Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
ihm verbracht und bist jetzt auf einmal Fachfrau für Countrymusik. Als Nächstes suchst du neues Porzellan aus.«
»Nicht sehr witzig«, sagte Dorie und blätterte geräuschvoll die Seiten ihrer Zeitschrift um. »Er ist ein netter Kerl, mehr nicht. Und nur zu deiner Information: Ich hab ihn schon vorher kennengelernt.«
»Was heißt: vorher?«
»Im Caddie’s«, erklärte Dorie. »Ty hat uns bekanntgemacht, als ich zum neunten oder zehnten Mal von der Toilette kam. Connor meinte, ich würde toll tanzen, und fragte, ob er mir was ausgeben dürfte.«
»Und du sagtest …«
»Ich sagte: ›Hi, ich heiße Dorie. Ich trinke momentan keinen Alkohol, weil ich von meinem schwulen Ehemann im vierten Monat schwanger bin. Bist du Sternzeichen Jungfrau?‹«
»Was?!«
»Das war ein Witz!«, sagte Dorie. »Ich hab ihm noch nicht mal meine Handynummer gegeben. Du warst doch diejenige, die Ty gebeten hat, dafür zu sorgen, dass sein Türsteher-Bullen-Freund bei uns vorbeifährt, also hast in Wirklichkeit du das Ganze in die Wege geleitet.«
»Hab ich nichts mit zu tun.«
»Hör zu«, sagte Dorie und legte die Zeitschrift geräuschvoll auf die Decke. »Ich bin nicht so wie du oder Julia. Okay? Ich mag Männer. Mochte ich immer schon. Ich red gern mit ihnen, häng gern mit ihnen rum. Und ich mag Sex. Immer schon. Deshalb bin ich noch lange keine Schlampe, ja?«
»Nein, nein«, beeilte sich Ellis zu sagen. »Das habe ich auch nicht behauptet …«
»Gut«, sagte Dorie. »Connor ist nämlich ein anständiger Kerl. Er bringt mich zum Lachen. Er ist ganz anders als Stephen. Unkompliziert. Er sagt, was er denkt. Er mag Countrymusik und sein Boot. Er hat auch eine Harley. Er mag seine Arbeit. Liebt sie sogar richtig. Ich hab ihm erzählt, dass ich allein leben werde, wenn ich nach Hause komme, und er hat mir angeboten, mit mir zum Schießstand zu fahren und mir zu zeigen, wie man eine Waffe bedient. Und das werde ich auch machen, auf jeden Fall.«
»Bist du dir sicher, dass du dich nicht einfach nur an Stephen rächen willst?«, fragte Ellis.
»Kann sein, aber glaube ich nicht. Pass auf, das hört sich vielleicht überheblich an, aber ihr kennt mich schon mein ganzes Leben lang. Die Männer kommen auf mich zu. Ständig. Das ist einfach so. Und ihr wisst genau, dass ich sie nicht dazu ermutige. Seit ich hier bin, hat mich der Leiter der Meeresfrüchteabteilung im Food Lion angesprochen, dann der eklige fette Typ in dem Pizzaladen und sogar der Apotheker bei Walgreen’s, Himmel nochmal, als ich meine Schwangerschaftsvitamine gekauft habe.«
Ellis seufzte. »Hiermit ist es amtlich: Du bist ein Männermagnet.«
»Und ich habe jedem einzelnen eine Absage erteilt«, sagte Dorie. »Kein Interesse. Bis Connor kam. Er ist wirklich anders. Ich sage ja nicht, dass ich ihn heiraten will, aber ich würde gerne Zeit mit ihm verbringen und mal sehen, was sich daraus ergibt.«
»Hast du ihm gesagt …?«
»Ja«, erwiderte Dorie genervt. Sie zog ihr Top hoch und streckte den Bauch aus. »Im Badeanzug kann ich diese Kugel nicht mehr verbergen. Will ich auch gar nicht. Ich hab ihm die Kurzfassung erzählt. Dass ich schwanger bin und mich scheiden lasse, sobald ich zu Hause bin.«
»Wie hat er darauf reagiert?«
»Total süß«, rief Dorie. »Er hat eine Schwester, die genauso weit ist wie ich. Es schien ihm überhaupt nichts auszumachen, Ellis. Er ist ein bisschen jünger als wir, aber ich schwöre, er ist deutlich reifer, als Stephen jemals werden wird.«
»Wollt ihr euch wiedersehen?«
»Wir haben vor, morgen Abend zusammen essen zu gehen«, sagte Dorie. »Ich weiß, das hat den Anschein, als würde es ziemlich schnell gehen, aber ich bin schließlich nur noch eine Woche hier. Ich will wissen, ob es funktioniert. Und er auch. Und es gibt noch eins, worüber ich nachgedacht habe.«
»Nämlich?«, fragte Ellis misstrauisch.
»Tja«, machte Dorie und zwinkerte ihr demonstrativ zu. »Ich kann ja jetzt eigentlich tun und lassen, was ich will. Also, männermäßig, meine ich.«
»Was soll das heißen?«, fragte Ellis.
»Na, ich bin ja schon schwanger!«
»Unglaublich!«, lachte Ellis. »Eudora, die Unverbesserliche. Egal, ich hoffe jedenfalls inbrünstig, dass es mit Connor klappt.«
»Weil?« Dorie warf ihr einen fragenden Blick zu.
»Weil ich dann zu gerne dabei wäre und Phyllis’ Gesicht sehen würde, wenn du ihr deinen schießwütigen, Harley fahrenden, Countrymusik liebenden kahlköpfigen Bullenfreund vorstellst. Ich
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