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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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keine Ahnung von nichts, ich dachte, das gehört dazu, wenn man schwanger ist. Ich hab euch nichts erzählt, niemand bekam was mit. Ich blutete. Es war so viel Blut, dass ich Angst bekam. Ich weiß noch, dass ich mir einen Tampon aus dem Apparat auf der Toilette zog und direkt nach Hause ging.«
    »Hattest du Blutungen?«, fragte Ellis.
    »Nach einer Weile wurde es weniger, aber dafür bekam ich schlimme Krämpfe«, sagte Julia. »Ich lag zusammengekrümmt auf meinem Bett, als Mama zufällig an meinem Zimmer vorbeikam. Sie hörte, wie ich stöhnte und weinte, und kam rein, aber ich hatte solche Schmerzen, dass ich nicht mal reden konnte. Ich hatte Fieber, fast neununddreißig Grad, und plötzlich entdeckte sie das Blut auf dem Bettlaken und flippte aus. Sie packte mich in ihren Wagen und fuhr mich direkt zur Notaufnahme von St. Joseph, wo die Ärztin, die zufällig mit meiner Mama Karten spielte, ihr verklickern musste, dass ihre Tochter von der katholischen Mädchenschule keinen geplatzten Blinddarm hatte, wie Mama meinte, sondern eine Eileiterschwangerschaft.«
    »Du hättest sterben können«, sagte Dorie ernst.
    »In dem Moment wäre mir das lieber gewesen«, meinte Julia. »Wenn ihr Mamas Gesicht gesehen hättet, als ich zugeben musste, dass ich tatsächlich schwanger war … Das war, als hätte man ihr in die Magengrube geschlagen.«
    »Was … was haben die Ärzte gemacht?«, fragte Dorie. »Tut mir leid, es ist gemein, das zu fragen, aber ich kann nicht anders.«
    »Schon gut«, sagte Julia achselzuckend. »Ich hab dich schließlich auch gezwungen, alles zu erzählen, oder? Egal, ich wurde also untersucht, und kurz bevor ich entlassen wurde, kam die Ärztin, Mamas Freundin, noch einmal zu mir. Sie erklärte mir, der Embryo hätte sich in meinem Eileiter festgesetzt, wodurch der gerissen sei. Es wäre niemals eine normale Schwangerschaft geworden. Und sie gab mir ein Rezept für die Pille, die Gute.«
    »Und deine Eltern?«, fragte Ellis. »Wie gingen die damit um?«
    »Was meinen Vater betrifft, der dachte wirklich, ich wäre am Blinddarm operiert worden«, sagte Julia. »Auf dem Heimweg vom Krankenhaus sagte Mama im Auto, sie wäre enttäuscht von mir. Herrgott! Enttäuscht! Ich hatte wahnsinnige Schuldgefühle. Das war zehn Mal schlimmer, als angeschrien oder bestraft zu werden.«
    Dorie erschauderte. »Ich möchte mir nicht vorstellen, wie Phyllis damit umgegangen wäre, als ich achtzehn war. Ich möchte nicht mal drüber nachdenken, wie sie heute mit meiner Schwangerschaft umgeht, dabei bin ich fünfunddreißig und wohne seit fünfzehn Jahren nicht mehr zu Hause.«
    »Mama glaubte, es wäre die heilige Jungfrau gewesen, die eingegriffen und mir das Leben gerettet hätte. Ich hätte wirklich verbluten können und wäre es wahrscheinlich auch, wenn Mama nicht in mein Zimmer geplatzt wäre. Sie meinte, dass sie an dem Nachmittag eigentlich gar nicht zu Hause gewesen wäre, sie wollte Weihnachtseinkäufe erledigen, aber aus irgendeinem Grund überlegte sie es sich anders und blieb zu Hause. Danach ging sie jedes Jahr am zwölften Dezember, dem Tag meiner Einlieferung ins Krankenhaus, zur Messe in unsere Schulkapelle, um einen Kranz Blumen vor der Marienstatue abzulegen, bis sie zu krank wurde, um das Haus zu verlassen.«
    »Deine Mama war eine Heilige«, sagte Dorie und schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, du weißt das.«
    »Doch, das weiß ich«, sagte Julia mit bebender Unterlippe. »Ihr habt ja keine Ahnung, wie sehr sie mir fehlt.«
    Ellis hob ihr Weinglas zu einem Trinkspruch. »Auf Catherine Capelli! Gott sei ihrer Seele gnädig. Und zur Hölle mit Amber Peek!«
    Julia hob ebenfalls ihr Glas, und Dorie, die keins hatte, hielt den Eisstiel in die Höhe.

    Als sie später die schläfrige Dorie ins Bett geschickt hatten, gingen Julia und Ellis zurück in die Küche, um sauberzumachen. In stiller Eintracht räumte Julia das Geschirr ein, Ellis fegte den Boden. »Ich geh auch nach oben«, sagte Julia schließlich und hängte das Geschirrtuch an den Haken hinter der Küchentür. »Diese emotionalen Turbulenzen machen mich einfach müde.«
    »Darf ich dir noch eine Frage stellen? Danach bin ich auch still, versprochen«, sagte Ellis.
    »Schieß los. Aber ich glaube, ich weiß eh, was du fragen willst. Wegen Jack, oder?«
    »Ja, genau. Hast du es ihm erzählt? Oder ihn noch mal gesehen?«
    »Nein. Er wurde Ende Oktober an eine Fallschirmjägerschule versetzt, das war genau die Zeit, als meine Periode zum

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