Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Männern fange ich besser erst gar nicht an.«
Ellis zögerte, dann sprach sie dennoch weiter. »Ich weiß nicht, ob ich meine Scheidung überstanden hätte, wenn ich Dorie und Julia nicht gehabt hätte. Es war eine schlimme Phase für mich, aber die beiden waren die ganze Zeit für mich da. Julia kam von einem Shooting in New York mit dem Zug herunter und zog zwei Wochen lang zu mir. Ich war ein Häufchen Elend. Ich hab mich sogar krankschreiben lassen, aber Julia ließ nicht zu, dass ich mich gehenließ. Sie machte mir was zu essen, sorgte dafür, dass ich zum Frisör ging, und schickte mich wieder zur Arbeit. Und Dorie, sie ist Lehrerin, deshalb konnte sie nicht alles stehen und liegen lassen, aber sie rief mich monatelang jeden Morgen und Abend an, nur um zu hören, wie es mir geht.«
Ty hob eine Augenbraue. »Du bist geschieden?«
Wieder errötete Ellis. Sie war wirklich süß, wenn sie rot anlief, besonders im Mondschein.
»Ist schon lange her. Ich hab direkt nach dem College geheiratet. Ich war jung und dumm. Es hielt ganze drei Monate. Verrückt, was?«
»Wie kam es?«
Ellis dachte etwas länger darüber nach. »Wir arbeiteten bei derselben Bank. Er war anders als die Jungs, mit denen ich bis dahin ausgegangen war. Er war in meinem Alter, aber er wirkte älter, na ja, sehr selbstsicher, und ich war einfach hin und weg von ihm. Ich kannte ihn gar nicht richtig. Er mich genauso wenig. Ich denke, ich war verliebt in die Vorstellung, in ihn verliebt zu sein. Und als wir dann nach der großen Hochzeit richtig zusammenlebten, ohne Verwandte und Freunde und so, erwies sich, dass er doch nicht so ein netter Kerl war. Ganz im Gegenteil stellte sich heraus, dass er der letzte Dreck war.«
Ty runzelte die Stirn. »Hat er dir etwa was angetan?«
»Nein, so schlimm war es nicht«, sagte Ellis. »Er verkündete nur beim Essen, dass ›das mit der Ehe‹ nicht funktionieren würde, er habe festgestellt, dass er mich nicht lieben würde.«
»Das muss schlimm gewesen sein.«
Ellis drehte sich zu Ty um und sah ihn an. »Warum erzähle ich dir das eigentlich alles? Ich rede wirklich nie über meine Scheidung, außer mit den Mädels. Und hier sitze ich nun …«
»Dabei magst du mich nicht einmal«, rief Ty ihr in Erinnerung.
»Du hast nicht gerade einen positiven ersten Eindruck hinterlassen«, gab Ellis zurück.
»He!«, protestierte er. »Ich wusste ja nicht, dass du auf der Lauer lagst. Du hättest dich bemerkbar machen können, dann hätte ich gewusst, dass du da stehst.«
»Marschierst du in der Öffentlichkeit immer in Unterhose rum und pinkelst durch die Gegend?«, fragte Ellis. »Was ist, wenn dich jemand anders gesehen hätte? Ein Kind zum Beispiel? Du hättest wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet werden können.«
»Es war doch noch früh. Zu der Tageszeit ist normalerweise kein Mensch unterwegs. Man müsste sich sowieso reichlich anstrengen, wenn man mich vom Strand aus sehen wollte, mit den Dünen und dem Strandgras dazwischen.«
»Wir können dich von dem Strandabschnitt aus sehen«, erklärte Ellis mit Nachdruck.
»Und ich habe in letzter Zeit nicht mehr in Unterhose auf der Terrasse gestanden, oder?«, gab er zurück. »Egal, kann ich vielleicht was dran ändern, wenn du und deine hübschen Freundinnen beschließen, in euren Badeanzügen direkt vor meiner Wohnung rumzulaufen? Ich meine, es wäre doch unamerikanisch, wenn ich die Schönheit der Natur nicht genießen würde.«
»Hm«, machte Ellis. Doch ihre Mundwinkel zuckten. Sie fand, dass Ty Bazemore aus der Nähe gar nicht so abstoßend war. Ganz im Gegenteil, er war gefährlich attraktiv mit seinem zerzausten Haar und der Kerbe im Kinn. Kerben im Kinn hatten sie immer schon schwach gemacht.
»Ich kann mir schon vorstellen, dass es dir gefällt, Dorie und Julia anzusehen«, sagte Ellis locker. »Ich meine, Julia ist schließlich Model, und was Dorie angeht, na ja, auch wenn sie sich nicht zur Schau stellt, hatte sie schon immer eine Figur, die Männer anzog wie Motten das Licht.«
Ty hob eine Augenbraue. »Ja, die sehen beide nicht schlecht aus«, sagte er. »Besonders die kleine Rothaarige. Aber da du schon davon sprichst, Ellis Sullivan, du selbst bist im Badeanzug auch nicht zu verachten. Insbesondere in dem schwarzen Einteiler.«
Sprachlos sah sie ihn an und wurde knallrot.
Ty grinste unschuldig. »He, guck mich nicht so an! Das war eine schlichte Feststellung. Ein Kompliment.«
Das Gespräch nahm eine entschieden zu
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