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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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Sie zog die Männer einfach magisch an.
    In ihrem ersten Jahr an der Universität von Georgia war sie mit einem richtigen Arzt ausgegangen. Einem Gynäkologen, zu allem Überfluss! Howard war verrückt nach Dorie gewesen. Er hatte ihr zweikarätige Diamantohrringe geschenkt (die sie ihrer Mutter nicht zu zeigen wagte), hatte sie mitgenommen zu einem Kurzurlaub nach Vegas, hatte sie in seinem Mercedes nach Savannah und zurück fahren lassen, nur damit sie ihre Freundinnen anlässlich des St. Patrick’s Day hatte treffen können.
    Das Techtelmechtel mit Howard hatte fast ein Jahr gedauert. Dann war es Dorie leid geworden, Doktorspiele mit einem Dreißigjährigen zu veranstalten, der außerdem von ihr verlangt hatte, ihre Studentinnenvereinigung zu verlassen und die Wochenenden mit ihm in seinem Country Club zu verbringen. Schließlich war sie damals erst zwanzig gewesen. Es hatte Jahre gedauert, bis Dorie sich endlich traute zu erzählen, wo sie Howard in Wirklichkeit kennengelernt hatte.
    Auf Willas Junggesellinnenabschied rückte sie endlich mit der Geschichte raus. Sie hatten Tequila im Spanky auf der River Street getrunken und waren anschließend zum Haus der Dunaways gegangen. Dort spielten sie ihre eigene Version von »Wahrheit oder Pflicht«. Selbstredend hatte niemand eine Geschichte, die auch nur annähernd so cool war wie die von Dorie.
    »Ich ging damals zur Gesundheitsversorgung für Studenten, na ja, um mir die Pille zu besorgen, weil es ernster wurde mit Bo und mir. Ich dachte, nur Schlampen würden Kondome benutzen, hatte aber eine Riesenangst, schwanger zu werden«, erzählte Dorie und kicherte dabei nervös. »Egal, was glaubt ihr, wer mich damals untersuchte? Howard! Und er war wirklich total einfühlsam, ganz vorsichtig, versteht ihr? Anschließend rief er mich in sein Büro und hielt mir einen ernsten Vortrag über die Gefahren von Geschlechtskrankheiten und so weiter. Ich wäre fast im Erdboden versunken, so peinlich war das! Dann gab er mir mein Rezept und eine Packung mit der Pille für – keine Ahnung – gute sechs Monate, und hinten auf das Rezept hatte er seine Telefonnummer geschrieben.«
    Howard war einer der netteren Typen gewesen – im Gegensatz zu vielen anderen. Als Dorie daher begann, von »diesem neuen Typen in der Schule« zu schwärmen, womit sie »Our Lady of Angels« meinte, die katholische Mädchenschule, die sie alle besucht hatten und wo Dorie inzwischen Englisch unterrichtete, dachte sich niemand groß was dabei. Stephen war Fußballtrainer der Mädchenmannschaft, außerdem unterrichtete er Geschichte. Er war schlank und dunkelhaarig und hatte einen wunderbar trockenen Humor. Er kam nicht aus Savannah, sondern war in Omaha aufgewachsen. Und er war katholisch, so dass er die Zustimmung von Dories Mutter fand. Zwei Jahre waren die beiden ein Paar gewesen, bis er sie überredete, ihn zu heiraten.
    Dr. Dunaway – Dories Mutter – hatte einen Doktor in Englisch und bestand darauf, mit ihrem Titel statt mit »Mrs« angesprochen zu werden. Sie war so erleichtert, Dorie endlich unter der Haube zu haben, dass sie sogar einen Teil der Kosten für die Hochzeit übernahm.
    »Ich fasse es bis heute nicht, wie billig diese Frau ist«, hatte sich Julia beim Empfang beklagt, wo ein preiswerter Hauswein und ein Fass Bier ausgeschenkt worden waren. »Weißt du noch, dass sie Dorie und Willa zwang, sich Shampoo und Tampons von ihrem eigenen Taschengeld zu kaufen?«
    Stephen war also nett, doch trotz allem ein Mann, und die vier Wochen waren eigentlich als reiner Frauenurlaub gedacht gewesen. Ellis war froh, dass er in letzter Minute doch noch einen Rückzieher gemacht hatte. Und sie hatte Schuldgefühle. Eben weil sie froh war.
    »Los, kommt, Leute!«, rief sie und wich Julias Blick aus, weil sie Angst hatte, sich das Lachen nicht mehr verkneifen zu können. »Hier draußen ist es höllenheiß. Bringen wir die Sachen rein. Ich will euch das Haus zeigen.«
    »Vergiss das Haus«, sagte Julia pathetisch und warf sich einen Wäschesack über die Schulter. »Ich weiß ja nicht, was ihr vorhabt, aber ich bin wegen der Sonne da. In England hatten wir einen grässlichen Winter, und auch der Frühling war nicht der Rede wert. Nichts als Regen und noch mehr Regen. Also nimm’s mir nicht übel, Ellis, aber im Moment brauchst du mir nur die Eiswürfel, den Bourbon und den Strand zu zeigen. Genau in dieser Reihenfolge.«
    »Da hast du recht«, stimmte Ellis zu und griff zu einer Tragetasche.

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