Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Plastikkugel in Zitronenform in der Hand, aus der ein Strohhalm ragte.
»Na, gut«, sagte Ellis. »Drei Zitrolettes und was Nichtalkoholisches für Dorie.«
Ty reichte ihr die erste Zitronenkugel, und Ellis trank einen langen Schluck, plötzlich überwältigt von Schüchternheit. Dann setzte sie erneut an.
»Gar nicht so übel«, verkündete sie.
»Die anderen sind auch mitgekommen?«, fragte Ty, offensichtlich erfreut. »Sogar Madison?«
»Sogar Madison«, bestätigte Ellis. »Hey, danke, dass wir deinen Computer benutzen durften. Sieht aus, als hätte Madison noch mehr Ärger, als wir dachten. So wie die Zeitung aus Philly schreibt, will die Polizei in Jersey mit ihr über das Geld reden, das ihr Mann bei der Versicherung unterschlagen hat, wo sie arbeitete. Es ist sogar eine Belohnung auf sie ausgesetzt.«
»Meinst du wirklich, es sucht jemand nach ihr? Ist sie in Sicherheit?«
»Ich weiß nicht genau«, gab Ellis zu. »Irgendwie ist ein Kollege von Madison, ein Typ namens Adam, in die ganze Sache verwickelt, der ist angeblich auf dem Weg zu ihr. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, weil er weiß, dass sie in Ebbtide wohnt. Die genaue Adresse kennt er zwar nicht, aber er weiß den Straßennamen und den Namen des Hauses. Also, ich will zwar keine Panik verbreiten, aber ein bisschen Sorgen mach ich mir schon.«
Ty runzelte die Stirn. »Ich habe einen Freund, Connor Terry, der ist stellvertretender Sheriff. Er arbeitet hier heute Abend als Türsteher. Ich könnte ihn fragen, ob er öfter mal am Haus vorbeifahren und die Augen offen halten kann.«
»Wirklich?« Ellis war dankbar. »Da würde ich mich gleich viel besser fühlen.«
»Klar, kein Problem«, sagte Ty. »Wo sitzt ihr? Ich schicke Nella mit den Getränken rüber, sobald sie wieder hier ist.«
Ellis griff nach ihrer Handtasche, um zu bezahlen, doch Ty schüttelte den Kopf. »Geht aufs Haus!«
Vorsichtig probierte Julia ihren Drink. »Nicht schlecht«, gab sie zu.
Madison nippte ebenfalls daran, verzog aber das Gesicht und schob die Zitronenkugel von sich. »Schmeckt wie Möbelpolitur, wenn ihr mich fragt.«
»Ich find’s in Ordnung«, sagte Ellis, die bereits bei ihrer zweiten Zitronenkugel war. »Auf jeden Fall stimmt der Preis.«
»Alles umsonst«, freute sich Julia. »Ganz schön geschickt, mit dem Barkeeper zu vögeln.«
»Ich hab nicht …«, setzte Ellis an, brach dann aber in alkoholisiertes Kichern aus.
»Noch nicht«, ergänzte Dorie hoffnungsvoll.
»Noch nicht«, lachte Madison, der plötzlich klar wurde, wie sehr sie die Gesellschaft dieser Frauen genoss, wie viel Spaß es machte, Ellis aufzuziehen und, ja, sogar Julia zu hänseln.
Eine Stunde später drängten sich ungezählte gelbe Plastikkugeln auf dem Tisch. Das Karaoke-Singen hatte begonnen, und auf der postkartengroßen Bühne standen drei sonnenverbrannte Mädels in T-Shirts der Universität Greensboro, hatten sich die Arme über die Schultern gelegt und gaben schwankend und kreischend eine schiefe Version von »Lady Marmalade« zum Besten.
»Hört sich an, als würde man einer Katze das Fell abziehen«, beschwerte sich Madison. »Könnten die mal bitte die Schnauze halten?«
»Glaubst du, du kannst es besser?«, gab Julia zurück.
»Ganz bestimmt nicht«, sagte Madison. »Nach mir wird gefahndet, schon vergessen?«
»Ellis!«, rief Dorie. »Du musst auch mitmachen, bitte!«
»Wer, ich?« Ellis lachte. »Du kennst mich doch wohl besser. Ich schau nur zu!«
»Guck mich nicht so an!«, warnte Julia. »Das war deine Idee, nicht meine.«
»Spielverderber«, sagte Dorie und tat, als würde sie schmollen. »Ihr macht alle keinen Spaß mehr mit.«
Sie tranken und tanzten zusammen, konnten sogar Madison einmal überreden, und Ty schickte immer neue Runden zu ihnen herüber. Ellis schaute sich über die Schulter nach ihm um, sah zu, wie er hinter der Theke in Aktion war. Er war wirklich attraktiv.
Schließlich war es nicht die allgemeine Erschöpfung, sondern Dories Blase, die allem ein Ende machte. »Leute«, beschwerte sie sich und hüpfte von einem Fuß auf den anderen, »vor der Damentoilette stehen ungefähr zwanzig Frauen Schlange.«
»Dann geh doch einfach zu den Männern«, brummte Julia. »Heute sind so gut wie keine Männer hier. Zumindest keine normalen.«
»Vor dem Männerklo stehen doppelt so viele Frauen«, gab Dorie zurück. »Los, Leute, wenn ich nicht sofort hier raus komme, platze ich.«
»Von mir aus«, sagte Ellis und kam ein wenig unsicher auf die
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