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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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einzuschüchtern und, selbstverständlich, zu überleben. Da es ein Spiel mit mehreren Teilnehmern sei, würde ich, wenn ich mir eine Figur ausgesucht hätte, gegen andere anzutreten haben, von denen ein paar schon eine Weile spielten und sich etabliert hätten.
    Es dauerte eine Weile, da hindurchzukommen, aber was ich am Ende erhielt, war ein stroboskopischer Schwall von dreidimensionalen Vektorgrafiken — ein Wunder an Trigonometrie und Matrix-Algebra in voller Bewegung. Es war, als fliege man mit hoher Geschwindigkeit durch eine Strichzeichnung von Miami bei Nacht. Hin und wieder kurvte man an einem Fenster vorbei, und man sah das Standbild einer Frau, die einen Schmollmund machte, strippte oder für irgendjemanden auf dem Rücken oder auf den Knien lag. Ein Kind leckte an einem Dauerlutscher, ein Hund lief mit aufgestelltem Schwanz durch eine Einfahrt voller Mülltonnen. Hier stand ein Polizist an der Ecke, dort ein Leichenwagen, ein Krankenwagen bog mit blitzendem Blaulicht in eine Straße ein, und in der Ferne funkelte ein Casino, illuminiert wie ein Altar.
    Dann füllte sich der Bildschirm mit Dollarscheinen, die allmählich alles andere überdeckten und plötzlich in der Mitte einsanken, als sei man — der Flieger — in ein weiches Kissen aus Bargeld gefallen. Alles wurde dunkel, und das PORNOLAND-Logo erstrahlte golden.
    Eine Tür öffnete sich im dunkelgrünen Hintergrund, und dahinter lag ein buntes Comic-Heft-Büro mit einem offenen Aktenschrank in der Ecke. Eine Liste der erfolgreichsten Spieler und der größten Verlierer spannte sich über den Bildschirm. Ich suchte nach Warrens Namen. Da waren Sven und Lars, Bambino und Pussy, Chan und Plumber — die oberen sechs standen im Plus, aber ihre Namen sagten mir nichts. Warren war kein Sven und kein Bambino. Ich warf einen Blick auf die Verlierer in der Liste, und da, ganz unten, stand der Name Cabbie mit dem schrecklichen Punktestand von minus 250 000 Pfund. Das mußte er sein. Das war er gewesen: ein Cabbie, ein Londoner Taxifahrer. Aber er hatte nie gesagt, daß er verloren hatte. Er hatte mir erzählt, er habe mich gewonnen, und er sei dann ins Betriebssystem ausgestiegen. Ich begriff nicht, was das bedeuten sollte, aber ich hatte keine Zeit, mir darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen. Ich mußte mir meine Figur unter den grauen Fotos aussuchen, die aus dem Aktenschrank aufstiegen und sich nebeneinander aufreihten wie auf einem Blatt mit Kontaktabzügen.
    Von mir war kein Bild dabei. Das bedeutete, daß ich keine Mitspielerin sein konnte. Warren hatte es schon gesagt. Ich war eine Option. Wenn jemand gewann, wie Warren es getan hatte, dann erschienen mein Kopf und der besser ausgestattete Körper — wem immer er gehören mochte — , und ließen sich zehn Sekunden lang anglotzen. Von Julie Jones war ebenfalls kein Bild dabei, und das bedeutete, daß auch sie nicht als Figur zur Verfügung stand, deren Identität man sich zum Mitspielen aussuchen konnte. Vielleicht war sie eine Nebenfigur wie die mit meinem Gesicht, die der gewinnen konnte, der eine schlechte Blasnummer sehen durfte. Ein paar schundige Preise mußte es vermutlich geben.
    Die paßfotogroßen Bilder flirrten über den Schirm, und obwohl Warren mich vorgewarnt und mir gesagt hatte, daß er David aus Pornoland kannte, war es immer noch ein Schock, sein Foto dort zu sehen. Der Untertitel unter dem kleinen, ernst blickenden Porträt ließ mich ebenfalls überrascht zurückfahren. Sie erklärte, weshalb Warren nur widerwillig bereit gewesen war, mir dabei zu helfen, das Spiel zu finden. Die Worte — Cabbie — zur Zeit off-line« leuchteten in Grün. Ich bekam einen trockenen Mund. Warren hatte sich David als sein Alter ego ausgesucht. Er wußte alles, was man über ihn wissen konnte, und hatte ihn sich trotzdem ausgesucht. Das war schwer zu verdauen. Ich biß mir auf die Lippe und blinzelte die Tränen zurück, während ich den Bildschirmcursor auf das Foto führte und es anklickte, um mir eine Zusammenfassung der Fähigkeiten dieser Figur geben zu lassen.
    Keine Überraschungen. Es war ein Computerspezialist mit hohem IQ, starkem sexuellen Appetit und durchschnittlicher körperlicher Gewandtheit. Seine kriminelle Energie war durchschnittlich, seine Intelligenz hoch, sein Grad psychischer Gestörtheit ebenfalls. Er war vorsichtig, aber nicht feige, und hatte einen Vorrat an aggressivem Potential. Seine Geschlechtsorgane waren normal. Das war David, durchaus. Wenn er es geschrieben hatte,

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