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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Alan. Er wurde von Xin Zhu persönlich gedemütigt und ist jetzt besessen von Rache. Genau wie Sie bis zu einem gewissen Grad.« Seine letzten Worte galten Irwin. »Xin Zhu hat jemand in Ihr Büro eingeschmuggelt, davon waren Sie bestimmt nicht begeistert.« Nach einer Pause wandte er sich wieder an Collingwood. »Aber Sie … vielleicht täusche ich mich, aber ich glaube nicht, dass auch Sie einen persönlichen Groll gegen Xin Zhu hegen. Wahrscheinlich wurden Sie von Alan angesprochen, den sein Rachedurst aus der Bahn geworfen hat. Und was dann? Haben Sie einfach beschlossen mitzumachen?« Er schüttelte den Kopf, um zu zeigen, wie absurd er diese Vorstellung fand. »Ich verstehe nicht, was Sie hier überhaupt zu suchen haben.«
    »So haben Sie sich das Ganze also zurechtgelegt?«, fragte sie nach kurzem Zögern. »Eine simple Retourkutsche – wie du mir, so ich dir?«
    »Auge um Auge«, ergänzte Irwin.
    Eine Weile blieb es stumm, bis Milo feststellte: »Dann ist es also mehr als nur Rache.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Collingwood.
    »Aber Sie wollen es mir nicht erklären.«
    Sie schüttelte den Kopf. Irwin starrte einfach ins Leere.
    »Hören Sie, Mr. Weaver«, erklärte Collingwood schließlich. »Was Sie hier sehen – zwei Bürokraten, die in einem verstaubten Zimmer sitzen und Agenten dirigieren –, ist nur ein Teil der Geschichte. Wir haben die Sache nicht angefangen, sondern nur geerbt. Und jetzt wollen wir sie zum Abschluss bringen. Verstehen Sie?«
    »Nicht wirklich.« Milo wusste, dass Irwin durch seine Position im Senatsausschuss für Heimatschutz und Regierungsangelegenheiten in die Welt der Spionage geraten war. Aber Senatoren und hochrangige CIA -Beamte saßen nicht in sicheren Häusern herum – dafür heuerten sie andere Leute an. Die Benutzer von sicheren Häusern hatten die Aufgabe, die Identität von Politikern und hochrangigen CIA -Beamten zu schützen, die im Hintergrund die Fäden zogen. Doch in diesem Fall war es umgekehrt. Was auch immer hier lief, diese Gruppe war verzweifelt darauf bedacht, den Kreis der Eingeweihten möglichst klein zu halten.
    »Tut mir leid«, fügte sie hinzu. »Aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Und jetzt sind Sie dran mit Erklären.«
    Milo hatte fast die ganze Zugfahrt damit verbracht, sich eine Geschichte zurechtzuklopfen, denn mehr war es nicht: eine Geschichte. Wie bei jeder Befragung oder Vernehmung brauchte es eine vordergründige und eine tiefer gehende Motivation. Im Idealfall gab es noch eine dritte, die die Sache noch überzeugender machte, doch er glaubte nicht, dass das hier nötig war. »Ich wollte gar nicht reingezogen werden«, begann er. »Das wissen Sie ja schon. Alan hat versucht, mich zu gewinnen, bevor er abgehauen ist. Und Leticia hat es bei unserem Gespräch auch probiert.«
    »Und beide Male haben Sie Nein gesagt«, konstatierte Irwin.
    »Natürlich. Ich mag diese Welt nicht. Schon lange nicht mehr. Aber ich habe nicht mit Alans Hartnäckigkeit gerechnet. Er hat dafür gesorgt, dass die Entscheidung nicht mehr bei mir lag.«
    »Der Name«, bemerkte Collingwood.
    Irwin runzelte die Stirn. »Welcher Name?«
    »Der, den er vor seinem Verschwinden in London benutzt hat«, antwortete Milo. »Das war mein alter Deckname als Tourist.«
    Irwin warf Collingwood einen Blick zu: Das war ihm offenbar neu.
    Milo fuhr fort. »Sowohl die Deutschen als auch die Chinesen wissen, dass das mein Name ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eins von den beiden Ländern auf mich aufmerksam wird.«
    »Dann nehmen Sie doch Urlaub«, meinte Collingwood sachlich. »Mieten Sie sich mit Ihrer Familie ein paar Wochen irgendwo in Florida ein, bis die Sache vorbei ist. Ich kann Ihnen ein paar Telefonnummern geben.«
    Irwins Kopf pendelte. »Das wäre eine Idee, Milo.«
    Milo setzte ein grimmiges Lächeln auf. »Klar. Ich mach die Fliege und überlasse das Ganze Ihnen. Leticia, José, Hoang. Bestimmt werden Sie sich in den nächsten zwei Wochen mächtig ins Zeug legen und alles dafür tun, dass ich ungeschoren davonkomme, wenn Sie mit Ihrem Plan auf die Schnauze fallen.«
    Collingwood verzog den Mund. »Nathan, ich glaube, er vertraut uns nicht.«
    »Wenn ich dabei bin«, fuhr Milo fort, »habe ich wenigstens die Chance, meine Familie vor Schaden zu bewahren.« Fasziniert beobachtete Milo Irwins hüpfende Brauen.
    Collingwood trank erneut Wasser. »Sie möchten also, dass wir Sie mitmachen lassen, nur damit Sie sich schützen können?«
    »Und seine Familie«,

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