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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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können, was Ty ihr bot? Wann war es endlich wieder so weit?

    Ellis zog sich ein sauberes T-Shirt über den Kopf, als ihr Telefon klingelte.
    »Hallo«, meldete sie sich, unerklärlich befangen.
    »Ich bin’s«, sagte Ty. »Hör mal, ich hab total vergessen, dass wir eigentlich nach dem Schildkrötennest gucken wollten, das du gestern Nacht gefunden hast.«
    »Ach, ja, stimmt!«, erinnerte sich Ellis. »Wahrscheinlich haben wir’s irgendwie …« Sie schaute in den Spiegel über ihrer Kommode und merkte, dass ihr Gesicht in Flammen stand.
    »Ja, man kann wohl sagen, dass etwas dazwischengekommen ist«, lachte Ty. »Und jetzt muss ich leider rüber ins Caddie’s. Kann mir im Moment nicht leisten, eine Schicht abzusagen. Wenn ich dir die Nummer vom Schildkrötenschutz gebe, kannst du dann anrufen und erklären, wo das Nest ist?«
    »Na, klar«, sagte Ellis und suchte in der Schublade ihres Nachttisches einen Stift und Papier.
    »Super«, sagte Ty. »Ich melde mich dann später, ja?«
    »Gut«, sagte Ellis.
    »Hast du heute Abend schon was vor?«, fragte er.
    »Nur wenn du willst.«
    »Ich will.«

    Julia und Ellis saßen auf der Veranda, als Madison die Auffahrt zu Ebbtide hinaufgeradelt kam.
    »Wir holen uns was zu essen«, sagte Julia beiläufig. »Willst du mitkommen?«
    »Nein, danke«, entgegnete Madison, fast aus Gewohnheit. Dann fiel es ihr selbst auf. »Ach, Quatsch, wem mache ich hier was vor? Ich hab einen Riesenhunger. Wo wollt ihr denn hin?«
    »Warum fahren wir nicht einfach die Hauptstraße runter und gucken, was uns gefällt?«, schlug Ellis vor.
    »Das da!«, rief Madison kurze Zeit später, als sie auf dem Croatan Highway ein paar Meilen nach Norden gefahren waren. Sie wies auf einen Imbiss am Straßenrand. Bob’s Grill stand in großen Lettern auf einem Schild und noch größer darunter: Essen, und dann nichts wie weg .
    »Seit zwei Wochen fahre ich jetzt mit dem Fahrrad an dem Laden vorbei und lache mich jedes Mal kaputt«, sagte Madison. »Frühstück ganztägig. Lasst uns mal reingucken.«
    Als sie Cola bestellt hatten und die Speisekarte durchgegangen waren, entschied sich Ellis für ein Omelett mit saurer Sahne, extra Salsa und Speck, Madison bestellte ein Clubsandwich, und Julia begnügte sich widerstrebend mit Rührei, einer trockenen Scheibe Vollkorntoast und einer Schale mit Melonenstücken. »Ich habe eine E-Mail von meinem Agenten bekommen, er hat mich für ein Katalogshooting in der ersten Septemberwoche gebucht«, sagte sie bedrückt. »Mittelteure Mode für den Urlaub und die Ferienanlage. Übernächste Woche.«
    Ellis spürte einen panischen Stich. Nur noch eine Woche im August. Nur noch eine Woche Ebbtide. Eine Woche mit Ty.
    »Du klingst ja nicht gerade begeistert«, bemerkte Madison.
    Julia zuckte mit den Schultern und nippte an ihrer Diätcola. »Ist halt Arbeit. Mit irgendwas muss ich ja mein Geld verdienen. So einfach ist das.«
    »Nicht ganz«, widersprach Ellis. »Du hast keine Lust mehr aufs Modeln. Hast du selbst gesagt. Booker will dich heiraten. Er verdient gut, und er würde dich unterstützen, egal was du machen willst.«
    Julia schaute Madison an, die ihre Papierserviette in kleine Stücke riss. »Kannst du Ellis bitte mal was erklären? Nämlich was passiert, wenn man jemanden heiratet, nur um ein Dach über dem Kopf zu haben? Was passiert, wenn man sich verkauft?«
    »Julia!«, sagte Ellis in scharfem Ton, und ihr Gesicht brannte vor Scham.
    Doch Madison wirkte weder verärgert noch beschämt. »Meinst du, das hätte ich getan?«, fragte sie und rieb sich geistesabwesend über die nackten Arme.
    »Etwa nicht? Diesen Eindruck hast du vermittelt, als du von Don Shackleford erzählt hast«, sagte Julia.
    »Mein Fehler war nicht, Don zu heiraten«, erklärte Madison, »sondern mich in ihn zu verlieben. Mein Fehler war es, mich selbst in Bezug auf ihn zu belügen, und als mir schließlich schmerzhaft klarwurde, wie er war, hab ich mir auch noch eingeredet, ich könnte ihn ändern. Mein Timing war wirklich mies«, sagte Madison und lachte kläglich. »In dem Augenblick, als er beschloss, dass er mich niemals gehen lassen würde, war mir klar, dass ich ihn verlassen musste.«
    Julia lehnte sich in der Sitzecke zurück und schaute die Frau ihr gegenüber staunend an. Die Frau, die nun seit drei Wochen im Zimmer unterm Dach wohnte, das Rätsel in Person, gewährte ihnen plötzlich Einblick in ihre innerste Seele, so als hätte sie gerade etwas zum Essen bestellt.
    »Tief

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