Die Spiele des Computer-Killers
verlieben. Wie wär’s mit ‘nem Urlaub?«
»Mit dir?«
»Mit mir. Wo du willst.«
»Gib mir die Nummer des Spiels, Warren, und ich werd’s mir überlegen.«
»Weißt du, was dein Problem ist, Baby?«
»Nein?«
»Du bist zu romantisch.«
Am späten Montag vormittag — ich war beim Friseur gewesen und hatte mir das Haar hinten und an den Seiten kurz schneiden und radikal bleichen lassen rief Richard an und berichtete, Diane sei nicht zur Arbeit gekommen. Ich war gerade damit beschäftigt, das Pony an das Modem anzuschließen, das normalerweise mit meinem PC verbunden war. Ich hatte den Kopf unterm Schreibtisch, und das Telefon war auf Freisprechen geschaltet.
»Zu Hause ist sie auch nicht«, sagte er.
»Dann sei ein gutes Hündchen und heule.«
»Ich mache mir Sorgen.«
»Hast du seit Freitag mit ihr gesprochen?«
»Ja, am Samstag abend. Wir haben miteinander geredet, weißt du...«
»Und?«
»Sie sagte, sie hätte eine Spur in der Spiel-Story...«
»In meiner Story...«
»...und wollte ihr nachgehen. Sie sagte, sie würde Montag morgen da sein.«
»Warren war bei mir, Richard.«
»Ich weiß.«
»Was war das für eine Spur?«
»Sie sagte, sie hätte einen Namen.«
»Aha. Hat sie gesagt, wie er lautet?«
»Nein.«
Ich rief im Savoy an.
»Mr. Graham ist ausgezogen.«
»Sind Sie sicher?«
»Heute morgen, Madam.«
Ich legte langsam auf. Sie war weg, und er war weg. Das glückliche Paar war verduftet. Sie war in der Lage gewesen, schnell zu handeln — dank Richards und Warrens Geplapper. Meine erste Reaktion war Arger. Ich hätte wissen müssen, daß ich ihm nicht trauen konnte. Der Mann war ein Opportunist, ein Taschendieb. Er versuchte gar nicht, mir zu helfen; er half sich selbst, immer nur sich selbst. Ich durchschaute ihn einfach nicht. Am Sonntag hatten wir ein Picknick im Park gemacht. Wir waren zusammengewesen, hatten gelacht und Spaß gemacht. Ich hatte mich wohlgefühlt mit ihm, hatte angefangen, ihm zu vertrauen.
Ich schaute auf den Computer. Er hatte mir die Nummer gegeben, aber weiter nichts. Er hätte alles Nötige installieren und mir zeigen können, wie man das Spiel spielte. Vielleicht hatte er mich nur bremsen wollen, um Diane einen Vorsprung zu verschaffen. Er wußte, daß ich versuchen würde, die Datenübertragungsverbindung auf eigene Faust in Gang zu bringen, mit Hilfe eines hirnzermarternden Handbuches, so dick wie ein Telefonbuch, und ohne die Garantie, daß die Nummer, die er mir gegegeben hatte, mich über die ersten Datenblöcke hinausbringen würde. So hatte er dafür gesorgt, daß ich übers Wochenende beschäftigt war, während sie, darauf hätte ich mein Leben verwettet, zweifellos in der Redaktion eifrig bei der Arbeit gewesen war. Er wollte mich für eine Weile festnageln. Von mir aus — aber warum mußte er eine solche Party daraus machen? Das war es, was mir wehtat.
Ich pusselte und fummelte über eine Stunde herum, bis auf dem Monitor das Okay erschien und ich die Nummer eintippte. Es klingelte viermal, klickte dann, und ein kleines Viereck mit dem Logo in dicken Lettern — PORNO-LAND — erschien auf dem Bildschirm, dazu die knappe Mitteilung, daß ausschließlich mit Kreditkarten bezahlt werden könne. Es war also nicht alles gelogen gewesen. Ich mußte mich mit meiner Kreditkartennummer einloggen, genau wie Warren es gesagt hatte. Die Gebühr bestand aus einer einmaligen Zahlung für die Mitgliedschaft, gefolgt von stündlichen Online-Gebühren. Es war teuer, aber ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß ich es zumindest von der Steuer würde absetzen können. Ich loggte mich ein und drückte eine Taste, um das, was auf dem Bildschirm zu sehen war, auf meinem Drucker auszudrucken. Ich brauchte irgendeinen Beweis, und zwar schnell, denn wenn Diane erst einen kleinen Schwatz mit David gehalten hätte, würde der Bildschirm höchstwahrscheinlich eine Zeitlang für alle leer bleiben.
Kurz nachdem ich meine Nummer eingetippt hatte, erschien die Meldung »Zugang gewährt«. Ich erfuhr, daß »Pornoland« ein hochentwickeltes Rollenabenteuer für Erwachsene sei, das nichtsdestoweniger auch einiges an Geschicklichkeit erforderte. Ziel in jeder der Welten sei es, Territorien, Märkte und Menschen zu beherrschen, um Profit zu erzielen. Derjenige, der das meiste Geld verdiente, aber nicht unbedingt der, der das größte Territorium errang, hatte gewonnen. Dazu war es nötig, sich Mittel zu schaffen, mit einigen zu kooperieren und andere
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