Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
hatte seit zehn Jahren kein Auto mehr gefahren.
    »Ich habe Disketten mit ein paar Gesichtern drauf, Richard. Gesichtern von Personen, die in unserer Branche wohlbekannt sind. Sie waren in dem Spiel. Mit einer von ihnen muß ich heute reden. Diane kriegt überhaupt nichts, Jas sage ich dir.«
    Richard lehnte sich zurück, schob die Hand in die Tasche und holte seine Schlüssel heraus.
    »Wenn nur ein Kratzer drankommt... Das ist mein Ernst«, sagte er.
     

 Ich brauchte Stunden. Ich mußte nach Hause fahren, den Wagen abholen und Kuppeln und Schalten üben, während ich durch das Verkehrschaos im East End kroch. Ich betrachtete die grünbelaubte Hochhausseite von Hackney und gelangte über Marschland und Autobahn ins behagliche Woodford, Tor nach Essex, Hafen aller Strauchritter, Handtaschendiebe, Hehler und goldkettenbehängter Neureicher, die ihr Geld mit Markthandel und Büroreinigung verdient hatten. Als ich endlich jene unverstopfte Arterie erreichte, die als Autobahn M11 bekannt ist, war hinter mir der abendliche Berufsverkehr bereits im Anschwellen.
    Ich fuhr eine Stunde lang an den flachen Feldern und Supermärkten von Hertfordshire entlang nach Cambridgeshire und bog dann in einen Mini-Science-Park ab, in dem alle Gebäude aussahen, als habe ein Kleinkind sie aus verschiedenfarbigen Styropor-Blöcken gebaut. Virtech Ltd. sah nicht anders aus als alle anderen, nur flacher, eckiger, ein geriefter Ziegelbau. Ich parkte auf dem Besucherparkplatz und spazierte einen von Büschen gesäumten Plattenweg hinauf zum Sicherheitseingang. Es war nach sechs, die Türen waren verschlossen, und am Empfang war niemand. Ich drückte auf den Summer und spähte durch das dicke, braungetönte Glas. Fünf Minuten später öffnete Julie Jones mir die Tür.
    »Oh, Sie müssen ja ganz schön verzweifelt sein. Das wird ¡hm nicht gefallen«, sagte sie, und sie führte mich durch einen Korridor in einen fensterlosen Konferenzraum.
    »Sie meinen die Frisur?«
    »Alles. Er will, daß Sie hübsch tot aussehen, erinnern Sie sich?« Sie machte die Tür auf. Sie hatte die ganze Zeit Bescheid gewußt. Ich hatte erwartet, daß ich verlegen sein würde, aber ich war es nicht. Solange ich geglaubt hatte, sie wisse es nicht, war ich immer verlegen gewesen, wenn wir uns begegnet waren. Jetzt war die Sache anders; sie war kein Opfer mehr, sie war eine Gegnerin. Wir setzten uns einander gegenüber an einen Konferenztisch aus hochglänzendem Walnußholz wie zwei Gesandte im Kalten Krieg.
    »Schon jemand hier gewesen?« fragte ich.
    »Ihr Freund Warren, und eine energische junge Dame namens Diane Shine. Hat Ihnen so ziemlich die Schau gestohlen.«
    »Was haben Sie ihr denn erzählt?«
    »Überhaupt nichts.«
    »Okay. Dann erzählen Sie’s mir. Wieso haben Sie mich an der Nase herumgeführt?«
    »Mit dem digitalisierten Video?« fragte sie. »Erwollte es.«
    »Hat es Ihnen Spaß gemacht?« Ich versuchte mir darüber klar zu werden, ob ich ihr glaubte.
    »David ist wie ein Spiegel. Er zeigt einem, was man sich wünscht. Und dann gibt er es einem. Man muß nur ein bißchen dafür zurückgeben.«
    »Aber seine Spiegelungen sind gefährlich. Ihre auch?«
    »Ach nein. Meine Fantasien bewegen sich durchaus im Rahmen des Normalen. Im Gegensatz zu Ihren.«
    »Meine wurden übermäßig vergrößert.«
    Sie lächelte bei sich und fuhr sich mit den Fingern durch das dichte Mausehaar, erfüllt von der selbstgefälligen Überzeugung, daß sie es besser wisse. Die Verletzlichkeit, die ich früher in ihr gesehen hatte, war jetzt nirgends zu entdecken Sie hatte ihren Zweck erfüllt. Statt dessen saß vor mir ein abgebrühtes Geschöpf mit hellen, berechnenden Augen die ihre harten Rs sanft rollen ließ und die Angelschnur einholte, an der ich hing.
    »Die Disketten sollten mir Angst machen.«
    »Natürlich.«
    »Ich habe noch eine dritte.«
    »Ach?«
    »Aus Pornoland.«
    Die Selbstsicherheit in ihrem Blick geriet für einen Moment ins Wanken. »Sie haben gespielt?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Bis zu welchem Level?«
    »Noch genug, um mich zu gewinnen. Aber ich habe Sie nicht beim Bananenessen gesehen.«
    »Seien Sie nicht töricht. Ich war nie drin.«
    »Warum dann David?«
    »Wir wollten etwas austüfteln. Sie sind also Cabbie?«
    »Ja», log ich und hatte dabei das Gefühl, daß sie, was David anging, ebenfalls log.
    Sie lächelte, wieder mehr bei sich. »Ich muß sagen, Sie überraschen mich. Wirklich. Tja, wenn das so ist, schulden Sie der Bank des Spiels ein

Weitere Kostenlose Bücher