Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
fahren und alle Vorwürfe bereinigen kann?«
»Hört zu«, sagte Madison und klang mutiger, als sie aussah. »Adam Kuykendall ist nicht gerade Al Capone. Er ist keine eins achtzig groß, wiegt keine siebzig Kilo. Er hat eine Brille mit Glasbausteinen, und ich weiß zufällig, dass er die Abschlussprüfung am Community College nicht bestanden hat. Zweimal durchgerasselt. Er ist nicht besonders eindrucksvoll und wirklich nicht sehr schlau.«
»Aber nach dem, was du sagst, steckt er bis über beide Ohren in Schulden, er hat also auf jeden Fall ein Motiv«, rief Ellis ihr in Erinnerung. »Für mich klingt das schon ziemlich eindrucksvoll. Außerdem weiß er, wo du wohnst.«
»Ich kann ja wegfahren«, gab Maryn aufgebracht zurück. »Und das tue ich auch. Sobald ich Adam Bescheid gesagt habe, was hier los ist, bin ich weg.«
»Das musst du nicht«, entgegnete Dorie. »Wenn du sagst, wir können deinem Freund vertrauen, dann glauben wir dir das. Wir möchten, dass du bleibst. Oder?«, fragte sie und sah erst Julia, dann Ellis an.
»Doch«, murmelte Ellis.
»Ich hab nie gesagt, dass sie gehen soll«, brummte Julia.
37
Essenszeit. Julia schaute in den Kühlschrank und musterte den Inhalt mit einer Mischung aus Verachtung und regelrechtem Ekel. »Nur Reste und Hühnerkeulen. Da ich heute Abend mit dem Kochen dran bin, schlage ich vor, dass wir essen gehen. Ich lade euch ein. Einverstanden?«
Madisons Hand schoss in die Höhe. Dorie warf Ellis einen entschuldigenden Blick zu und hob dann ebenfalls die Hand.
»Na, gut«, brummte Ellis und brachte den Teller zurück in die Küche. »Ich kann auch kein Hähnchen mehr sehen. Was hattest du dir vorgestellt? Haben wir noch Rabattmarken?«
»Pizza!«, krähte Dorie. »Ich hab schon den ganzen Tag Hunger auf Pizza. Fette, klebrige Pizza mit dreifach Käse.«
»Pizza? Hier?«, sagte Madison. »Was wissen die hier im Süden schon von Pizza? Habt ihr überhaupt schon mal eine richtige Pizza gegessen? Bei uns zu Hause gibt es einen Laden, Carmine heißt der. Der Inhaber ist ein echter Italiener. Der Teig ist total dünn, wie Papier. Als Käse nehmen sie frisch geriebenen Parmigiano Reggiano, und die Tomatensoße ist selbstgemacht, die Salami pökeln sie auch selbst, und die Pizzen werden in einem echten Holzofen gebacken.«
»Ach, du meine Güte!«, stöhnte Julia. »Ein Pizzapurist! Bitte erspart mir das. Mir ist ganz egal, wo wir hingehen, ich will heute Abend nur raus aus diesem Haus.«
»Ich weiß«, sagte Ellis verständnisvoll. »Es war ein langer Tag.«
»Ich hab eine bessere Idee als Pizza«, verkündete Julia. »Was ist mit dem Laden oben an der Straße, Tortuga irgendwas? Du hast die Speisekarte in deinem Rabattheft, Ellis, die sah ganz gut aus. Aber was wichtiger ist: Wusstet ihr, dass die ein Beachvolleyballfeld dabei haben?«
»Seit wann spielst du Beachvolleyball?«, fragte Ellis.
»Ich nicht, aber viele Männer«, entgegnete Julia und wackelte mit den Augenbrauen. »Heiße, verschwitzte, braungebrannte, muskulöse Männer. Mit nacktem Oberkörper. Wie hört sich das an?«
»Ich bin dabei«, stieß Dorie aus.
»Dorie!«, mahnte Ellis.
»Was ist? Ich bin zwar schwanger, aber nicht tot. Immer nur Frauen und nichts anderes, das ist zwar gut und schön, aber meine Hormone kochen gerade über. Ich möchte nur ein kleines bisschen gucken. Ist das denn so schlimm?«
»Ich hätte auch nichts dagegen, mir ein paar männliche Leckerbissen anzusehen«, gab Madison zu. »Bringt mich auf andere Gedanken.«
Ellis blätterte in ihrem Büchlein. »Hier ist es!«, rief sie triumphierend. » Tortuga Lies ! An Wochentagen zwei Vorspeisen zum Preis von einer. Aber wir müssen vor sieben Uhr da sein.«
»Es ist zwanzig vor«, verkündete Julia und stand auf. »Los geht’s!«
Sie bestellten gedünstete Shrimps und Krabben, frittierte Muscheln und Fisch-Tacos und aßen alles von Papptellern auf der Holztribüne vor dem restauranteigenen Beachvolleyballfeld, wo, wie angekündigt, zwei Dutzend Männer mit nacktem Oberkörper hechteten, schmetterten, sprangen, lachten und johlten.
»Ah«, machte Julia und schnüffelte zufrieden die Luft. »Der süße Duft von Testosteron.« Sie trank einen langen Schluck von ihrem Corona mit Limette und schob die Krempe ihres Cowboyhuts hoch.
»Leute, ich muss euch was beichten.«
»Jetzt wird’s spannend«, flüsterte Ellis Madison zu.
»Ich bin eingeknickt. Heute Morgen habe ich Booker angerufen und ihn eingeladen, am Wochenende
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