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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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flüsterte Ty. Er kannte sie auch. Nur zu gut.
    »Verdammt«, stieß Ellis aus. »Versteck mich irgendwo!«
    »Warum?«, flüsterte er zurück. »Was kümmert es dich?«
    »Ty?«
    Die Stimme kam näher. Die beiden wussten, dass Kendra jetzt auf der obersten Treppenstufe war.
    »Tu irgendwas!«, flehte Ellis. »Ich sterbe vor Scham, wenn sie mich so sieht.«
    »Bleib hier«, flüsterte Ty. »Ich seh zu, dass sie abhaut, dann bin ich sofort wieder da.«
    Ellis schaute zu Boden und erkannte, dass Kendra vier Beine hinter der hölzernen Duschabtrennung sehen würde, wenn sie noch etwas näher kam. Ellis setzte sich auf die kleine Holzbank, die an einer der Wände befestigt war, und zog die Knie an.
    Ty stellte das Wasser ab, schnappte sich seine Boxershorts und zog sie an. Dann schlang er den Bademantel um sich, trat nach draußen und drückte die Tür fest hinter sich zu.
    »Kendra!«, hörte Ellis ihn sagen. »Was willst du hier, verdammt nochmal?«
    Ellis schaute an sich herab, sie hatte Gänsehaut am ganzen Körper. »Beeil dich«, dachte sie, »beeil dich!«

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    »Tyyy!«, rief Kendra mit ihrer schrillen Stimme. »Hab ich einen schlechten Zeitpunkt erwischt?«
    »Du erwischt mich immer zu einem schlechten Zeitpunkt«, fuhr Ty sie an. »Es ist noch nicht mal sieben Uhr. Was willst du hier, verdammt nochmal?«
    »Wenn du mich zurückrufen würdest, wüsstest du, was ich will«, sagte Kendra, völlig unbeeindruckt von Tys Grobheit. »Ryan und ich möchten mit dir über Ebbtide sprechen.«
    »Redet mit der Bank, nicht mit mir«, gab Ty zurück. »Ich habe das Ganze nicht mehr in der Hand, wie du sehr gut weißt.«
    »Wir könnten uns gegenseitig helfen«, sagte Kendra mit zuckersüßer Stimme. »Du willst deine Schulden loswerden, und Ryan und ich sind auf der Suche nach einem Haus am Meer. Ein Haus mit Vergangenheit und Charakter, genau wie Ebbtide. Aber wir würden uns gerne einmal umsehen, bevor wir ein Angebot abgeben. Ich vermute, es muss entsetzlich viel dran getan werden, und wir würden gerne einen Überblick haben, bevor wir uns entscheiden.«
    »Das läuft nicht«, sagte Ty ausdruckslos. »Hau ab.«
    »Du brauchst mir gar nicht so zu kommen«, entgegnete Kendra. »Ich bin hier nicht die Böse, ja?«
    Ellis drückte die Knie an die Brust. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, die Morgenluft eisig. So eisig wie Tys Stimme.
    »Aber sicher bist du das«, sagte er. »Du und dein Arschloch von Mann, ihr seid zwei Geier, die über meinem Haus kreisen, um es mir aus den Händen zu reißen. Und wenn du glaubst, dass ich dir auch noch dabei helfe, bist du dümmer, als ich gedacht habe.«
    »Ich bin dumm? Ich bin doch nicht diejenige, die das Jurastudium geschmissen und auf eine vielversprechende Karriere als Anwalt gepfiffen hat. Ich bin nicht diejenige, die von der Ehe nichts mehr wissen wollte, kaum dass es mal ein kleines Problem gab, weil mein zerbrechliches kleines Ego nicht mit der Wirklichkeit zurecht kam. Und ich bin auch sicher nicht diejenige, die ihr Haus und alles andere dazu verliert, weil ich mich weigere, den Tatsachen ins Auge zu sehen und ein Geschäft mit jemandem einzugehen, der mir den Hintern retten könnte.«
    »Du hast eine interessante Auffassung der Vergangenheit, Kendra«, sagte Ry. »Ich frage mich, ob das Arschgesicht weiß, dass er für dich nur ›ein kleines Problem‹ ist.«
    »Hör auf, ihn so zu nennen«, fuhr Kendra ihn an.
    »Hör auf, hier aufzutauchen, uneingeladen und unangekündigt. Hör auf, mich anzurufen und mir Nachrichten zu hinterlassen«, sagte Ty. »Und jetzt verschwinde von meinem Grundstück, sonst rufe ich die Polizei.«
    »Ich gehe«, sagte Kendra, und Ellis hörte ihre Schritte auf dem Holzboden. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Aber mich rauszuwerfen ändert überhaupt nichts«, rief Kendra noch. »Ryan und ich werden trotzdem am fünfzehnten auf der Treppe des Gerichts von Dare County stehen und für das Haus bieten. Davon kannst du uns leider nicht abhalten. Wir werden Ebbtide kaufen, Ty, und wenn es so weit ist, werden wir als Erstes dafür sorgen, dass dein weißer Arsch auf der Straße landet.«
    »Verpiss dich!«, rief Ty. »Sofort!«
    Rasch entfernten sich die Schritte. Ty sah wohl ebenso bedrohlich aus, wie er klang. Ellis hörte einen Motor anspringen, dann das enorm befriedigende Geräusch von Kendras Reifen, die im Muschelsplitt der Auffahrt durchdrehten.
    Ty schmunzelte. Er ging hinüber zur Duschabtrennung und steckte den Kopf

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