Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
zurückbefohlen, um sie in einer entscheidenden Schlacht seinen Feinden entgegenzustellen. Jener Tag im Juni veränderte alles. Die Entscheidung fiel, jedoch nicht wie erhofft, zu Gunsten des Erzbistums. Walram war bei der Schlacht nicht dabei gewesen. Aber es sollte die Hölle auf Erden gewesen sein, ein unvorstellbares Gemetzel. Walram schmerzte es noch immer im Herzen, wenn auch dieser Verlust im ersten Moment für Walram ungeahnte Möglichkeiten bot. Hugo war auf dem Feld geblieben und der Vogt hatte nun keinen Erben mehr. Doch schnell wurde Walram klar, dass die Burg nun durch ihre neuen Besitzer als ein wertvoller Posten an einen Verdienten gegeben werden würde. Obwohl seine Hoffnungen auf die Nachfolge von vorneherein gering, aber nicht unbegründet waren, wollte Walram sie nicht gänzlich fahren lassen. Zwar war er nur der Sohn einer Magd und Bäckerin auf der Isenburg, doch hatte seine Mutter nie einen Zweifel gelassen, wer sein Vater war. Und sein Vater seinerseits hatte ihn immer unterstützt und unter seine Fittiche genommen und sich so Walrams Schweigen versichert. So kam es, dass Walram als unehelicher Sohn nicht das Schicksal eines Bastards erleiden musste und auf dieser Burg ein Zuhause gefunden hatte.
Doch dann kam der Tag, an dem Ida und ihr viel jüngerer Bruder nach dem Tod ihres Vaters auf dem Weg ins Heilige Land auf die Isenburg zu ihrem Onkel kamen. Er war noch beinahe ein Knabe und sie noch ein Mädchen, doch vom ersten Tag an wusste er, dass Gott ihm diese Frau gesandt hatte. Er versuchte alles, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, wollte stets in ihrer Nähe sein. Aber mehr als Freundschaft hatte die junge Frau ihm nie entgegen gebracht. In seinen Tagträumen war er der Nachfolger Gottfrieds und verwaltete die Isenburg, seine Burg, mit Ida als seine von Gott gegebene Gemahlin an seiner Seite.
Walram schritt den Wehrgang der Nordmauer ab und spähte nach unten in den Graben. Er fragte sich selbst, wie er hätte seine Träume jemals wahr werden lassen sollen. Trotz des Todes von Hugo, dem Sohn Gottfrieds, hatte er kaum Chancen der neue Vogt zu werden. Das wusste er. Trotzdem machte ihn die Ankunft Dietrichs rasend. Es war so ungerecht. Dietrichs Familie hatte in der Schlacht zu Worringen zu Beginn auf ihrer Seite gekämpft. Jedoch hatte der alte Plettenberger, Dietrichs Vater, noch bevor der Kampf verloren ging, die Seiten gewechselt als klar wurde, wer den Tag für sich entscheiden würde. Für Walram war das glatt Verrat, aber für andere war das Ausrichten ihrer Fahnen nach dem Wind nur geschickte Diplomatie auf dem Schlachtfeld. So hatte der alte Plettenberger denen von Berg die Gefolgschaft angeboten und war am Tagesende mit dieser Burg belohnt worden. Des Plettenbergers Sohn sollte als Vogt diese Burg übernehmen. Wie lange blieb offen, denn schließlich wartete auf ihn als ältesten Sohn auch noch das elterliche Erbe in seiner Heimat.
Erneut kochte es in Walram hoch. Dieser da bekam alles. Geschenkt! Und er, Walram, hatte sein ganzes Leben treu gedient und gearbeitet und bekam nichts. Seine ganze Wut konzentrierte er auf diesen Dietrich und er hatte ihn schon vor seiner Ankunft zu hassen begonnen. So sehr, dass er beschloss, etwas zu unternehmen! Aber auch hier war nichts so geschehen, wie er es geplant hatte! Gott hatte alle seine Pläne durchkreuzt.
Gott hasst mich!
Walram fühlte sich nach dieser Erkenntnis allein auf der Welt. Ohne Gott, ohne Lebensziel. Aber halt, es gab da ein Ziel. Während Walram inzwischen über den Wehrgang auf der Südseite der Burg angekommen war, stand es unausgesprochen, aber klar vor seinen Augen.
Ich werde mit Vater sprechen!
Gottfried beugte sich verschwörerisch zu Dietrich.
„ Allein dieser Erbfolgekrieg in den letzten Jahren hat die Suche nach einem Mann für Ida bisher verhindert. Ihr einen Mann zu suchen, der kaum dass sie dem Kindbett entstiegen ist, in diesem Konflikt ums Leben kommt, erschien als keine lockende Aufgabe. Auch war es eine Frage der Seiten. Es ist nicht klug, die Seiten für eine Frau vor einer Konfliktentscheidung festzulegen. Aber es haftet kein Makel an ihr, das könnt ihr mir glauben.“
Johann hatte den Eindruck, als wollte ein Händler ihm eine Ware schmackhaft machen, die er bereits bezahlt hatte.
„ Sicherlich, ihr Makel mag ihr Alter sein. Sie wird diesen Winter schon siebzehn Jahre alt. Aber durch den frühen Tod ihres Vaters, meines Bruders, hat sie eine beträchtliche
Mitgift. Gernot ist damals nur bis
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