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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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auf. Sie war schwer.
    »Ach, Sie machen keinen Spaß. Heben Sie das Seil auf.«
    Ich ließ die Pistole fallen und fummelte gebückt umher; meine reale Hand berührte gar nichts, und meine virtuelle, blaß wie ein grauer Handschuh im Mondschein, tanzte geisterhaft im Raum vor mir. Ich berührte das Seil, ballte die Faust herum, fühlte, wie sich ein sehniges Gewicht schwer in meiner Hand wand, unkontrollierbar wie eine lebendige Schlange.
    »Werfen Sie mir das Seil zu.«
    Ich warf das Seil; es kreiste hoch zwischen den Bögen durch die Luft, bevor es herabsank und zu ihren — seinen — Füßen landete. Er bückte sich, um es aufzuheben, und kam langsam auf mich zu, und dabei zog er das Seil zwischen beiden Fäusten straff. Ich stand regungslos da, während David näherkam, blaß und glatthäutig; er dehnte sich bis zu den Rändern meines Gesichtsfeldes aus, so daß ich tief in den leeren, dunklen Raum seiner Augen hineinschauen konnte. Quadrophonisches Atmen, rauh wie eine Säge, hallte mir in den Ohren, und etwas begann sich um meinen Hals zu spannen, der sich unter den zahllosen Luftkammern des Anzugs straffte, die sich aufbliesen wie kleine Ballons und steifen, starken Druck auszuüben begannen. Zwischen meinen Beinen fing der Anzug an, sich erwärmen und zu vibrieren, bis ich Lust an meiner eigenen Strangulation empfand. Während ich erstickt nach Atem rang, hörte ich sie, wie sie mich verfluchte und verfluchte und ins Höllenfeuer wünschte.
    Irgendwie gelang es mir, meine wahren Sinne so weit zu konzentrieren, daß ich mir den Helm vom Kopf reißen konnte. Ich schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sie lachte jetzt und hatte die Hände in die Hüften gestemmt, und der Druck an meinem Hals war verschwunden. In panischer Hast starrte ich umher und suchte nach dem Seil, aber da war gar nichts, nur die Computer, die einen Mann und eine Frau in einem arkadenumspannten Hof zeigten. Julie stand in voller Montur in ihrem Datenanzug vor mir, und hinter ihr sah ich die Reihe der toten Helme.
    »Sie haben soeben den Kopf verloren«, sagte sie und schaute wie ein stöbernder Käfer zur Seite; sie sah nur, was ihr Sichtgerät ihr zeigte. Sie hob die Hände und nahm ihren Helm ab.
    »Taugt’s was? Nein? Na ja, es ist nicht ganz exakt. Er mußte Bilder von Ihnen auf Polygone projizieren, und das ist nicht so zufriedenstellend wie ein dreidimensionaler Scan, aber dafür hätten Sie wohl kaum freiwillig stillgesessen, oder? Trotzdem, die Maschine ist leistungsfähig genug, um es ziemlich realistisch zu machen, finden Sie nicht?«
    »Wieso ich?« fragte ich.
    »Kommen Sie, wollen Sie nicht langsam mal erwachsen werden? Es ist eine Spezialanfertigung. Es ist die Aufblaspuppe der Zukunft. Barbie und Ken für Erwachsene. All das hier« — sie deutete mit einer wedelnden Handbewegung durch den Raum — »ist der Prototyp einer virtuellen Sexmaschine. Ein Testgelände für Tele-Dildonik und spezialangefertigte Fantasien. Sehen Sie sich die Anzüge, die Druckpolster an. Nicht ganz so zufriedenstellend wie die Wirklichkeit, würde ich meinen, aber zumindest kann man einen Traum nicht durch eine beschissene Sonnenbräune und einen billigen Haarschnitt verderben.«
    Ich fragte mich, wie sie bei der ganzen Sache so cool sein konnte und wieso ich mich von ihrem anfänglichen Auftreten hatte einfangen lassen. Ich konnte mich doch nicht in allen so sehr geirrt haben. Das hatte ich nicht. Ich kannte David, und er war verdreht, aber nicht falsch. Er war ehrlich. Er konnte es nicht sagen, aber ich wußte, er war eifersüchtig und besitzergreifend. Er wollte mich nicht, um mich auszustellen, sondern für sich selbst. Er hatte alles geschaffen, was ich eben erlebt hatte. Das glaubte ich, aber ich konnte nicht glauben, daß sie es so heiter akzeptierte. Die digitalisierten Videobilder von mir in Pornoland konnten nicht seine Idee gewesen sein. Sie mußte dahinterstecken. Sie hatte es aus Trotz getan. Sie war ebenfalls eifersüchtig. Ich hätte wetten mögen, sie hatte aus Trotz auch ihn in Pornoland eingebaut, und das bedeutete, daß er es vielleicht gar nicht wußte.
    »Spielen Sie meine Rolle? Sie wissen schon — wenn Sie beide hierher kommen?« fragte ich.
    Sie wandte sich ab und warf ihren Helm klappernd auf das Regal. Ihre Antwort war weder ja noch nein. »Jeder kann jede Rolle spielen. Sie können sogar sich selber spielen, und der Computer übernimmt das Gegenüber; das macht die Sache allerdings ein bißchen

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