Die Spiele des Computer-Killers
waren bei Warren. Wie mies war Warren geworden, daß er seinen Burschen David dazu brachte, Lulu umzubringen, und wieso hatte er überhaupt diese Option für seinen Mann ausgewählt? Es regte mich auf, mir vorzustellen, wie Warren auf die Tasten drückte. Ich hoffte nur, daß er es hatte tun müssen, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hatte. Es war ja nur ein Spiel, aber das war kein Trost.
Da war eine Frage, die ich beantwortet haben wollte. Wenn er die richtige Entscheidung getroffen hatte, wieso hatte er dann 250 000 Pfund verloren? Er hatte gesagt, er habe gewonnen. Aber Lulu bedeutete, daß man verlor. Eine andere Möglichkeit sah ich nicht.
Die Angst kam meinen Gedanken in die Quere. Pornoland, so hatte der Computer gewarnt, war wie das wirkliche Leben, und ich sah, daß es sich ohne elektronische Hilfe rings um mich herum entfaltet hatte. David war Realität für mich. Er und ich hatten ein ausgeklügeltes Fantasiespiel gespielt, aber es hatte reale Konsequenzen, und ich hatte zu spät erkannt, wie gefährlich es sein konnte. Es bedeutete, daß er seine Frau betrog, mich durch die Mangel drehte und mich einmauerte, bis es nur noch eine Richtung gab, in die ich gehen konnte, damit er gewann. Hinaus. Weg. Wie Lulu.
Ich hatte selber keine Strategie; das war das Problem. Und außerhalb des Computers konnte man nicht einfach auf einen Rnopf drücken und alles abschalten. Bestürzt erkannte ich, wie real das Spiel war, das hier gespielt wurde, und daß der Computer nur ein Mittel war, die Punkte zu zählen.
Neben dem Pony lagen die Disketten, die Julie Jones mir gegeben hatte, und die eine, die Warren aus Las Vegas mitgebracht hatte. Ich mußte sie mir alle noch einmal anschauen. Sie hatten alle dasselbe Format — 3,5 Zoll — , und ohne nachzudenken schob ich eine von Julies in das Laufwerk des Ponys. Bevor ich die Tasten drückte, die das Programm starteten, ließ ich das Ding wieder herausrasten. Ich starrte es an und trat mir im Geiste selbst in den Hintern. Es würde nicht laufen. Die metaphorische Glühbirne erstrahlte über meinem Kopf. Natürlich nicht. Sie war auf dem PC in der Redaktion und auf meinem PC hier gelaufen. Sie war IBM-kompatibel, nicht Pony-compatibel.
Der IBM-PC ist der am weitesten verbreitete Personalcomputer der Welt. Er ist das Grubenpferd der Branche, ein Standard. Das Pony ist es nicht; es ist ein Spielecomputer, ein munterer kleiner Mustang, und deshalb hatte es so lange in seinem Pappkarton in meinem Zimmer gelegen. Computer sind nicht das, was ich mir unter Spaß vorstelle. Für mich sind sie ungefähr so unterhaltsam wie Schreibmaschinen. Für Warren bringen sie soviel Spaß, wie man allein nur haben kann. Für mich bedeutet Spaß, mich zu betrinken, während ich mir eine Gartensendung im Fernsehen anschaue.
Ich lachte laut auf. Diane hatte doch noch nicht alles. Sie hatte überhaupt nichts, und ich war keine verfügbare Op tion mehr, ich war soeben zur Mitspielerin geworden.
Ich nahm den Hörer ab und rief Richard in der Redaktion der Technology Week an. Er klang müde.
»Richard? Was hat sie auf dem Schreibtisch?«
»Ach, verdammt, komm doch her und sieh selber nach», sagte er und legte auf.
Richard stand unter Druck. Sein Mädchen hatte ihn verraten und war mit einem Kerl in die Kiste gestiegen, der ihm fast das Bein gebrochen hatte. Die eine Hälfte des Wochenendes hatte er im Stumpfsinn verbracht, die andere Hälfte im Liegen und voller Schmerzen. Zur Krönung des Ganzen hatte Essex im Halbfinale der County-Cricketmeisterschaft haushoch gegen Middlesex gewonnen. Ich wünschte, ich hätte seine Sorgen gehabt.
Es war schon nach Mittag, und die Redaktion war fast leer, als ich hereingestürmt kam. Wenn die Journalisten nicht auf einer Pressekonferenz waren, war der Redaktionsschluß noch nicht nah genug, als daß man sich nach dem Essen gleich wieder auf die Arbeit hätte stürzen mögen. Ich nickte Richard zu, der gerade den Deckel von einer Schachtel aus der Salat-Bar um die Ecke nahm. Er nickte ebenfalls und starrte einen Augenblick lang meine Frisur an. Heute morgen war mein Haar noch lang und dunkel gewesen, und jetzt war es kurz und weißblond und sah aus wie die Kräusellocken auf einem antiken Marmorkopf. Ich war zufrieden mit diesem Look, zumal da meine rosarote Haut sich ein bißchen schälte und allmählich in Braun überging. Das schwierigste war gewesen, in meinem Kleiderschrank etwas zu finden, das nicht schwarz war. Ich hatte mich für eine blaue
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