Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
diese albernen Geschichten über sprechende Grabsteine auf dem Friedhof und kopflose Duelle auf dem Monterey Square.«
Ellis errötete schuldbewusst. »Hört sich aber an, als könnte die Geschäftsidee ziemlich erfolgreich sein.«
»Ja, vielleicht, wenn er was dafür tun würde, aber du kennst doch Nash. Was ihn angeht, ist Arbeit nur ein Wort mit sechs Buchstaben. He, hat noch jemand Hunger? Ich überlege, ob ich mir ein gegrilltes Käsesandwich mache.«
»Wir haben doch eben erst gegessen«, erinnerte Julia sie. »Von Popcorn und Eis ganz zu schweigen.«
»Ich esse jetzt für zwei«, erklärte Dorie. »Da ihr Bescheid wisst, brauche ich jetzt wenigstens nicht mehr heimlich Cornflakes und Rührei in mich reinzustopfen.«
»Wenn ich so viel essen würde, würde ich aufgehen wie ein Hefekloß«, sagte Ellis. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du im dritten Monat bist. Du bist gertenschlank.«
Dorie zog ihr Top hoch und streckte ihren Bauch aus. »Gertenschlank? Guckt euch diese Kugel an! Da ist ein Baby drin, in echt!« Sie drehte sich um und wackelte mit dem Hintern. »Und guckt euch diesen Po an! So breit wie von einem Brauereipferd, wie mein Papa sagen würde.«
Julia gab Dorie einen liebevollen Klaps auf den Hintern. »Was erzählst du da? Du hast immer noch das kleinste Popöchen auf der ganzen Welt, Dorie. Zumindest jetzt. Na komm, ich mach dir dein Käsesandwich, kleine Mama.«
Die drei zogen in die Küche um. Dorie und Ellis hockten sich an den Tisch, während Julia Butter in einer Pfanne zerließ und Dories Sandwich vorbereitete.
Als es goldbraun gebraten war und der Cheddar an den Seiten herausschmolz, ließ Julia es auf einen Teller gleiten, den sie zusammen mit einem Glas Milch vor Dorie schob.
»Oh, welch’ Wonne!«, jubelte Dorie, aß ein Stück und verdrehte die Augen. »Stephen sagt immer, das beste Sandwich der Welt ist das, das jemand anderes für dich macht.«
»Apropos Stephen«, sagte Ellis vorsichtig. »Dorie, du musst ihm wirklich sagen, dass du schwanger bist. Hast du überhaupt schon mit ihm gesprochen, seit er ausgezogen ist?«
Dorie kaute langsam. Sie biss noch mal vom Sandwich ab. Als es halb vertilgt war, schob sie den Teller von sich.
»Ich kann das nicht«, erklärte sie. »Ich kann einfach nicht mit ihm reden. Ich kann seine Stimme nicht ertragen. Ich kann ihn nicht sehen. Noch nicht. Er meldet sich manchmal, aber ich gehe nicht dran. Ich weiß, dass er am Haus vorbeifährt. Mindestens fünf Mal habe ich gesehen, wie sein Auto vorbeigefahren ist. Er hat nicht den Mut, anzuhalten und an der Tür zu klingeln. Was andererseits gut ist, weil ich nicht glaube, dass ich an die Tür gehen könnte, wenn er davor steht.«
»Weißt du überhaupt, wo er wohnt?«, wollte Julia wissen.
»Bei Matt«, vermutete Dorie. »Der hat ein großes altes viktorianisches Haus in Midtown. Wir waren letzten Herbst mal bei ihm eingeladen.«
»Du wirst mit Stephen sprechen müssen, Dorie, und zwar besser früher als später. Du weißt, wie klein Savannah ist«, sagte Julia. »Früher oder später wird man bei dir was sehen. Und du weißt, dass die Leute reden. Du musst dir den nächsten Schritt überlegen.«
»Ich kann nicht«, jammerte Dorie wieder. »Ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll. Ich weiß ja nicht mal, wie der nächste Schritt aussehen soll. Ich weiß nicht, wie man sich scheiden lässt.«
»Ich schon«, warf Ellis ein. »So schwer ist das eigentlich nicht. Sieh mich an, ich war schon mit dreiundzwanzig geschieden. Wenn du das wirklich willst, Dorie, gebe ich dir die Adresse von meinem Anwalt. Er war in Baylors Studentenverbindung. Ich weiß, dass er noch in Savannah ist, weil er mir jedes Jahr einen Weihnachtsgruß schickt. Wahrscheinlich denkt er, da ich jetzt Mitte dreißig bin, gibt’s bei mir bald wieder was zu tun in Sachen Scheidung.«
Dorie riss ein Stück vom Käsesandwich ab und knabberte daran herum. »Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mal an Scheidung denke. Als sich meine Eltern damals trennten, habe ich mir geschworen, wenn ich mich jemals richtig verliebte, dann würde es für immer sein. Ihr beide wisst genau, mit wie vielen Typen ich im Laufe der Jahre zusammen war. Nicht bei einem habe ich überlegt zu heiraten. Erst als ich Stephen kennenlernte. Deshalb habe ich so lange gewartet. Ich wollte ganz sicher sein.« Sie legte die Füße auf den Küchentisch. »Jetzt weiß ich nur eins ganz sicher, nämlich dass nichts sicher ist. Und seht mich an –
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