Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
hinein.
Ellis hatte sich auf der Bank zu einer Kugel zusammengerollt. Mit blauen Lippen lächelte sie zu Ty auf. »Könnte ich bitte ein H-h-handtuch haben?«
45
Ellis hörte das Brummen des Staubsaugers, kaum dass sie die Haustür öffnete. Dorie bearbeitete damit den abgetretenen Teppich im Wohnzimmer. Ellis winkte ihr zu und ging in die Küche, wo Madison den Boden bohnerte. Oben huschte Julia zwischen den Schlafzimmern umher, die Arme voll neuer Bettwäsche, Kopfkissen, Quilts und Überwürfen.
»Was ist hier los?«, fragte Ellis, als Julia aus ihrem eigenen Zimmer kam. »Was soll das ganze Zeug?«
Julia schob sich eine Strähne hinters Ohr. »Wir hübschen das Haus auf für seinen großen Moment. Und damit«, sagte sie und wies mit dem Kinn auf den Stapel Wäsche in ihren Armen, »mache ich die Schlafzimmer weiblicher. Booker und ich waren gestern Abend noch ein bisschen bei HomeGoods shoppen. Beziehungsweise ein bisschen mehr.«
»Aber wer soll das alles zahlen?«, fragte Ellis. »Ty ist pleite.«
»Keine Sorge«, versicherte Julia ihr. »Die Preisschilder sind noch überall dran. Sobald die Leute weg sind, schicke ich die Sachen zurück und lasse mir das Geld wiedergeben.«
»Das kann man machen? Ist das erlaubt?«
»Ist ja nicht so, als hätte jemand darin geschlafen, Ellis«, sagte Julia und verdrehte die Augen.
»Wo ist Booker?«, wollte Ellis wissen.
»Wenn du bei Ty warst, bist du wahrscheinlich direkt an ihm vorbeigegangen«, sagte Julia und huschte ins Badezimmer. Sie faltete einen Stapel flauschiger weißer Handtücher und platzierte ihn dekorativ. »Er ist draußen in der Garage und versucht, den Rasenmäher ans Laufen zu bekommen. Ich kann den Anblick gar nicht erwarten: Booker mit Rasenmäher.«
»Und das macht ihr alles für die Leute vom Film?«, fragte Ellis. »Ich hätte nur dafür gesorgt, dass alle Betten gemacht sind, Julia. Dieser Aufwand sprengt doch absolut den Rahmen!«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Julia. Sie holte ein Apothekerglas aus einer Einkaufstüte und füllte es mit sonnengebleichten Muscheln aus einer anderen Tüte, dann stellte sie das Glas auf die Toilettenspülung, trat einen Schritt zurück und betrachtete das Ergebnis.
»Was meinst du?«, fragte sie. »Zu übertrieben?«
»Nein, sehr schön«, sagte Ellis. »Aber ist das denn alles nötig?«
Julia zuckte mit den Schultern. »Schadet ja nicht, oder? Außerdem macht es irgendwie Spaß. Das ist so, als würde man sich auf eine riesige, wichtige Party vorbereiten. Im Übrigen ist das ja nicht völlig selbstlos. Wenn Simons Leute den Film hier wirklich drehen, bekommt Booker eine hübsche Provision für die Vermittlung. Und ich kann vielleicht einen Job bei der Innenrequisite ergattern. Wäre das nicht super?«
»Wenn, falls und vielleicht«, sagte Ellis besorgt. »Das ist mir alles zu unsicher.«
»Das Haus wird umwerfend aussehen«, versicherte Julia und steuerte auf Ellis’ Zimmer zu. Als Ellis die Tür öffnete, hätte sie den Raum fast nicht wiedererkannt, in dem sie nun fast einen Monat lang gewohnt hatte. Die vergilbten durchsichtigen Gardinen vor den Fenstern waren durch schlichte weiße Baumwollvorhänge mit Bömmelchen am Rand ersetzt worden, die an den Seiten mit einer Kordel zurückgehalten wurden. Die verschlissene Tagesdecke aus Chenille war ebenfalls verschwunden, an ihrer Stelle lag ein Quilt in weichen blau-grünen Farbtönen. Drei dicke Kopfkissen thronten am oberen Ende des Bettes. Die kitschigen Drucke von verschwommenen Leuchttürmen und Enten waren großen, stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Fotos von Ebbtide, den Dünen und dem Strand direkt hinter dem Haus gewichen.
»Booker?«, fragte Ellis und strich über einen Rahmen.
»Ja. Wir haben einige seiner Fotos ausdrucken lassen und sie in Billigrahmen gesteckt«, erklärte Julia. »Sind gut geworden, oder?«
»Die sind wunderschön«, stimmte Ellis zu. »Meinst du, er würde mir Abzüge davon verkaufen? Die wären eine tolle Erinnerung an Nag’s Head und Ebbtide.«
Julia sah sie fragend an. »Brauchst du eine Erinnerung?«
»Ist noch zu früh, um das zu beurteilen«, erwiderte Ellis. »So, sag mir, was ich tun soll!«
»Da gibt es was. Booker meint, das wahnsinnige Licht hier wird die Produzenten wohl am ehesten vom Haus überzeugen, und natürlich die Lage. Deshalb müssen wir alle Fenster putzen, was scheinbar seit Reagans Regierungszeit nicht mehr passiert ist.«
»Ich kümmere mich um die Fenster von innen, aber ich muss Ty
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