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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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selbst schien sich zu bewegen und zu fließen, wo Truppenkonzentrationen und Flotten von Kriegsmaschinen manövrierten. Große, schräge Stängel aus Dampf und Rauch ragten auf und warfen keilförmige Schatten auf den Boden.
    Unter Qualm und Wolken flogen hier und dort geflügelte Geschöpfe über der großen Schlacht: Caude und Lyge, die altehrwürdigen Kriegstiere des Himmels, hielten nach Artillerie Ausschau und brachten Nachrichten und Signale von Ort zu Ort. Keins der Geschöpfe störte sich an den Wolken aus geringeren Flugwesen, was den Schluss zuließ, dass sie alle freundlich waren. Nicht zu vergleichen mit den alten Zeiten, als ganze Schwärme und Wolken dieser großen Tiere in der Luft gekämpft und an den großen Schlachten der Ahnen teilgenommen hatten. Vorausgesetzt natürlich, man konnte den Geschichten und Darstellungen alter Gemälde Glauben schenken. Ferbin hielt sie für übertrieben, und sein jüngerer
Halbbruder Oramen, der behauptete, sich mit solchen Dingen auszukennen, sagte dazu: Natürlich sind sie übertrieben. Und dann, typisch für ihn, schüttelte er den Kopf über Ferbins Ignoranz.
    Sein Diener Choubris Holse hatte sich auf dem Hügelkamm links von Ferbin befunden, in der Satteltasche gekramt und etwas von frischen Vorräten gemurmelt, die es aus dem nächsten Dorf zu holen galt. Major – oder General – Yilim war auf der rechten Seite gewesen und hatte sich darüber ausgelassen, den Kampf eine Stufe tiefer zu tragen, in die Domäne des Feindes. Ferbin hatte seinem Diener keine Beachtung geschenkt und sich allein aus Höflichkeit Yilim zugewandt. Und dann, mitten im Wort, verschwand der ältere Offizier – korpulent, das Gesicht ein wenig gerötet, mit der Neigung, beim Lachen zu schnaufen -, verschwand einfach so, begleitet von einem Geräusch, das so klang, als würde etwas zerreißen. Die untere Hälfte von ihm saß weiterhin im Sattel, doch der Rest war zerfetzt und lag verstreut umher. Ein Teil davon schien sich auf Ferbin geworfen zu haben; plötzlich sah er sich von Blut und schmierigen Körperteilen bedeckt. Ferbin hatte auf die Reste im Sattel gestarrt, als er sich das grässliche Zeug aus dem Gesicht wischte. Der abscheuliche Gestank hatte ihn würgen lassen. Das Mittagessen verließ Bauch und Mund und so schnell, als würde es von etwas verfolgt. Er hatte gekotzt und gehustet, sich dann mit der blutigen Hand das Gesicht abgewischt.
    »Verdammter Scheiß«, hatte Choubris Holse mit brüchiger Stimme gesagt.
    Yilims Ross – der große, blasse Mersicor, zu dem Yilim sanfter gesprochen hatte als zu seinen Männern – schien
plötzlich zu begreifen, was gerade geschehen war, wieherte, richtete sich auf, floh und warf dabei den Rest des Körpers ab. Ein zweites Artilleriegeschoss oder eine Kanonenkugel oder was auch immer landete in der Nähe und fällte zwei weitere aus ihrer Gruppe in einem kreischenden Durcheinander aus Mensch und Tier. Ferbin stellte fest, dass auch sein Diener zu Boden ging, und sein Reittier fiel auf ihn. Da lag Choubris Holse und schrie voller Furcht und Schmerzen, eingeklemmt unter seinem Ross.
    »Sir!«, rief einer der jüngeren Offiziere, und plötzlich befand er sich direkt vor Ferbin und drehte sein Tier. »Reiten Sie! Weg von hier!«
    Er wischte sich noch immer Blut aus dem Gesicht.
    Und er merkte, dass er sich in die Hose gemacht hatte. Er trieb sein Reittier an und folgte dem jüngeren Mann, bis Ross und Reiter in einer Wolke aus plötzlich aufgewirbeltem dunklen Boden verschwanden. Die Luft schien voller ohrenbetäubender Schreie und blendendem Feuer zu sein. Ferbin hörte sich wimmern. Er duckte sich, schlang die Arme um den Hals seines Reittiers und schloss die Augen, überließ es dem trabenden Ross, selbst einen Weg an eventuellen Hindernissen vorbei zu finden; er wagte es nicht, den Kopf zu heben und zu sehen, wohin sie unterwegs waren. Der die Knochen durchrüttelnde schreckliche Ritt dauerte eine Ewigkeit, und immer wieder hörte Ferbin dabei sein eigenes Wimmern.
    Schließlich wurde der keuchende Mersicor langsamer. Ferbin öffnete die Augen und stellte fest, dass sie dem Verlauf eines Weges folgten, der an einem Fluss entlangführte. Hohe Bäume schirmten ihn auf der anderen Seite ab. Immer wieder donnerte und blitzte es, aber die Entfernung schien
jetzt größer zu sein. Weiter flussaufwärts brannte etwas, vielleicht einige in Brand geratene Bäume. Kurze Zeit später sah Ferbin ein großes, halb verfallenes Gebäude im Licht des

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