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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Tochter?«
    »Dass ich zu einem Vorstellungsgespräch nach San Francisco fliege.«
    Collingwood zog die Augenbrauen hoch. »Meinen Sie, Ihre Frau würde umziehen?«
    »Sie ist da ganz offen.«
    »Bis morgen, also.« Sie erhob sich und bot ihm wieder die Hand. Milo schlug ein.
    Irwin brachte ihn schweigend hinunter zur Tür. »Versauen Sie das nicht, Milo. Sonst fallen Ihnen die Ziegel direkt auf den Kopf.«
    Auf diese schrecklich verkorkste Metapher fielen ihm gleich mehrere Antworten ein, aber er schluckte sie allesamt hinunter und sperrte sie in das Kästchen im hintersten Winkel seiner Psyche. Er trabte die Außentreppe hinab und winkte einem Taxi, das gerade vorbeikam. Er stieg hinten ein und zog mit den Worten »Union Station« die Tür zu. Erst als das Taxi wieder rollte, bemerkte er das Gesicht des Fahrers. Es war Dennis Chaudhury.
    »Scheiße«, zischte Milo.
    »Bin heute nur für den Transport zuständig.« Chaudhury bog auf eine andere Straße. »Ich hab Sie doch davor gewarnt, ihn anzurufen.«
    »Stimmt.«
    »Dann tut es mir leid«, sagte er. »Aber Sie sollen mir erzählen, was bei dem Treffen passiert ist.«
    Milo betrachtete die vorbeiziehenden Kolonialbauten. »Na ja, ich bin dabei. Morgen bin ich mit Leticia Jones am JFK verabredet.«
    »Wohin geht es?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Wirklich?« Er spähte in den Rückspiegel.
    »Wirklich.«
    »Erzählen Sie mir nicht, dass das alles ist, was Sie erfahren haben.«
    »Ich weiß, was mit Alan passiert ist.«
    »Aha!« Chaudhury klang erfreut. »Raus mit der Sprache!«
    »Er sollte sich auf einem anderen Stockwerk mit Gephel Marpa treffen und später zu Leticia stoßen. Doch weder das eine noch das andere hat er getan. Er hat sich abgesetzt. Sie haben keine Ahnung, wo er ist.«
    Stirnrunzelnd starrte Chaudhury auf die Straße. »Das ist merkwürdig.«
    »Nein, ist es nicht.«
    Erwartungsvoll fixierte ihn Chaudhury im Rückspiegel.
    »Alan hatte nur zwei Möglichkeiten. Weiter für Xin Zhu arbeiten oder sich komplett aus der Gleichung verabschieden. Er ging davon aus, dass Xin Zhu nichts gegen seine Frau unternimmt, wenn er Alan nicht mehr in der Hand hat. Und nur darauf kam es ihm an.«
    Chaudhury stoppte vor einer Ampel und blieb stumm, bis sie umschaltete. Auch als sie wieder fuhren, erkundigte er sich lediglich nach Einzelheiten des Treffens. Teilnehmer, der Raum, in dem es stattgefunden hatte, und ob das Gespräch mitgeschnitten worden war. Milo beantwortete alles wahrheitsgemäß – auch dass er von einem Mitschnitt nichts mitbekommen hatte und vermutete, dass nichts aufgenommen worden war. In der Nähe der Union Station fragte Chaudhury: »Was meinen Sie dazu?«
    »Egal, was sie vorhaben, sie haben eine Scheißangst, dass es rauskommt. Es wird eine Weile dauern, bis sie mich einweihen – wenn überhaupt.«
    Chaudhury warf ein iPhone nach hinten, das Milo auffing. »Tragen Sie das mit sich.« Er reichte ihm auch noch ein Ladekabel. »Und wenn er anruft, sollten Sie sich lieber melden.«
    Milo erwischte den Zug zurück um vier Uhr, und kurz vor fünf, als sie sich Wilmington näherten, wählte er Tinas Nummer, die mit Stephanie zu Hause war. Sie hatten chinesisches Essen bestellt, und auch auf ihn wartete ein Gericht: Kung-Pao-Huhn. »Bis du heimkommst, ist es schon kalt und klebrig.«
    »Genau wie ich es mag.«
    »Hast du was über Alan rausgefunden?«
    »Nicht viel. Zu Hause erzähle ich dir mehr.« Allerdings bezweifelte er, dass er ihr etwas erzählen konnte, denn sie und Stephanie waren dann schon weg. Entweder bei Janet Simmons oder – was ihm lieber wäre, wie er jetzt erkannte – bei Jewgeni. Jedenfalls in Sicherheit. Dann konnte er endlich frei handeln und alles Nötige unternehmen, damit ihnen auch weiterhin kein Haar gekrümmt wurde. Doch eins nach dem anderen. »Hast du Penelope erreicht?«
    »Nein«, antwortete sie.
    »Und die Augen?«
    »Augen?«
    »Du weißt schon.«
    »Ach so. Spuren sind noch zu erkennen.« Aus dem Hintergrund kam Stephanies Stimme: »Schau nicht dauernd auf meine Augen!«
    Er war darauf gefasst, dass das neue Telefon irgendwann auf der Fahrt läuten würde, doch stattdessen klingelte kurz nach sechs das alte und zeigte eine unterdrückte Nummer. Zögernd meldete er sich. »Hallo?«
    »Milo! Hier ist Billy. Ich habe gute Nachrichten für Sie!«
    »Billy?«
    »Billy Morales. Von Redman Transcontinental.«
    Er verkniff sich ein Lachen, weil er nicht wusste, wie es gewirkt hätte. »Ah, hallo, Billy.«
    »Jetzt hat’s

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