Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
deutlich mehr als der Alkohol. Und ich hab jetzt schon keine Lust mehr, immer nur Milch zu trinken.«
Julia sah sich über die Schulter zu Dorie um. »Hast du überhaupt schon zugenommen?«
»Nein, ich hab sogar ein bisschen abgenommen«, erklärte Dorie. »Aber nur weil ich in den ersten drei Monaten ganz schlimm unter morgendlicher Übelkeit gelitten habe. Die Hebamme bei meinem Frauenarzt meinte, es wäre alles in Ordnung. Sie sagt, manche Frauen nehmen erst ab der Mitte des zweiten Drittels zu.«
Julia schüttelte den Kopf. »Nur du, Dorie Dunaway, kannst schwanger werden und dabei auch noch abnehmen.«
»Ist hier jemand schwanger?«
Madison stand in der Tür, sie wirkte elegant, selbst in einer weißen Caprihose und einem übergroßen rosa-weiß gestreiften Shirt. Ihr blondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie trug rosa Ballerinas von Ferragamo.
Dorie errötete, und Julia machte ein verdrossenes Gesicht.
»Ich bin schwanger«, sagte Dorie schließlich und grinste breit. Sie setzte sich an den Küchentisch und hielt Madison ein Sektglas hin. »Setzt dich dazu und hör dir meine traurige Geschichte an.«
Vorsichtig nippte Madison an ihrem Mimosa-Cocktail, während Dorie die Geschichte wiederholte, die sie ihren Freundinnen am Vorabend erzählt hatte.
»Wow«, machte Madison, als Dorie fertig war. »Das heißt … dein Mann weiß es noch gar nicht?«
»Nein«, erwiderte Dorie und nagte an einem Stück Frühstücksspeck. »Ich bin dermaßen feige, ich war noch nicht mal in der Lage, überhaupt mit ihm zu sprechen.«
»Hm«, Madison tupfte sich die Lippen mit einer Papierserviette ab. »Ich bewundere deinen Mut. Ich weiß nicht, wie ich mich als alleinerziehende Mutter fühlen würde. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich dreizehn war. Das war hart. Ich meine, ein Kind allein großzuziehen, das ist keine einfache Aufgabe.«
Julia ließ eine Waffel auf Madisons Teller gleiten. »Und?«, sagte sie betont beiläufig. »Wie sieht’s bei dir so aus, Madison? Kinder? Mann?«
»Weder noch«, erwiderte die Angesprochene, ohne aufzuschauen. »Ich war wohl zu sehr mit meiner Arbeit beschäftigt, um sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen.«
Vielsagend huschte Julias Blick zu Maryns Ringfinger – der mit dem Diamanten von Don.
»Ach, der?«, sagte Maryn und wackelte mit dem betreffenden Finger. »Das ist ein altes Familienerbstück.«
»Keine schlechte Familie«, bemerkte Julia.
»Julia und ich haben uns schon zu den Patentanten von Dories Kind erklärt«, verkündete Ellis.
»Wir werden die guten Feen«, fügte Julia hinzu. »Natürlich wird es das hübscheste Mädchen der Welt werden. Mit Dories Haaren und Augen.«
Madison warf Dorie einen Blick zu. »Ach, du weißt schon, dass es ein Mädchen wird?«
»Nein«, sagte Dorie. »Ich will nicht vorher wissen, was es wird.«
»Julia meint, sie könnte hellsehen«, erklärte Ellis. »Sie glaubt, sie könnte mit reiner Willenskraft dafür sorgen, dass Dorie ein kleines Mädchen bekommt, damit wir es dann verwöhnen können.«
»Logisch«, stimmte Julia zu. »Ein kleiner Engel. Mit rotgoldenen Locken und grünen Augen. Tante Julia wird der Kleinen zeigen, wie man sich anzieht und schön macht, eine Fähigkeit, die ihre Mami leider nie erlernt hat.«
»He!«, sagte Dorie gutmütig und glättete die Falten in ihrem alten Shirt. »Dagegen protestiere ich.«
»Dafür bringt ihr Tante Ellis das Rechnen und das Schwimmen bei«, ergänzte Ellis, »und natürlich werden wir massenweise Bücher mit ihr lesen. Ich werde sie mitnehmen in den Zoo, an den Strand …«
»Und ich nach New York zum Shoppen«, sagte Julia.
»Und wenn es ein Junge wird?«, fragte Dorie und legte die Hände auf den Bauch.
»Dann setzen wir ihn in einen Weidenkorb und schubsen ihn hinaus aufs weite Meer«, erklärte Julia.
»Julia!«, schimpften Ellis und Dorie.
»War nur ’n Witz«, gab Julia zurück. »Jedenfalls fast.«
20
Es war schon fast drei Uhr nachmittags, als es Maryn endlich gelang, sich von den Frauen loszueisen. Der Brunch war, ehrlich gesagt, angenehm gewesen. Sie war überrascht, wie sehr sie die Gesellschaft der anderen genossen hatte. Die drei hatten ihr überhaupt nicht das Gefühl gegeben, eine Außenseiterin zu sein. Es war schön, zu lachen, sich zu entspannen, mal nicht auf der Hut zu sein. Und zwar mit Frauen ihres Alters. Das war die große Überraschung. Doch Maryn hatte sich nur ein wenig Entspannung gegönnt. Ellis und Dorie
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