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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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erklären wir uns einverstanden, dass sie mitkommen kann. Wir planen extra für sie um, mieten ein größeres Haus mit einem Zimmer mehr, und dann sagt sie einfach ab! Willst du wissen, was ich glaube?«
    »Was?«
    »Ich glaube, sie hatte von Anfang an nicht vor mitzukommen«, sagte Julia und öffnete die Heckklappe. »Das waren wieder ihre alten Spielchen, sie wollte Dorie bloß testen, sie manipulieren, sie wollte ausprobieren, ob Dorie nachgibt und sie mitnimmt. Willa hat nie eigene Freundinnen gehabt. Woher auch? Die Frau ist eine bösartige Giftspritze.«
    »Aber was ist mit Stephen?«, hakte Ellis nach. »Kommt er noch nach? Ich weiß, dass Dorie sagt, er hätte den ganzen Sommer über sehr viel gearbeitet, weil er seine Doktorarbeit abschließen will, bevor die Schule wieder anfängt.«
    Julia holte einen ramponierten Lederkoffer aus dem Kofferraum des Vans und stellte ihn in der Auffahrt ab. »Stephen ist ein anderes Rätsel. Als Dorie mich heute Morgen am Flughafen abgeholt hat, hat sie genau das Gleiche erzählt: ›Stephen sitzt ununterbrochen an seiner Arbeit, er hat ein Gespräch mit seinem Tutor, er braucht absolute Ruhe, er ist todunglücklich, dass er nun doch nicht mitkommen kann.‹ Bla, bla, bla.«
    »Glaubst du Dorie nicht? Warum sollte sie sich so was ausdenken? Dorie würde uns doch nicht anlügen. Doch nicht ihre besten Freundinnen!«
    Sie hörten die Fliegenschutztür zuschlagen, Julia schaute zum Haus hinüber. »Pst. Sie kommt. Ich behaupte nicht unbedingt, dass sie lügt. Aber sie erzählt uns auch nicht die ganze Wahrheit. Das ist nicht die Dorie, die wir kennen. Ganz und gar nicht.«
    »Hat Julia dir schon die schlechte Nachricht überbracht?«, fragte Dorie, als sie sich dem Van näherte. »Ihr müsst echt sauer auf mich sein. Stephen hat ein total schlechtes Gewissen. Er hatte sich so aufs Meer gefreut. Aber er macht sich verrückt vor Sorgen wegen seiner Doktorarbeit. Und Willa …« Dorie verstummte. »Annabeth, ihre Jüngste, sollte an diesem Wochenende eigentlich einen Segelkurs machen. Aber sie bekommt regelmäßig ganz schlimme Kopfschmerzen. Dabei ist sie erst sechs. Der Arzt hat ihr eine Brille verschrieben, aber …«
    »Willa ist Willa«, sagte Julia trocken. »Du musst dich nicht für sie entschuldigen, Dorie. So ist sie schon ihr Leben lang.«
    Dories Wangen wurden puterrot. »Ich weiß, dass sie einem ganz schön auf den Wecker gehen kann.«
    Ellis nahm sie kurz in die Arme. »Wir sind alle nicht ohne. Wir verstehen das. Egal, es tut mir nur total leid für dich, dass du den Monat ohne Stephen auskommen musst. Er wird uns allen fehlen.«
    Julia, die direkt hinter Dorie stand, verdrehte die Augen und zog eine Grimasse. Der letzte Satz war eine handfeste Lüge, das wussten sie beide. Kaum dass Dorie die Möglichkeit ins Spiel gebracht hatte, Stephen mit ans Meer zu nehmen, hatten sich Julia und Ellis einen lebhaften Mailwechsel geliefert.
    »Nichts da!«, hatte Julia geschrieben. »Wir wollten diesen Monat nur für uns. Schon vergessen? Ganz ohne Jungs. Wenn Booker das rauskriegt, will er nächstes Mal auch mit. Dann wird es ein Pärchenurlaub. Und das hatten wir anders geplant.«
    Booker und Julia lebten schon seit Jahren zusammen, zuerst in New York, in den letzten sechs Jahren in London. Booker war Fotograf, und Julia war Model. Ellis verstand ihre Beziehung nicht so recht. Manchmal musste man sich fragen, was die beiden überhaupt zusammenhielt, wenn man Julia über Booker reden hörte.
    Ellis hatte nicht hinter Dories Rücken über sie herziehen wollen, aber dieses eine Mal war sie sich mit Julia absolut einig. Sie mochte Stephen, auch wenn sie sich vor Dories Hochzeit vor einem Jahr nur zwei Mal gesehen hatten. Stephen sah gut aus, war ein aufmerksamer Mann und offenbar verrückt nach Dorie. Und die hatte einen guten Mann wirklich mehr als verdient. Doch war es nicht möglich, nur dieses eine Mal die Männer außen vor zu lassen? Insbesondere da Ellis keinen Partner hatte – und zwar schon länger, als sie zugeben wollte?
    Das war bei Dorie immer anders gewesen. Mit ihrem rotblonden Haar, den Sommersprossen und den grünlichen Katzenaugen (von ihren üppigen Kurven ganz zu schweigen) war sie immer der Männermagnet der Gruppe gewesen, und zwar schon seit der dritten Klasse, als jeder Junge der Schule ihr einen Valentinsgruß schicken wollte. Niemand konnte sich erinnern, dass Dorie mal keinen Freund gehabt hatte. Und es war nicht mal so, dass sie es drauf anlegte.

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