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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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innerhalb der markierten Fläche. Das ist ein besonderes Bonbon, das ich für den Schluß aufgehoben habe.«
    Ich zog mir die Jeansbluse über den Kopf. Jetzt kommt’s auch nicht mehr drauf an, dachte ich...
    »Das Halstuch. Nehmen Sie es lieber ab«, sagte sie und deutete mit dem Finger darauf.
    Ich befingerte mein Halstuch und nahm es widerstrebend ab. Die Blutergüsse waren zwar nicht mehr so farbenprächtig, aber ich war mir ihrer dennoch so bewußt, als seien es phosphoreszierende Signale für das, was ich ihn hatte tun lassen. Daß sie erst meinen Hals und dann meine kleinen nackten Brüste anstarrte, machte die Sache nicht besser. Ich schaute trotzig zurück, und sie wandte sich ab und suchte etwas auf dem Regal. Es war ein Tiegel Vaseline.
    »Der Anzug kann Ihnen die Brustwarzen wundscheuern. Schmieren Sie das drauf. Die Jungs benutzen es auch.«
    »Her damit«, sagte ich, reichte den Tiegel zurück und deutete mit dem Kopf auf den Anzug. Er war ein bißchen groß, aber trotzdem ganz bequem, ein weiches warmes Ektoskelett aus Lycra und Draht. Julie griff nach dem Kabelschwanz, der an meinem Rückgrat herunterlief, und steckte ihn in einen Kasten an einem der Computermonitore. Ich verspürte einen Augenblick lang Anspannung, als sie es tat — als könnten gleich 10 000 Volt durch die Leitung geschossen kommen und meine lebenswichtigen Organe packen. Aber nichts passierte. Sie steckte ihr eigenes Kabel in eine zweite Buchse und gab mir einen Helm.
    Kaum hatte ich ihn aufgesetzt und das gesichtumspannende Visier heruntergeklappt, verschwand sie, und eine ferne, verschwommene Gestalt nahm ihren Platz ein. Der Raum, in dem wir standen, verwandelte sich in eine kahle Landschaft aus Marmor und Stein. Eine Reihe Marmorbögen, fein gezeichnet wie eine Architektenübung in Perspektive, hob sich von einem kobaltblauen Himmel ab, der zu perfekt für Wolken war. Als ich meinen schweren Kopf dem dunklen Körper zuwandte, der zwischen den Säulen hin und her tanzte, rotierte das Bild um meinen Standpunkt herum. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
    »Bewegen Sie die Beine«, sagte eine Stimme. Julie.
    »Fangen Sie mich.«
    Langsam trat ich vor, schwerfällig wie beim Blindekuhspiel- Irgendwann mußte ich an den Rand der Umgrenzung gekommen sein, denn vor meinen Füßen tat sich ein zwei Meilen tiefer Abgrund auf; ich wich von der Steilkante zurück, und mein Herz klopfte schnell und heftig-
    »Drehen Sie sich um. Sie können’s doch besser.«
    Ich drehte den Kopf nach dem Klang ihrer Stimme, und die Gestalt, der ich hatte folgen wollen, stand vor mir. Ich streckte die Hand aus, und obwohl ich ihre Schulter berührte, fühlte ich nichts. Meine virtuelle Hand hatte die schlanke nackte Gestalt einer hochgewachsenen Frau berührt, aber ich fühlte weder ihre helle Haut, noch die Form ihrer Knochen, den Tonus der Muskeln oder die Wärme ihrer Haut. Dunkles, langes Haar hing in zerzausten Zöpfen über ihre eckigen Schultern. Ihre Brüste waren klein, die Hüften knabenhaft schmal. Sie hatte einen großzügigen, leicht grauen Mund; die Nase war etwas krumm, die Augen blau unter dunklen Brauen. Sie lächelte mich an. Ich lächelte mich nicht an. Sie war ich.
    »Überrascht?« sagte die Stimme, und der Mund meines Ebenbildes bewegte sich.
    »Was geht hier vor?« fragte ich.
    »Ich hebe meine Hand«, sagte sie. Mein Ebenbild flirrte.
    »Schauen Sie, ich kann mich sogar am Hintern kratzen.« Mein schamloses Ebenbild tat es. »Ich kann eine Menge tun.«
    »Darauf möchte ich wetten«, sagte ich.
    »Soll ich mich vornüberbeugen?«
    »Nein danke.«
    Sie tat es trotzdem. Die anatomischen Details waren grausam. Ich hörte ein Klicken, und das Bild, das sich mir bot, vergrößerte sich.
    »Okay, seien Sie jetzt Sie. Wollen Sie aktiven Feedback?«
    »Was ist das?«
    »Sie können dann die Bilder fühlen, die Sie berühren oder von denen Sie berührt werden. Ich wechsle die Kabel.«
    Der Sichtschirm vor meinen Augen wurde schwarz, und dann sprang das dreidimensionale, stereoskopische Bild, das ich zuvor gesehen hatte, wieder empor. Aber jetzt sah ich nicht mich unter den zeitlosen Bögen stehen, sondern David.
    »Schauen Sie nach unten«, sagte sie.
    Ich tat es, und auf dem Boden lag eine Pistole. Ein Seil und ein Messer lagen daneben. Sie erschienen greifbar wie Pennies in einem Springbrunnen.
    Julie wurde ungeduldig. »Na, heben Sie was auf.«
    Ich trat vor und fühlte den harten Fliesenboden unter mir, und ich hob die Pistole

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