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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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wahrscheinlich nie eine positive Reaktion von einer Frau erfahren. Mit dieser Maschine kann er sie kriegen. Mit dieser Maschine kann er sie immer kriegen, in einer strukturierten, realistischen, normalen Fantasie, das heißt, innerhalb der Grenzen dessen, was die Gesellschaft für normal hält.«
    »Und wie kommt er, wenn er auf Kinder und nicht auf Frauen steht?«
    »Sie bringen ihn dazu. Ich bitte Sie, ich brauche Ihnen doch nicht erst eine Zeichnung zu machen, oder? Er muß in einer normalen Fantasie zum Höhepunkt kommen, und dann wird er mit einer Fantasie über Kinder belohnt, immer wieder. Ergebnis: Er kommt nicht bei dem, was ihm am besten gefällt. Offen gestanden...«
    »...langweilt es ihn zu Tode.«
    »Besinnungslos. Sie zerstören den Teil der abweichenden Fantasie, der ihn wirklich anmacht. Oder sie lassen ihn die abweichende Fantasie erleben, konzentrieren sich auf den Teil, der ihn wirklich erregt, und bieten ihm diesen Teil nach dem Orgasmus...«
    »Und verderben ihn so. Sehr gut. Und wie finden sie heraus, was einen wirklich anmacht?«
    »Sensoren messen den Grad der Erregung, der sich in Pupillenweite, Hauttemperaturschwankungen, Herzfrequenz und Organvolumenveränderungen äußert. Er muß es immer und immer wieder mitmachen. Es handelt sich übrigens um Sensoren mit S, nicht etwa um Zensoren.« Sie lachte.
    »Und was ist mit Frauen?«
    »Es gibt, offen gesagt, nicht so viele perverse Frauen. Aber bei ihnen dürfte es ebenfalls funktionieren. Es spricht nichts dagegen. Es könnten erotische Fantasien für frigide Frauen dabei abfallen, aber was die therapeutischen Möglichkeiten angeht, richtet sich das Hauptinteresse auf die Behandlung von Männern, impotenten Männern, behinderten Männern, perversen Männern.«
    »Wieviel, damit Sie es löschen? Das mit mir? Wieviel?«
    »Ach, das würde er niemals tun. Es ist Virtech sehr viel wert. Und es ist ihm sehr viel wert.«
    »Und Ihnen? Wieviel ist es Ihnen wert?«
    »Mal sehen. Wie wär’s mit 250 000? Das dürfte reichen, wenn Sie das Risiko nicht stört.«
    »Welches Risiko?«
    »Daß David sehr aufgebracht wäre.«
    »Soll er nur aufgebracht sein.«
    »Dann schlagen Sie es in Stücke, wenn Sie wollen«, sagte sie. »Nur zu. Aber Sie dürfen eines nicht vergessen: Wenn er das hier nicht haben kann, wird er Sie haben müssen. Nicht wahr?«
    Sie riß heftig an den Kabeln, und ich stand da wie der Geist eines Sturmtruppsoldaten, einen behelmten Kopf unter den Arm, der realer aussah als mein eigener. Mein Gehirn hätte ebensogut auch drin sein können. Was konnte ich tun? Ich hatte eine anständige Summe auf der Bank, aber so viel war es auch wieder nicht. Sie wollte vollständige Bezahlung, und es gab nur einen, an den ich mich damit wenden konnte: an den, der es ihr schuldete.
    Sie beugte sich über die Tastatur. Der Monitor zeigte die Szene, die ich durch das Helmsichtgerät gesehen hatte. Der Arkadenhof war leer, der Himmel blau und wolkenlos. Sie tippte einen Befehl, und wieder rotierte ein Abbild meines nackten Körpers im Inner Space des Computers. Sie drückte auf eine andere Taste, und Davids Körper wirbelte herum. Die Proportionen waren so akkurat getroffen, daß es beinahe wehtat, seine Handflächen, seine Fußsohlen anzuschauen, die Wirbel seiner blonden Haare, das schwerköpfige Schlenkern seines Penis. Sie hob einen schweren, schwarzen, verdrahteten Handschuh auf und schob ihre weiche Hand hinein. Die Hand, die auf dem Bildschirm erschien, war so real wie ihre eigene. Nur eines verriet, daß sie falsch war, nämlich eben ihre Vollkommenheit. Als sie die Handschuhfinger bewegte, begann die Szenerie auf dem Bildschirm sich zu bewegen, bis dort neben einem surrealistischen Fenster meine Gestalt stand, und die körperlose Hand flog darauf zu und setzte sich wie ein fleischfarbener Vogel auf meine Schulter. Julies Hand streichelte die reale Luft und stieß dann ruckartig vor. Mit der gleichen scharfen Bewegung fiel die Frau, die ich war, vornüber und aus dem Fenster.
    »Er spielt stundenlang mit diesem Ding«, sagte sie, und mit einem jähen Tastendruck wurde der Bildschirm dunkel. »Wir sehen uns draußen.«
    Ich legte den Helm behutsam auf das Regal und zog an dem Reißverschluß auf meinem Rücken. Er hatte mir alles darüber erzählt. Ich war nichts, bis er mich erschuf. Er konnte mich aufrufen und durch die unwirklichen Abgründe jagen, die er geschaffen hatte, mich wie ein Reh durch hell konturierte Wälder hetzen. Er konnte seine

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