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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Jeansbluse entschieden und mir ein rotes Matrosenhalstuch umgeknotet. Wenn David meine neue Erscheinung je zu sehen bekommen sollte, würde er sie nicht mehr haben wollen. Ich war nicht mehr seine lebende Puppe.
    Dianes Schreibtisch war aufgeräumt und gut organisiert. Meiner nicht. Desorganisation ist für mich der fundamentale Schlüssel zur Sicherheit. Sie bedeutet, daß niemand weiß, wo er suchen soll. Dianes Schreibtisch war angelegt wie eine Landkarte. Ihr Kontaktbuch war weg, aber die ordentliche oberste Schublade enthielt ihren Tischkalender, Ersatz-Notizbücher und eine zerknüllte, sentimentale Notiz von meinem Vermieter. Ich schaute in den Kalender; sie hatte für heute keine Termine eingetragen. Im roten Eingangskorb lagen vier säuberlich gestapelte Plastikordner mit Pressemitteilungen zu Stories, an denen sie arbeitete. Der grüne Korb darunter war restlos mit Papier gefüllt. Ich nahm einen großen Teil heraus. Es war die Ausstellerliste der IPEX.
    Mit dem Finger ging ich Namen und Adressen bis zum Ende durch. Es war klar, daß ein Blatt fehlte. Das, auf dem Virtech hätte stehen müssen. Das bedeutete, daß sie auf Adresse, Telefon- und Faxnummer und Davids Namen als Geschäftsführer gestoßen war.
    Ich nahm den nächsten Stapel Blätter aus dem Korb; Blatt für Blatt enthielt Namen und Adressen all derer, die auf der IPEX gewesen waren: die Besucherliste. Was für ein Schatz. Warren hatte vorgeschlagen, ich solle diese Liste beschaffen, und hier war sie, auf Dianes Schreibtisch. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte sie gebeten, mir das alles zu besorgen, und da hatte sie ihr kleines Näschen gerümpft und eine Story gewittert. Richard hatte die Spur gelegt, und sie hatte sich an mich gehängt, um ihren eigenen Namen unter einen Artikel zu setzen. Sie arbeitete schon seit einer Weile an meiner Story. Ich sah die Besucherliste noch einmal durch. Die Seite, auf der Julie Jones hätte stehen können, fehlte ebenfalls. Ein leises Flattern begann in meiner Brust. Julie Jones konnte, ja, mußte dagewesen sein. Sie konnte gesehen haben, wie wir uns trafen.
    Ich griff zum Telefon und wählte eine interne Nummer. Max Winters meldete sich.
    »Max, entschuldigen Sie, daß ich störe...«
    »Arbeiten wir an einer Story, ja?«
    Ich blickte quer durch den Raum zu seinem katzenblonden Kopf hinter seinem Terminal. Er sog leicht an einem dünnen Zigarillo zwischen seinen Lippen und lächelte zu mir herüber. Es wirkte so liebenswürdig wie das Grinsen eines Eisbären.
    »Ja. War Diane am Samstag hier?«
    »Ja. In aller Frühe.«
    »Hat sie telefoniert?»
    »Ich glaube schon.«
    »Danke.«
    Ich hatte den Samstag mit Sonnenbaden verbracht. Warren war gegangen und später zurückgekommen, um mit mir ins Kino und danach essen zu gehen. Er war ein solches Naturtalent als Lügner. Atemberaubend. Die beiden verdienten einander. Ich blätterte noch einmal durch die Ordner im roten Korb, bis mein Blick an einer Pressemitteilung von Babylon Software Ltd. hängenblieb. Die Firma war auf Spielprogramme spezialisiert. Ich nahm die Mitteilung heraus, und mitten auf der ersten Seite stand der Name »Julie Jones, Top-Designerin von Spielesoftware« in ätzendem Gelb hervorgehoben. Die Pressemitteilung kündigte ein neues Spiel von Babylon an — »Reise zur Ziggurat«. Julie Jones kannte sich in einem Computer aus, wie eine Ameise, die was Totes mit sich schleppt, den Heimweg findet.
    Mit einer Büroklammer war hinten an die Pressemitteilung eine Notiz angehängt: »Überprüfen: MT Industries & Holdings«. Die Handschrift war Dianes. Der Name sagte mir nichts, und so ging ich zu der Reihe der grauen Stahlaktenschränke an der hinteren Wand des Büros bei den Fotokopierern. Ich schaute unter »M«, unter »J« und unter »B«. Unter »J« war eine Kurzbiografie mit Bild von Julie Jones, unter »B« ein Firmenporträt von Babylon Ltd. Unter »M« fand ich nichts über MT Industries.
    Babylon Software war einer der innovativsten Hersteller von Abenteuerspielen im ganzen Land. Davon gehört hatte ich schon, aber mehr auch nicht. Auf den Seiten der Technology Week spielten Computerspiele keine große Rolle. Das überließ das Blatt lieber den heißen kleinen Verbraucher-Zeitschriften in den Ständern der City-Buchhandlungen Tatsache war, daß Julie Jones alles andere als eine bloße Hausfrau war. Sie hatte einige der populärsten Computerspiele entwickelt, die es zur Zeit gab. Sie und ihr Mann mochten ein Team sein, aber die

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