Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
ihm herüber. Also doch etwas sagen.
„ Gottfried, ich danke euch für den Empfang. Ich freue mich in meinem neuen Heim angekommen zu sein.“
Gottfried machte eine einladende Geste als plötzlich ein Kind von der rechten Seite auf sie zu stürmte.
„ Albert, nicht so stürmisch.“, sagte Gottfried und hielt den Jungen zurück. Das Kind mochte acht bis zehn Winter zählen und hatte blaue aufgeweckte Augen und einen vollen, blonden Schopf.
„ Ist er das?“, fragte der Junge seinen Onkel und baute sich vor ihm auf, während der Ältere von hinten seinen Arme um ihn schlang.
„ Ja, das ist er. Verzeiht Herr, das Ungestüm meines Neffen, aber er ist den ganzen Morgen schon so aufgeregt. Er hat das so viele Fragen, die ...“
„ Wart ihr in Worringen dabei?“, sprudelte es aus dem Jungen. „Habt ihr dort gekämpft? Wieviele Ritter habt ihr dort getötet?“
Die kindliche Begeisterung des Jungen war ansteckend, und Johann musste lächeln. Aus Abt Ottos Erzählungen wusste er, dass auch Dietrich in Worringen gewesen sein musste, aber die Frage des Jungen beantwortete er ehrlich aus seiner eigenen Erinnerung.
„ Ja, ich war in Worringen, junger Recke. Und ja, ich habe dort gekämpft und viele Ritter und Feinde getötet. Knietief haben wir in ihrem Blut gestanden.“
Die Augen des Jungen weiteten sich vor Erstaunen. Er hing an Johanns Lippen. Zu jedem seiner Sätze vollführte Johann Hiebe und Stiche mit einem imaginären Schwert in der Luft.
„ Albert, lass den Herrn erst einmal richtig ankommen! Heute Abend, da bin ich sicher, wird Herr Dietrich uns vieles erzählen. Auch ich brenne auf Neuigkeiten.“, unterbrach sie Gottfried. Die Gruppe setze sich in Bewegung und schritt in Richtung Eingang des Palas, als ihre Blicke plötzlich quer über den Hof fielen. Keine fünf Schritte von ihnen entfernt standen ein Mönch und eine junge Frau, in einem langen grünen Kleid.
„ Ah, Ida. Herr Dietrich, darf ich euch eure Braut vorstellen. Ida, meine Nichte und mein Mündel. Ida, dies ist Herr Dietrich von Plettenberg.“
Ida und Johann schritten aufeinander zu. Johanns Herz hämmerte in seinem Hals vor Nervosität, sich nicht zu verraten, nicht Preis zu geben, dass er nicht Dietrich war. Als er Ida nun auf Armeslänge vor sich sah, machte sein Herz noch einen Sprung. Kaum fand er die Luft zum Atmen, als er zu sprechen ansetze.
„ Fräulein Ida, es ist mir eine Ehre.“, sagte Johann.
Ida starrte für einen Moment in das Gesicht des jungen Mannes vor ihr und sog jede Nuance seines Gesichts mit ihren Augen auf. Sein sauber rasierter, kurzer Bart, der kreisförmig seinen den Mund umspielte, die feine Nase mit dem schmalen Rücken, die dichten, dunkeln Augenbrauen, seine wasserblauen Augen und die feinen Lippen. Er wirkte ein wenig abgemagert, aber keinesfalls grobschlächtig. Wie hatten die Geschichten über ihn so wenig stimmen können? Ida trieb es die Schamesröte ins Gesicht. Dieser Mann sah in ihren Augen unglaublich gut aus. Wie lange hatte sie ihn angestarrt?
Sie rüttelte sich innerlich wach und reichte ihm die Hand. Johann seinerseits war ebenfalls wie erstarrt. Das junge Gesicht Idas erinnerte ihn an eine Frau, die er schon einmal gesehen hatte. War es die Gestalt aus seinem Traum letzte Nacht? Er versuchte, ihre Schönheit und Anmut mit einem Blick zu erfassen. Unmöglich! Er ließ seinen Blick wandern und verharrte. Ihre Haare waren unter ihrer Haube versteckt, die Bordüre der blattgrünen Kopfbedeckung war kunstvoll gestickt und stand zu ihrer blassen Stirn in einen aufregenden Kontrast, passte farblich aber genau zu ihren smaragdgrünen, leuchtenden Augen. Sie hielten ihn für Augenblicke gefangen. Dann glitt sein Blick ihre Stupsnase hinab, die feinen Wangenzüge entlang zu einem rosaroten Schmollmund, der sich öffnete und Worte für ihn entließ.
„ Auch mir ist es eine Ehre, Herr Dietrich.“
Johann schreckte zusammen.
Dietrich! Spiel deine Rolle!
Johann ergriff ihre Hand und beugte sich vornüber und führte ihre Hand in einer angedeuteten Geste zu seiner Stirn. Ida ihrerseits machte einen leichten Knicks. Dann ließen sie sich plötzlich los als hätten sie sich aneinander verbrannt.
Die Welt um die beiden herum nahm für Ida und Johann wieder Form an als kehrten sie aus einem Traum zurück. Doch für einen Moment verharrten ihre Augen noch in einem gegenseitigen Blick.
„ Genug der Blicke.“, sagt Gottfried und kam grinsend einen Schritt auf Johann zu. Er geleitete ihn mit einer
Weitere Kostenlose Bücher