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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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wenn wir einen fünf Jahre alten Datsun Cherry gehabt hätten, aber er ließ uns fahren, als er sich davon überzeugt hatte, daß die Papiere in Ordnung waren. Dann nannte er Warren sogar »Sir«.
    Auf halbem Wege kamen wir an eine gelbe Ampel. Warren fuhr in den gelb schraffierten Kreuzungsbereich und blinkte nach rechts. Geradeaus vor uns stand ein großer weißer Peugeot, der bei Rot angehalten hatte. Zwei Weiße, mitte Zwanzig, saßen vorn, zwei hinten. Alle vier hatten rasiermesserscharfe Haarschnitte, mit Gel zu mönchsartigen Fransen geformt. Der Fahrer schlug mit seiner goldberingten Hand im Takt zu einer Musik, während die anderen die Köpfe vor und zurück warfen. Ich sah sie an, und sie starrten zurück. Sie lächelten nicht. Sie kauten imaginäres Kaugummi, und ihre Kiefer pumpten im Gleichtakt.
    »Was ist los mit denen?« fragte ich, als Warren abbog.
    »Weißes Mädchen, schwarzer Typ, dickes Auto. So nicht, mein Sohn. Hättest dich hinten reinsetzen sollen, Babe, dann hätte ich ausgesehen wie dein Fahrer.«
    Ich antwortete darauf nicht. Ich schaute Warren an und wollte etwas Nettes sagen, aber ich sah, wie der weiße Wagen schnell längsseits kam. Warren wandte den Blick nicht von der Straße.
    »Warren...« sagte ich.
    »Ich hab’ sie gesehen«, sagte er und gab Gas. Der Peugeot fiel zurück, und Warren hielt das Pedal durchgedrückt. Als wir in eine chaotische Hauptstraße mit kleinen Läden und ein paar spät abends noch geöffneten Snackbars kamen, bremste er ab, bog links ein und fuhr schnell wieder geradeaus. »Scheiße. Sackgasse«, sagte er und wollte eben den Rückwärtsgang einlegen, als der Peugeot den Wagen an den Bordstein und gegen einen Haufen schwarzer Plastikmüllsäcke und Pappkartons drängte. Warren versuchte noch einmal, vorwärts zu fahren, um den Peugeot hemm und in die Hauptstraße hinaus, aber es war zu spät, es ging nicht mehr weiter.
    Fluchend beugte er sich über mich, um die Verriegelung an meiner Tür herunterzudrücken. Seine wurde schon aufgerissen. Die beiden Typen, die vorn gesessen hatten, waren so schnell, daß er keine Zeit mehr hatte, sich zu ihnen umzudrehen, ehe sie ihn bei den Beinen packten. Als sie ihn auf die Straße hinauszerrten, schlug er mit dem Kinn aufs Lenkrad; der dumpfe Schlag ging mir durch Mark und Bein. Ich wollte auf den Fahrersitz hinüberrutschen, um ihn festzuhalten, aber da war er schon draußen und klammerte sich an die Tür. Während die beiden Typen seinen Körper verdrehten und er versuchte, die Fahrertür zuzuschlagen, bekam ein fleischiger blonder Gorilla in einem schwarzen Polyester-Jogginganzug, der sich wie ein Fallschirm blähte, Warrens Kopf zu fassen. Eine goldberingte Faust traf Warren auf den Mund, und das Blut quoll zwischen seinen weißen Zähnen hervor. Der Wagen geriet ins Schwanken; jemand rüttelte an meiner Tür, und ich fing an zu schreien.
    Als Warren hinter den Wagen geschleift wurde, gelang es ihm irgendwie, ein Bein freizubekommen und die Fahrertür zuzutreten. Ich hörte ihn schreien: »Den Knopf ‘runter, den Knopf, den Knopf!«
    Ich geriet in Panik. Wenn ich den Knopf herunterdrückte, konnte er nicht wieder herein. Wenn ich es nicht täte, würden sie mich auch kriegen. Ich starrte hin und her, durch die Frontscheibe, durch die Seitenfenster, bis ich ihn überhaupt nicht mehr sah. Wie eine Irre vor mich hin murmelnd, reckte ich mich, um nach hinten hinauszuspähen, und ich sah drei Oberkörper. Sie schwenkten die Hüften, die Arme vorgestreckt wie Footballspieler, und traten heftig auf etwas am Boden ein. Der vierte kam schnell an den Wagenfenstern vorbei zur Fahrertür. Ich sah sein Gesicht nicht, bloß die violetten Falten an seiner zweifarbigen modischen Jacke. Ich warf mich hastig hinüber und drückte die Verriegelung herunter, und dabei riß ich das Autotelefon aus der Halterung. Sein blasses, fettglänzendes Gesicht drückte sich an die Scheibe, während ich wählte, und das Auto schwankte wie ein Boot im Sturm. Ich konnte ihn nicht deutlich hören, aber ich wußte genau, was sein metallgefülltes Maul sagte. Nigger Lover. Nigger Lover. Nigger Lover. Es war viel zu spät, um noch zu erklären, daß Warren und ich nur gute Freunde waren. Ich wollte mich auch nicht rechtfertigen. Ich wünschte mir nur, ich wäre ein großer, behaarter Gorilla von Mann — mit einer Waffe.
    Lange bevor die Sirenen heranheulten, waren sie weg. Ein paar kleine, stämmige, türkisch aussehende Männer in Polohemden aus

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