Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
Vom Netzwerk:
schienen lieb und nett zu sein, mit Julia war es jedoch etwas anderes. Sie achtete genauestens auf die kleinste Information, die Maryn widerstrebend über sich herausrückte.
    Über ihren Familienstand zu lügen war ein Fehler gewesen. Maryn fragte sich, wann sie so eine vollendete Lügnerin geworden war. Sie hätte einfach zugeben sollen, dass sie ihren Mann verlassen hatte. Die Mädels hätten es verstanden. Stattdessen war Julia jetzt noch argwöhnischer. Sie war nicht offen feindselig, aber Maryn wusste durch langjährige Erfahrung, wann eine andere Frau sie abschätzte. Schließlich war sie es selbst gewohnt, jede Frau, die sie kennenlernte, von Anfang an abzuchecken. Nun, das war in Ordnung. Julia beobachtete sie. Und sie beobachtete Julia.
    Maryn kniete sich neben das Bett und griff nach dem Laptopkoffer. Sie legte die Geldbündel aufs Bett und zählte die Scheine. Ihr Herz klopfte immer schneller, je höher der Betrag wurde. Zehntausend Dollar in jedem Bündel, hunderttausend insgesamt. Die Päckchen wurden von grünen Gummibändern zusammengehalten, nicht von ordentlichen Banderolen, wie es in der Bank gemacht wurde. Und die Scheine waren nicht neu, sie waren nicht durchnummeriert.
    Maryns Mund war trocken. Was machte Don mit so viel Bargeld? Skeptisch betrachtete sie den Laptop. Waren die Antworten irgendwo in Dons Computer versteckt?
    Maryn nahm das Stromkabel und schob es in die Steckdose. Das MacBook fuhr sofort hoch. Sie kannte Dons Passwort nicht. Zwanzig Minuten lang versuchte sie verschiedene Kombinationen von Buchstaben, Wörtern und Zahlen. Seinen Geburtstag, ihren Geburtstag, ihren Hochzeitstag. Eigentlich ein Witz!
    Sie hatte sich selbst genauso überzeugend belogen, wie Don sie angelogen hatte, direkt von Beginn ihrer Beziehung an. Wie sich herausstellte, hatte er schon eine Familie. Natürlich hatte Maryn erst von seiner Frau und den jugendlichen Kindern erfahren, als sie praktisch schon drei Monate mit Don zusammenlebte.
    Adam hatte ihr die Nachricht überbracht. Nur ungern, wie er behauptet hatte. Es war ein furchtbarer Schlag für Maryn gewesen. Sie hatte nie vorgegeben, ein Engel zu sein. Sie hatte mit so einigen Männern geschlafen und das eine oder andere Herz gebrochen. Aber sie hatte einen Grundsatz: keine verheirateten Männer. Niemals. Nie wollte sie einer anderen Frau das antun, was ihre Mutter durchgemacht hatte. Maryn mochte so manches tun, aber sie zerstörte keine Ehen. Dachte sie wenigstens.
    Noch eine Lüge. Es waren so viele, dass sie vergessen hatte, was Ehrlichkeit war.
    Sie hatte Don mit seinen Lügen konfrontiert, und er hatte sie lachend abgetan. »Wir leben seit Jahren getrennt«, erklärte er Maryn. »Abby ist völlig egal, was ich mache und mit wem ich schlafe, solange das Geld regelmäßig kommt. Sie hält mich für ihren persönlichen Bankautomaten. Also, warum stört es dich?«
    »Was ist mit den Kindern?«, hatte Maryn wissen wollen. »Bedeuten sie dir nichts?«
    »Ich sehe sie ja hin und wieder«, hatte er leichthin gesagt. »Ist ja nicht mehr so, als wären sie in der ersten Klasse. Ashley ist wie alt, vierzehn? Cash ist sechzehn. Sie haben ihr eigenes Leben, ihre eigenen Interessen. Sie haben keine Lust mehr, mit ihrem Daddy nach Disneyworld zu fahren, Maryn.«
    Er hatte eine Kopie der Scheidungsurkunde auf die Kommode gelegt, damit Maryn sie sehen konnte. Und drei Monate später war er an einem Freitag Anfang Februar nach Hause gekommen und hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht. Wenn Maryn total ehrlich zu sich selbst war, musste sie zugeben, dass sie sich von dem funkelnden Diamanten in dem schwarzen Samtkästchen hatte blenden lassen. Er hatte sie blind für alles gemacht. Maryn hatte eine richtige Hochzeit gewollt, bei der zumindest ihre Mutter und Tante Patsy – und Adam – anwesend waren, aber Don hatte sich schlichtweg geweigert. Am Ende hatten sie vor einem Friedensrichter geheiratet, den Don kannte, und anschließend fünf Tage Urlaub auf Aruba gemacht.
    Diese fünf Tage waren die glücklichsten in ihrem Leben gewesen. Don war entspannt, zärtlich und aufmerksam gewesen, so wie Maryn sich einen Ehemann immer vorgestellt hatte. Er hatte über ihre gemeinsame Zukunft gesprochen. Er hatte sogar schon ein Grundstück gekauft, wo sie ihr Traumhaus bauen wollten: tausend Quadratmeter, fünf Schlafzimmer, fünf Bäder, eine Garage für drei Autos. Es lag an einem See. Maryn sollte ein Bad mit Kamin und Whirlpool bekommen, alles aus Marmor. Und eine Küche,

Weitere Kostenlose Bücher