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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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mich wohl geirrt.« Sie nahm die Weißwandtafel von der Wand und verließ den Raum mit steifen Schritten. Kurz darauf war sie wieder da, doch nur um ihr leeres Saftglas zu nehmen, es auszuspülen und aufs Abtropfbrett zu stellen. Dann stolzierte sie aus der Küche. Julia und Dorie hörten nur, wie die Fliegengittertür zugeschlagen wurde.

    »Scheiße.« Julia warf die Toastrinde auf ihren Teller. »Ich hatte vergessen, wie empfindlich unser Mädchen sein kann. Aber stimmt doch, Dorie, das musste wirklich mal gesagt werden, oder?«
    Dorie nahm beide Teller und Kaffeetassen und stellte sie in die mit Seifenlauge gefüllte Spüle. »Man hätte es freundlicher sagen können. Ellis ist nicht so wie du, Julia. Sie musste sich nicht gegen eine ganze Horde von Geschwistern durchsetzen. Du hast ihr wirklich wehgetan. Und das, nachdem sie sich so viel Mühe gemacht hat, das hier für uns zu organisieren. Du brichst dir doch keinen Zacken aus der Krone, wenn du ein bisschen mitmachst. Zumindest die erste Woche oder so.«
    Julia seufzte. »Du wirst also dafür sorgen, dass ich mich ab jetzt ordentlich benehme?«
    Dorie grinste. »Sonst kannst du deine Spielsachen einpacken und nach Hause fahren.«
    Dorie ging auf die vordere Veranda, Julia folgte ihr widerwillig. In der Haustür blieben sie stehen und spähten hinaus. Die Weißwandtafel ragte aus der Mülltonne am Ende der Auffahrt, und ihre Verfechterin Ellis saß auf einem der Verandastühle, schaukelte entschlossen vor und zurück und starrte vor sich hin. Es war ein wunderschöner Sommermorgen: sonnig, nicht zu schwül, luftige weiße Wölkchen hoch am Himmel.
    Es war der zweite Tag im August, und sie hatten bereits angefangen zu streiten.
    »Ach, komm, Ellis«, begann Dorie. »Sei nicht böse. Julia hat es doch nicht so gemeint.« Sie drehte sich mit strengem Blick zur Freundin um, die noch im Wohnzimmer stand. »Stimmt’s?«
    »Julia ist ein böses Mädchen«, flüsterte Julia deutlich vernehmbar und steckte den Kopf durch die Tür. Auf Zehenspitzen tippelte sie auf die Veranda und stellte sich hinter Ellis’ Stuhl. »Und dafür muss Julia den ganzen Monat die Plumpsklos saubermachen, nicht wahr, Dorie?«
    Dorie setzte sich in den Schaukelstuhl neben Ellis. »Aber ganz bestimmt. Und sie bekommt keine gerösteten Marshmallows. Keinen einzigen.«
    Julie kniete sich auf die andere Seite von Ellis. Sie schlang die Arme um die Taille ihrer Freundin und legte den Kopf in Ellis’ Schoß. »Julia will sich entschuldigen«, fiepte sie mit einer Mäuschenstimme. »Sie hat Elly-Belly ganz doll lieb und will ihr nie wieder wehtun.«
    Ellis musste ein Grinsen unterdrücken. Sie tätschelte Julias Kopf und stupste sie an. »Steh auf, du Dummerchen, aber glaub bloß nicht, dass du dich so davor drücken kannst, mir heute Abend etwas zu kochen, ja?«
    Julia stöhnte. »Gott sei Dank. Meine Knie tun höllisch weh.« Sie warf sich in einen der anderen Schaukelstühle. »Und, was haben wir heute vor? An unserem ersten richtigen Tag am Meer? Fahrrad fahren? Einkaufen? Drachenfliegen über Jockey’s Ridge? Ich habe eine Broschüre von einer supertollen Schule gesehen, wo man wirklich Drachenfliegen lernen kann. Könnt ihr euch noch erinnern, wie wir alle zum Bungee-Springen nach Myrtle Beach gefahren sind?«
    »Du und Dorie, ihr seid gesprungen«, verbesserte Ellis. »Ich konnte nicht mal zusehen. Ich war versteinert vor Angst, dass ihr sterben könntet und ich euren Müttern alles erklären muss.«
    »Quatsch, du hattest doch bloß Schiss davor, dass du allein nach Hause fahren musstest, ganz allein über die Talmadge-Brücke, wenn wir gestorben wären«, neckte Julia sie.
    »Stimmt«, gab Ellis zu.
    »Warum legen wir uns nicht einfach an den Strand?«, fragte Dorie.
    Die anderen sahen sie erstaunt an. Dorie hatte noch nie ein Abenteuer ausgelassen.
    »Was ist?«, sagte sie unschuldig, dann verstand sie, was die anderen beiden dachten. »Warum müssen wir überhaupt was tun? Ich genieße es einfach, hier zu sein und Zeit mit euch zu verbringen. Außerdem ist Drachenfliegen teuer. Vergesst nicht, ich lebe von einem Lehrergehalt. Auch wenn es eine Privatschule ist, die nicht ganz so schlecht zahlt.«
    Ellis sprang auf. »Dorie hat recht«, sagte sie. »Heute ist perfektes Strandwetter. Ich ziehe jetzt meinen Badeanzug an. Wenn sonst nichts hilft, ist das Salzwasser vielleicht gut gegen Flohstiche.«
    Julia betrachtete Ellis’ ausgestreckte Beine. »Aua! Wie siehst du denn aus? Hast du dem

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