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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Warren und guckte weg. Er bohrte die Hände in die Taschen seiner Jeans, so daß seine Schultern hochgezogen und angespannt waren. So standen wir da und schauten über das dunkle Wasser hinweg, auf dem der orangegelbe Glanz der Straßenlaternen funkelte. Der Sommerwind, der aus dem dunklen Buschgelände ringsum wehte, war warm und feucht; er hielt die Feuchtigkeit wie ein fauliger Schwamm. Die stickige Luft hatte nichts Frisches an sich, nichts Kühles, Sauberes, Scharfes. Man konnte kaum atmen.
    »Jemand hat mich besucht. War in meinem Zimmer, an meinen Sachen«, sagte er.
    »Fehlt was?«
    »Ich hatte eine Waffe.«
    »Eine Waffe? Eine Pistole. Und die ist weg?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Als ich bei dir war.«
    »Wer war es? Weißt du das?«
    An der Art, wie er die Schultern weiter hochzog, sah ich, daß er es mir nicht erzählen würde, so dringend ich es auch wissen wollte — ja, mußte. Ich wechselte das Thema.
    »Na, ich hab’ mich auch ein bißchen amüsiert. Während du fühltest, wie die virtuelle Erde sich bewegte, habe ich einen Ausflug nach Pornoland gemacht.«
    »Ach ja?«
    »Du hast nicht gewonnen. Du hast verloren.«
    »Ja.«
    »Wieso hast du ihn ausgesucht?«
    »Die schwarzen Typen hatten das übliche Charakterprofil. Große Schwänze. Straßenerfahrung. Zuhältermaterial. Er sah aus wie ein Siegertyp.«
    »Lügner. Du hättest ihn nie genommen. Aber du hattest ihn schon mal gesehen, nicht wahr?«
    »Von ihm gelesen. Ja.«
    »Meinen Artikel?«
    »Ja.«
    »Du achtest auf meine Artikel?« Ich war gerührt.
    »Ich hab’ das Blatt abonniert.«
    »Ach so? Und warum konntest du nicht tun, was er wollte? Es war doch nur ein Spiel.«
    »Ja. Aber jetzt ist es kein Spiel mehr.«
    Ich sah zu ihm auf. Er war völlig unversehrt, soweit ich sehen konnte. Keine Schwellungen im Gesicht, keine Blutergüsse an den Armen. Auf seinem T-Shirt waren dunkle Flecken.
    »Und was hast du getan? Ihn umgebracht?«
    »Ich habe ihm eine gescheuert, das ist alles.«
    »Ein Glück, daß du keine... Waffe hattest.«
    »Sein Glück.«
    Ich wandte mich ab und ging über Kies und Erde zum Wagen zurück. Als ich die Wagentür öffnete, rief ich zu ihm hinüber: »Übrigens, wie findest du’s?«
    »Was?«
    Ich deutete auf meinen Kopf.
    »Hast du das wegen ‘ner Wette gemacht, oder was?«
    Mistkerl. Und ich dachte, Blondinen hätten mehr Spaß.
    »Was jetzt?« fragte ich; ich sehnte mich nach einer Zigarette. Er rutschte auf den Fahrersitz. Meine Handtasche lag zu Hause im Flur.
    »Wie spät ist es?«
    »Spät.«
    »Ich bringe dich nach Hause. Morgen fahren wir zu Vir-tech. Kommt nicht in Frage, daß er diese Scheiße in seinem Rechner behält.«
    »Mir wäre lieber, die Sache bliebe, wo sie ist.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Wenn es ihn von mir fernhält, soll er es behalten.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Warren, laß es gut sein. Dies ist kein Film. Ich bin nicht dein Mädel. Du brauchst mich nicht zu retten.«
    »Oh, aber das tu ich, Babe. Diesmal wirst du die richtige Wahl treffen.«
    Ich saß mit übereinandergeschlagenen Beinen und fest vor der Brust verschränkten Armen da, als Warren den Schlüssel im Zündschloß drehte. Er schien nachzudenken. Nach etwa einer Minute lehnte er sich herüber und legte mir eine Hand in den Nacken. Ich straffte mich, wich aber nicht zurück. Ich blieb, wie ich war, angespannt und verknotet, und schaute in diese grünlichen, dunkel bewimperten Augen, bis er sie schloß und den Kopf über mein Gesicht beugte. Ich hielt die Augen weit offen, während meine Lippen seinen Kuß empfingen, ein Fünf-Sekunden-Wunder von Sinnlichkeit und Zurückhaltung. Wenn ich die Augen geschlossen hätte, wäre ich in Gefahr gewesen, mich einzustimmen auf das, was Warren durch den Kopf ging. Aber ich beschloß, nicht mitzuspielen, diesmal nicht.
    Seine Lippen lösten sich mit feuchtem Plopp, und er seufzte wie einer, der es satt hatte, Schokolade zu essen, die ihm nie ganz den Geschmackgenuß bot, den er sich wünschte. Wortlos legte er den Gang ein, und der Wagen kroch mit leisem Knirschen zur Straße hinauf. Er nahm einen anderen Weg zurück zu mir nach Hause und fuhr jetzt vernünftiger. Einmal wurden wir angehalten, und Warren mußte seine Mietwagenpapiere, seinen Führerschein und seinen Paß vorzeigen, und ein humorloser Polizist fragte mich immer wieder, ob mit mir auch alles in Ordnung sei. Es war klar, daß Automarke und Motorgröße nicht zu einem Mann wie Warren paßten. Dem Polizisten wäre wohler gewesen,

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