss sich auf die Lippe. »Er ist ein Betrüger und Hochstapler. Er hat seine Mandanten bestohlen, mindestens zwei Millionen, das weiß ich genau. Aber wahrscheinlich ist es noch mehr.«
»Woher weißt du das?«, fragte Ellis. »Ich meine, du hattest doch nichts damit zu tun, oder?
»Du meinst wegen des Geldes?« Madison klang verbittert. »Du gehst sofort davon aus, dass ich mit ihm unter einer Decke stecke, ja?«
»Ich weiß nicht, was ich über dich denken soll«, sagte Ellis aufgebracht. »Du machst aus allem so ein Supergeheimnis, was soll ich davon halten?«
»Ich mag ja so manches sein, aber ein Dieb bin ich nicht«, sagte Madison. »Das schwöre ich bei Gott. Das Geld gehört Don. Oder besser demjenigen, dem er es gestohlen hat.«
»Woher weißt du denn, dass er es gestohlen hat?«
»Adam, das ist ein Freund von der Arbeit, hat mir erzählt, dass Rechnungsprüfer im Büro waren und Akteneinsicht hatten. Sie haben gegen Don ermittelt. Ich wollte Adam nicht glauben. Er war immer ein bisschen eifersüchtig auf Don, weil er auch was von mir wollte. Deshalb hab ich mich in Dons Büro geschlichen und mich dort umgesehen. Adam hatte recht. Don hatte eine Reihe von Scheinfirmen gegründet, denen er Geld von den Prescott-Konten überwies.«
»Wie hast du reagiert?«, fragte Ellis. »Hast du deinen Mann damit konfrontiert? Hat er es geleugnet?«
Maryn lachte freudlos. »Man kann Don Shackleford mit nichts konfrontieren . Es war genau andersrum. Er fuhr am Büro vorbei, als ich gerade rauskam, und folgte mir bis nach Hause. Er wusste, dass ich etwas im Schilde führte, und … zwang mich dazu, ihm zu sagen, was ich herausgefunden hatte.«
»Hat er dir wehgetan?«
»Nicht so,
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