Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Beine. »Um zwei Uhr ist Schluss. Komm, Julia, bringen wir unsere kleine Mami nach Hause.«
Als sie den Laden verließen, versuchte Ellis, Ty auf sich aufmerksam zu machen, doch die Gäste ballten sich noch immer vor der Theke, und Dorie drängte zur Eile.
Zu Hause fuhr Dorie ihren roten Van fast bis an die Veranda, stellte die Schaltung auf P, sprang hinaus und hastete, nach ihren Schlüsseln suchend, zur Eingangstür.
Madison zögerte, dann stieg sie hinten aus. Sie schaute zu dem stillen Haus hinauf, blickte hinüber zum schwachen gelblichen Schein des Verandalichts, das sie hatten brennen lassen, dann wieder zur Auffahrt, die in das blasse Licht der Straßenlaterne getaucht war. Es fuhren keine Autos vorbei. Es war unheimlich ruhig, abgesehen vom Zirpen der Heuschrecken.
Zum zehnten Mal holte sie ihr Handy aus der Handtasche, um nachzusehen, ob jemand angerufen hatte. Nichts. Madison runzelte die Stirn.
Ellis stieg aus und sah gerade noch, wie Madison ihr Telefon verstaute.
»Vielleicht hat Adam es sich anders überlegt«, schlug sie vor.
»Er müsste inzwischen längst da sein«, sagte Madison. »Irgendwas stimmt nicht. Ich weiß es einfach. Wenn Don herausbekommt, dass ich hier bin …«
»Tut er nicht«, versicherte Ellis ihr. »Außerdem ist Ty mit einem stellvertretenden Sheriff befreundet. Der stand heute Abend an der Tür vom Caddie’s. Ty hat versprochen, dass er ihn bittet, heute Nacht und morgen in seinem Streifenwagen bei uns vorbeizufahren. Nur für den Fall.«
»Ein stellvertretender Sheriff?« Madison zuckte mit den Schultern. »Kann nicht schaden, denke ich.«
»Hat einer Hunger?«, fragte Dorie in der Küchentür und blickte hoffnungsvoll in die Runde.
»Nach allem, was wir heute Abend schon gegessen haben?« Madison schüttelte den Kopf. »Du isst wohl wirklich für zwei.«
»Das war bei ihr schon immer so«, sagte Julia. »Selbst als Kind. Futtert wie ein Scheunendrescher und nimmt nicht ein Gramm zu.«
»Worauf hast du denn Lust?«, fragte Ellis. »Haben wir noch Nachtisch?«
»Schokoladeneis, Kuchen und Erdbeeren«, verkündete Dorie.
»Okay, ihr habt mich überredet«, sagte Julia. »Beim Tanzen haben wir bestimmt massenweise Kalorien verbrannt. Den Rest laufe ich morgen früh runter.«
»Ich bin auch dabei«, sagte Ellis. »Du, Madison?«
»Ich nicht«, sagte sie. »Ich gehe ins Bett.« Sie steuerte auf die Treppe zu, hielt dann inne und kehrte in die Küche zurück.
»Hey, Mädels«, sagte sie verlegen. »Danke. Hat Spaß gemacht heute Abend. Deshalb danke … für alles. Wirklich. Falls ich das morgen vergesse zu sagen.«
Julia gelang ein schiefes Lächeln. »Ähm, Madison? Tut mir übrigens wirklich leid, das mit dem … ähm … du weißt schon.«
»Einbruch?« Madison zuckte mit den Schultern. »Was für ein Einbruch?«
Stöhnend schob Julia die halbvolle Schale Kuchen mit Erdbeeren von sich. »Boah! Warum habe ich mich von euch überreden lassen, diesen Mist zu essen? Ich geh ins Bett. Morgen kommt Booker, da brauche ich meinen Schönheitsschlaf.«
»Ich gehe auch«, sagte Dorie und stapelte die Schalen in der Spüle. »Und du, Ellis?«
»Gleich«, sagte sie beiläufig. »Ich räum hier bloß noch ein bisschen auf.« Es war nach zwei Uhr, und sie hatte Ty versprochen, auf ihn zu warten. Ihr Handy lag auf dem Küchenschrank. Immer wieder schielte sie hinüber, um zu prüfen, ob eine Nachricht von ihm gekommen war.
»Du machst mir nichts vor, Ellis Sullivan«, sagte Julia und gähnte erneut. »Du wartest auf einen Anruf vom Garagenmann.«
»Genau genommen will er mir simsen, wenn er losfährt«, gestand Ellis.
Julia zwinkerte Dorie demonstrativ zu. »Sie muss sich ja noch für die ganzen Drinks erkenntlich zeigen.«
»Du bist ja so romantisch, Julia«, sagte Dorie, nahm Julia bei der Hand und zog sie hinter sich her.
38
Allein in der Küche, wusch Ellis das Geschirr, trocknete es ab und verstaute es. Lächelnd fuhr sie mit den Fingern über das verblasste Muster aus grünen Blättern und Rosenknospen auf dem zarten Porzellan mit dem Goldrand. So eine liebe Geste von Ty, dachte sie. Ihnen das Geschirr seiner Großmutter zu geben.
Es war fast halb drei Uhr nachts. Um Zeit totzuschlagen, holte Ellis sich ein Reinigungsmittel und sprühte alle Arbeitsflächen ein. Dann fegte sie den Boden und ging mit dem feuchten Geschirrhandtuch auf die hintere Veranda, um es zum Trocknen auf die provisorische Wäscheleine zu hängen, die die Frauen zwischen den
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