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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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nächsten Tag zog er sie nach den Aufnahmen beiseite, um ihr einen Tipp zu geben – »Geh mal auf die Sonnenbank, Mädchen!« – und um ihr anzubieten, bessere Porträts für ihr Buch zu machen. Sie hatten noch öfter zusammen geshootet, und irgendwann war Booker quasi Julias Agent, und dann stellte sie eines Tages fest, dass sie praktisch ganztägig zusammen arbeiteten – und lebten.
    Julia kam es vor, als hätte sich ihre Beziehung zu Booker eher mit der Zeit entwickelt. Warum auch nicht? Er war intelligent, erfolgreich, ein rücksichtsvoller, zärtlicher Liebhaber – ein nüchterner Partner in der verrückten Welt, in der sie beide lebten. Alle liebten Booker, selbst ihre Mutter, die den völlig unangemessenen älteren Mann eigentlich ablehnen wollte, der ihre Tochter überredet hatte, in England zu bleiben, statt zurück in die Staaten zu kommen, zurück zum College, zu ihrer Familie, zum normalen Leben. Nachdem Catherine Capelli Booker fünf Minuten kannte, hatte er sie für sich gewonnen. Das Einzige, was Julias Mutter an Booker nicht gefiel, war die Tatsache, dass ihre sture Tochter sich standhaft weigerte, ihn zu heiraten.
    Booker erinnerte Julia stets daran, dass einer der letzten Sätze, die ihre Mutter vor ihrem Tod zu Julia gesagt hatte, folgendermaßen lautete: »Heirate diesen netten Mann, bevor er weg ist.«
    »Ich könnte Samstagmorgen runterkommen«, sagte er nun zu Julia. »Freitagabend habe ich das letzte Meeting in Washington. So lang ist die Fahrt nicht, Montagvormittag könnte ich zurückfahren. Was hältst du davon?«
    Wieder seufzte Julia. »Book, wir haben doch schon darüber gesprochen. Dies ist ein Frauenurlaub. Männer sind nicht erlaubt. Ist doch erst eine Woche her. Ich brauche ein bisschen Zeit, um einen klaren Kopf zu bekommen. Wir hatten doch was abgemacht, oder?«
    »Du hast was abgemacht«, brummte er. »Ich hatte keine große Wahl, nicht?«
    Sie schmunzelte. »Stimmt. Können wir bitte über was anderes reden? Wie läuft es so bei dir? Sind die Leute nett, mit denen du zusammenarbeitest?«
    »Die sind in Ordnung, stecken alle ziemlich eng zusammen. Ich hatte vergessen, wie bürokratisch so eine Zeitschrift sein kann. Für alles gibt es Vorschriften und Arbeitsanweisungen. Und ich muss erst mal mit der ganzen Software klarkommen.«
    »Du schaffst das«, versicherte sie ihm. »Außerdem lohnt es sich doch für dich, oder?«
    »Das kann man wohl sagen. Hey, rat mal! Ich glaube, ich habe heute ein Haus für uns gefunden.«
    Julia ließ sich auf den Rücken fallen. »Oh, Book … Ich weiß nicht. Ich hab doch gesagt …«
    »Julia, lass mich doch mal ausreden«, sagte er. »Du fändest es super. Es ist in Alexandria. Direkt an der Metrolinie. Wurde 1918 gebaut. Wie heißt noch mal der Stil, von dem du immer redest, wo so viele Vitrinen und Bücherregale und so eingebaut sind?«
    »Craftsman Style?«
    »Ja, genau. Der Immobilienmakler meinte, das Haus sei das beste Beispiel für Craftsman-Architektur in der gesamten Gegend. Es hat eine große breite Veranda entlang der ganzen Fassade, und supergroße Fenster, durch die ein wunderbares Licht fällt. Und Hartholzböden. Drei Kamine. Im Wohnzimmer, Hobbyzimmer und im größten Schlafzimmer. Insgesamt vier Schlafzimmer. Nur zwei Bäder, aber direkt neben dem Elternschlafzimmer ist ein kleiner Stauraum, aus dem man ein tolles Bad machen könnte. Die Küche müsste völlig neu gemacht werden, aber der Makler meint, wir könnten das Haus deutlich unter dem angesetzten Preis bekommen, weil der Besitzer schon eine Stelle in L. A. angenommen hat und jetzt endlich ausziehen will. Hey, ich hab einen ganzen Haufen Fotos mit dem Handy gemacht. Schick ich dir gleich. Warte einfach, bis du das Haus siehst, Julia.«
    Sie kniff die Augen zu. Er war wie ein Kind, das von seinem neuen Fahrrad schwärmt. Und er hatte nichts davon begriffen, was sie ihm in den vergangenen sechs Wochen versucht hatte klarzumachen.
    »Ach, Book«, sagte sie schließlich. »Das hört sich toll an. Aber ich brauche kein Haus. Ich muss nicht in Washington wohnen. Ich muss nicht heiraten. Ich liebe dich. Wirklich. Aber ich kann das nicht.«
    Schweigen am anderen Ende. »Ich hab einfach … Ich meine, ich begreif’s wohl einfach nicht. Du sagst, du liebst mich. Du weißt, dass ich dich liebe. Ich dachte, die neue Arbeit, der Umzug nach Amerika, das wäre was Gutes. Zum ersten Mal habe ich richtige Sicherheit. Schluss mit verrückten Aufträgen, rund um den Globus

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