Die Sphaeren
überwachte mehrere kleine Patrouillen und einzelne Späher, die der Hauptstreitmacht vorausgeschickt worden waren.
Für eine Weile folgte sie den Bewegungen des Heeres. Aus einer gewissen Perspektive gesehen wirkte es wie ein einzelner großer Organismus, der dunkel durch die gelbbraune Weite der Wüste kroch. Etwas Gegliedertes und Zögerliches – Teile davon verharrten gelegentlich aus keinem ersichtlichen Grund, bevor sie sich wieder in Bewegung setzten, und dadurch schien das große Wesen zu schlurfen, anstatt langsam zu fließen -, aber auch entschlossen und ohne jeden Zweifel zielstrebig. Sie alle sind auf dem Weg in den Krieg, dachte die Drohne verdrießlich, um zu erobern, zu verbrennen, zu plündern und zu schleifen. Mit welcher Hingabe sich die Menschen der Zerstörung widmeten.
Etwa eine halbe Stunde später, als sich die Spitze des Heereszugs einige Kilometer westlich im Hitzedunst abzeichnete, ritt ein einzelner Späher über den Kamm des Höhenzugs und näherte sich der Stelle, an der die Drohne wachte und die Frau schlief. Der Mann gab durch nichts zu erkennen, das kleine Lager durch den Tarnschirm erkannt zu haben, aber wenn er nicht den Kurs änderte, ritt er direkt hindurch.
Die Drohne gab ein »Ts, ts« von sich – es klang fast genauso
wie zuvor das der Frau – und wies die nächste Messerrakete an, das Reittier zu erschrecken. Das stiftdünne Objekt sauste praktisch unsichtbar heran und stieß an die Flanke des Tiers, woraufhin es kreischte, zur Seite sprang und den Reiter fast abgeworfen hätte. Über den sanft geneigten Hang lief es fort, in Richtung Straße.
Der Späher fluchte, zügelte sein Tier und lenkte es ein ganzes Stück hinter Frau und Drohne zu den Hügeln zurück. Die Entfernung wuchs schnell, und eine dünne Staubfahne blieb in der fast unbewegten Luft zurück.
Djan Seriy Anaplian setzte sich halb auf und lugte unter ihrem Hut hervor. »Was war los?«, fragte sie schläfrig.
»Nichts. Schlafen Sie weiter.«
»Hmm.« Die Frau entspannte sich wieder, und eine Minute später schnarchte sie leise.
Die Drohne weckte sie, als sich die Spitze des Heereszugs fast auf einer Höhe mit ihnen befand. Sie richtete ihren vorderen Teil auf die einen Kilometer entfernte Kolonne aus Menschen und Tieren, während Anaplian gähnte und sich streckte. »Da sind die Jungs«, sagte sie.
»Ja.« Die Frau hob ihren Feldstecher und beobachtete den vorderen Teil der Streitmacht. Eine Gruppe von Männern ritt dort auf besonders großen, mit bunten Satteldecken ausgestatteten Tieren. Diese Männer trugen hohe Federhelme, und ihre polierten Rüstungen glänzten im Sonnenschein. »Sie sehen aus wie bei einer Parade«, sagte Anaplian. »Als erwarteten sie, hier draußen jemandem zu begegnen, den sie beeindrucken müssen.«
»Gott?«, spekulierte die Drohne.
Die Frau schwieg einen Moment. »Hm«, erwiderte sie,
ließ den Feldstecher sinken und sah die Drohne an. »Sollen wir?«
»Ein Wort von Ihnen genügt.«
Anaplian sah wieder zum Heereszug und atmete tief durch. »Na schön. Gehen wir’s an.«
Die Drohne kippte nach vorn, was fast wie ein Nicken aussah. Eine kleine Luke öffnete sich in der Seite. Ein etwa vier Zentimeter breiter und fünfundzwanzig Zentimeter langer Zylinder, wie ein konisches Messer geformt, rollte träge in die Luft und raste plötzlich fort. Er blieb dicht über dem Boden, beschleunigte und näherte sich schnell dem Ende des langen Zugs aus Menschen, Tieren und Maschinen. Für einen Moment hinterließ er eine Spur aus aufgewirbeltem Staub, passte dann seine Höhe an. Anaplian verlor das getarnte Objekt fast sofort aus den Augen.
Das bisher unsichtbar gebliebene Aurafeld der Drohne leuchtete kurz rosarot auf. »Dies dürfte interessant werden«, sagte sie.
Die Frau richtete einen skeptischen Blick auf die Drohne. »Diesmal gibt es doch keine Patzer, oder?«
»Natürlich nicht«, antwortete die Maschine sofort. »Möchten Sie zusehen?«, fügte sie hinzu. »Ich meine richtig sehen, nicht durch Ihr antikes Opernglas.«
Anaplian starrte die Drohne aus zusammengekniffenen Augen an. »Na schön«, sagte sie nach einigen Sekunden.
Diesmal erschien der Schirm auf der einen Seite, damit Anaplian mit dem bloßen Auge noch immer das Heer auf der fernen Straße sehen konnte. Der Beobachtungspunkt befand sich irgendwo hinter der Kolonne und viel tiefer als vorher. Staub trieb durchs Blickfeld.
»Die Bilder stammen von der Scoutrakete, die dem Heereszug folgt«, sagte Turminder
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