Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
um die sie die besten Restaurants der Stadt beneiden würden.
»Und Kinder«, hatte Maryn verträumt hinzugefügt. »Ich weiß zwar, dass du schon welche hast, aber ich möchte eigene, Don. Ich bin zweiunddreißig. Meine biologische Uhr tickt.«
»Wie auch immer«, hatte er gesagt, ohne näher darauf einzugehen.
Maryn tippte weiter auf die Tastatur des Computers, probierte verschiedene Passwörter aus. Dons Firmennamen, die Namen seiner Kinder – Ash und Cash nannte er sie –, den Spitznamen, den sie ihm im Golfclub verpasst hatten: Shack. Kein einziger funktionierte.
Madison holte ihre Reisetasche aus dem Schrank. Sie legte das Geld hinein und breitete ein schmutziges T-Shirt über die Scheine, dann schob sie die Tasche ganz nach hinten in ihren Schrank. Ihre Gedanken kehrten zu Adam zurück. Sie musste mit ihm reden, musste ihm sagen, wohin sie gefahren war.
Als sie nach draußen auf die verrostete Treppe trat, prasselte der Regen auf sie nieder. Maryn versperrte die Tür hinter sich, umklammerte das Geländer mit beiden Händen und tastete sich langsam die Stufen hinab. Die Treppe wackelte bei jedem Schritt. Als Maryn unten angelangt war, lief sie zur Garage und öffnete ihren Wagen. Sie drehte den Schlüssel im Zündschloss, stöpselte ihr Telefon ein und wartete, während der Akku wieder aufgeladen wurde.
Als das Display des Handys aufleuchtete, sah sie, dass sie elf Anrufe in Abwesenheit hatte. Alle von Don. Er hatte ihr auch auf die Mailbox gesprochen. Sie zwang sich, seine Nachrichten anzuhören.
Er sprach mit leiser Stimme: »Maryn, wo bist du, verdammt nochmal? Wir müssen reden. Hör mal, ich gebe zu, dass ich die Fassung verloren habe. Aber du weißt, dass ich dir nie wehtun wollte. Ich liebe dich, Baby. Ruf mich doch an, ja? Damit ich weiß, dass es dir gutgeht. Langsam machst du mir Sorgen.«
Maryn schnaubte verächtlich. Ja, klar machte der sich Sorgen. Vielleicht ein bisschen auch um sie. Nämlich um das, was sie gesehen hatte und wem sie es erzählen könnte. Doch am meisten machte er sich Sorgen um die Tasche voller Geld, davon war Maryn überzeugt. Er machte sich Sorgen um seinen Laptop und die Geheimnisse, die er enthalten mochte. Maryn öffnete die Anrufliste und löschte jede einzelne Nachricht von Don, ohne sie sich vorher anzuhören. Sie würde Don Shackleford nicht mehr zuhören.
Dann rief sie Adam auf dem Handy an, doch sofort sprang seine Mailbox an.
»Adam, ich bin’s«, sagte sie hastig. »Ich … ich habe Don verlassen. Ich bin unten im Süden. Hör zu, es ist viel passiert. Du hattest recht. Mit allem. Ich muss wirklich mit dir sprechen, ja? Ruf mich an, sobald du das hier abhörst, egal zu welcher Uhrzeit.«
Madison überlegte, ob sie sich auch bei ihrer Mutter melden sollte, verwarf die Idee jedoch sofort wieder. Sie hatten seit Monaten nicht miteinander gesprochen, warum also jetzt? Sie ging nicht davon aus, dass Don sich an ihre Mutter wenden würde. Er interessierte sich nicht für ihre Familie, Maryn war sogar ziemlich sicher, dass er nicht mal die Nummer ihrer Mutter hatte. Gedankenverloren spielte sie auf dem Telefon herum. Verdammt, warum meldete sich Adam nicht?
21
Ellis stellte fest, dass sie von dem Fenster in ihrem Zimmer magisch angezogen wurde. Sie redete sich ein, es läge am Ausblick, an den dunklen, blaugrünen Wellen, die an den Strand rauschten, am Regen und am Wind, der durch das Strandgras unten in den Dünen fegte. Sie zog einen Holzstuhl ans Fenster und lehnte die Stirn gegen die mit Feuchtigkeit überzogene Scheibe. Wenn sie genau den richtigen Winkel fand, konnte sie die verwitterten Planken der Garage, die Wohnung darüber und das schwache Glühen einer Lampe darin sehen.
Er war zu Hause. Sein Bronco parkte neben der Auffahrt. Was er an diesem verregneten Sonntagnachmittag wohl machte? Bestimmt arbeitete er, recherchierte, wo er als Nächstes investieren würde. Ellis war überzeugt, dass er sicherlich nicht dasselbe machte wie sie. Ty durchlebte ganz bestimmt nicht die Momente des Vorabends am Strand immer wieder. Ganz bestimmt analysierte er nicht den Kuss, diesen wunderbaren, lange nachwirkenden Kuss, noch dieses schwindelnde Hitzegefühl, als sie sich umarmt hatten. Ganz bestimmt sagte sich Ty Bazemore nicht, er solle darüber hinwegkommen. Denn genau das tat Ellis.
Sie versuchte zu lesen. Sie hatte einen Stapel Bücher aus dem Buchclub dabei, für die sie im vergangenen Jahr keine Zeit gefunden hatte. Es waren ausnahmslos von
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