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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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virtuellen Hände um meinen mageren virtuellen Hals legen Und zudrücken. Er konnte mich mit einem virtuellen Messer erstechen, mit einer virtuellen Pistole erschießen, sich in die virtuelle Tote versetzen, sie sehen und fühlen, wie er es sich immer gewünscht hatte. Ich konnte hundertmal und öfter für ihn sterben, und sie wollte 250 000 Pfund, um dafür zu sorgen, daß er damit aufhörte. Aber wenn er wirklich aufhörte, was dann? Dann würde er sich an mich halten. Sie hatte gesagt, daß er das tun würde, und ich war mir dessen sicher. Der Irre würde mich holen kommen. Auf diese Weise hatte er mich für immer. Ich knotete mir das Tuch um den Hals und hob meinen Rock auf.
    »Behalten Sie es nur. Es ist mir egal, was er in seiner Software treibt, solange er mir nur vom Halse bleibt«, sagte ich und drückte die Glastür auf.
    »Sie schulden mir trotzdem noch 250 000 Pfund«, sagte sie.
    »Die können Sie in den Mond schreiben. Ich hab’s Ihnen doch gesagt. Betrachten Sie es als mein Honorar dafür, daß ich Ihren Mann bei Laune gehalten habe.«
    Die Tür schwang vor meiner Nase wieder zu, und ich sah, wie sie drinnen auf Knöpfe an der Wand drückte, um sie zu verriegeln. Ein breites Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
     

  Ich parkte den Wagen und lief eilig die Treppe am dunklen Haus hinauf, um die Tür aufzuschließen. Es kam kein Licht aus dem Wohnzimmer und auch nicht aus Richards Zimmer. Wahrscheinlich war er noch im Pub, hockte mit roter Nase und roten Augen über dem einen Glas zuviel und weinte in sein Bier um Diane Shine, seine Fantasiefrau, die geschmeidig und schwarz und frech von einem Bett zum andern hüpfte, je nachdem, wer sie vermutlich gerade eine Sprosse weiter auf der schlüpfrigen Leiter zum Erfolg bringen konnte.
    Ich hatte eine Menge Zeit zum Nachdenken gehabt, während ich die Autobahn hinuntergejagt war. Jetzt hatte ich eine Story, ja, aber wollte ich sie auch schreiben? Wollte ich über die virtuelle Sexmaschine bei Virtech schreiben? Und ob ich wollte. Ich konnte es, und ich brauchte nicht einmal zu erwähnen, daß David das System für sich selbst benutzte, und zwar nicht als Heiler, der sich selbst zu heilen versuchte. Er hatte sich genau und gründlich analysieren lassen, darauf hätte ich wetten mögen, um sicherzustellen, daß es wirklich gut war. An guten Tagen wimmelte es in dem Laden wahrscheinlich von Psychiatern.
    Pornoland war ein Bonus. Ein prima Skandal. Top-Spieledesignerin prostituiert ihr Talent und fälscht Sex-Szenen mit unschuldigen Unbeteiligten, d.h. mit mir. Ich konnte die Story mitsamt ihren Dementis bringen. Pornohandel. Das war jedenfalls weniger ehrenhaft als Psychosexualtherapie für Sexualstraftäter. Ich setzte mein Geld auf sie. Sie hatte eine große Sache aufgetan. Das Spiel war am Morgen abgeschaltet worden, aber es mußte wieder gestartet werden: Hier war Geld zu verdienen, und zwar großes Geld, Spielergeld. Wenn Warren mit 250 000 Pfund in der Kreide stand, war der Einsatz hoch. Nur eins hinderte mich daran, sofort in meiner Redaktion anzurufen. Im Moment war ich ein Spielzeug in der Sexmaschine ihres Mannes. Sie konnte mich in Verlegenheit bringen, indem sie die Wahrheit über meine Anwesenheit dort erzählte, und sie konnte mir Angst einjagen mit dem Gedanken, daß es nur eines Tastendrucks bedurfte, und ich brauchte nicht mehr zu existieren.
    Ich wünschte, Richard wäre zu Hause gewesen. Es gefiel mir nicht, auf der falschen Seite der Haustür zu stehen und mit meinen Schlüsseln in den Schlössern zu stochern. Ich brauchte etwas zu trinken, und zwar dringend. Ich fühlte, wie meine Lippen sich zusammenzogen bei dem Gedanken an einen Schnaps, der mir in der Kehle brannte und im Magen glühte. Ich wollte, daß Wohlbehagen durch meine Adern rauschte, nicht, daß die Angst mir wie ein Tausendfüßler an der Wirbelsäule heraufkroch. David hatte mir Angst gemacht, Angst vor der Dunkelheit und vor den Dingen in meinem Kopf.
    Als der letzte Schlüssel sich im letzten Schloß drehte, begann drinnen das Telefon zu klingeln. Ich hielt die Türkante fest, wartete und beobachtete das Telefon im düsteren Hausflur. Angenommen, er war es, rief mich an, vergewisserte sich, daß ich zu Hause war? Vielleicht hatte sie ihm erzählt, daß ich dagewesen war. Sie konnte ihn anstacheln und ihn dazu bringen, daß er zu mir käme. Ich schaltete das Licht ein, wartete bis zum vierten Klingeln und hörte, wie sich Richards Tonbandansage klickend einschaltete. Diane

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